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Air Moon Safari

Zündstoff: Air – Moon Safari

Air Moon Safari, ein Soundtrack zum Dahinschmelzen

Air – Moon Safari, ein Soundtrack zum Dahinschmelzen

Die Jagd nach hörenswertem Hörstoff und genießbarem HiFi-Futter ist für mich ein leidiges Thema. Natürlich stecken in meinem CD-Köfferchen die „Standards“, die auf jeder Veranstaltung durch die Gänge säuseln – und Air.

Trotzdem muss ich es zugeben: Mit jazzig-bluesiger Kost kann mein Alternative- und Electro-Schädel nicht viel anfangen, mag sie auch noch so audiophil aus den Boxen tönen. Scheiben, die nur ansatzweise mit meinem Geschmack vereinbar sind und sich für Hörtests eignen, sind daher das reinste Fest für mich – und die Entdeckung von Airs Moon Safari fühlte sich dann auch an wie eine zweiwöchige Dauerparty.

Doch das war keine Liebe auf den ersten Blick. Als das französische Duo aus Jean-Benoît Dunckel und Nicolas Godin 1997 seinen legendären Erstling in den Handel brachte, triefte die Single-Auskopplung „All I Need“ aus jedem Küchenradio, lief in den Cafés dieser Welt in „heavy rotation” und verfolgte mich bald sogar durch Spielfilm- und Radio-Werbepausen. Nicht missverstehen, der Titel gefiel mir. Ausgesprochen gut sogar. Die warmen, üppig texturierten Klänge und der langsame und entspannte Takt der Musik erwecken in mir bis heute die Vermutung, der Begriff „schwülstig“ sei eigens zur Beschreibung von Moon Safari erfunden worden. Und wer konnte sich damals dem Charme von Beth Hirschs Stimme entziehen? Doch die Dauerberieselung war zu viel für mich: Eilig stempelte ich Air mit dem Label „nette Lounge-Musik“ und verdrängte den Song.

Air Moon Safari
Air – Moon Safari, Label: Source/Virgin, Format: CD/Vinyl

Jahre später, es mag um 2005 gewesen sein, stolperte ich in einem Bonner Plattenladen über das markante Cover und erinnerte mich an die Single. Und da die Scheibe – wir sprechen über die CD-Version – gerade unschlagbar günstig zu haben war, nahm ich sie einfach mit. Daheim wanderte der Silberling sofort in den Player … und das war’s.

Gleich der erste Song „La Femme D’argent“ zog mir die Schuhe aus. Auf das Geräusch prasselnden Regens folgt eine der coolsten Mute-Bass-Figuren, die ich kenne, während sich ein E-Piano – Pflichtprogramm in jedem Song der Franzosen – und ein kratzig-fiepender Synthesizer umranken. Die Abmischung ist perfekt und zeigt, dass Air damals nicht einzelne Instrumente, sondern die Wirkung des Gesamtklangs im Fokus hatten. Die dunkle Kolorierung der Instrumente wird von gelegentlichen Synthesizer-Effekten aufgebrochen, die einen wohldosierten, crispen und glasklaren Kontrast setzen. Am Ende des Titels steht ein unglaubliches Solo, in dem ich sofort Korgs MS-20 erkannte, reichlich eingetunkt in einen kurzen Raumhall und ein Tiefe schaffendes Delay. Egal, was ich damals eigentlich vorhatte, „La Femme“ zog mich vor die Anlage und kettete mich dort fest, sodass ich die Klassiker „Sexy Boy“, „All I Need“ und „Kelly Watch The Stars“ neu erleben durfte.

Und gleich darauf „Talisman“ – allein zu diesem Titel könnte ich einen schwärmerischen Aufsatz schreiben. Abermals bewähren sich ein gemuteter Fender-Jazz-Bass und das E-Piano als perfekte Spielpartner, die in diesem Song (bis heute einer meiner All-Time-Favorites) von einem Streicherensemble unterstützt werden. Obwohl der minimalistische Takt aus einem 70er-Jahre-Drumcomputer rasselt, möchte man sich zu der schwelgerischen Melodie all die Steve-McQueen-Filme von 1965–69 vorstellen, die nie produziert wurden. Die Franzosen verstehen es einfach perfekt, in einer Abmischung, die außerordentlich viel Tiefe besitzt und geradezu holografische Einblicke gewährt, klassische Melodien und Klänge mit modernen Synthie-Effekten und Percussions zu verbinden, um daraus minimalistische und doch (oder gerade deshalb) einprägsame Klanglandschaften zu bauen!

Air
Moon Safari
Label: Source/Virgin
Format: CD/Vinyl

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