Als ich letztes Jahr meine Xbox 360 einrichtete, hatte ich den Eindruck, ich würde ein Windows- Serverbetriebssystem aufsetzen und nicht etwa ein Stück Unterhaltungselektronik in Betrieb nehmen. Das führte mich zu der Frage: Wie würde denn eigentlich ein von Microsoft gebauter Plattenspieler aussehen?
Zunächst einmal könnte ich diesen fiktiven MS LP Player 1.0 wahrscheinlich gar nicht verwenden können, ohne ein Benutzerkonto anzulegen, dem ein Kennwort und mindestens zehn Sicherheitsfragen zugeordnet sind. Danach würde ich durch rund 20 Setup-Schritte geführt werden, bei denen ich meinen Hotmail-Account, meine Kreditkartendaten eingeben und am Ende einen lustigen Avatar auswählen müsste. Anschließend würde ich auf „Ich stimme der Lizenzvereinbarung zu“ klicken und 15 Seiten Juristen-Blabla überspringen, das ich ohnehin nicht verstehe.
Am Ende würde das Gerät wohl die Verbindung zum WLAN-Router verlieren und ich müsste einen Neustart einleiten. Danach lege ich meine erste LP ein und es erscheint die Meldung „Wollen Sie den Vorgang wirklich fortsetzen? – Ja/Nein/Abbrechen.“ Ich klicke auf „Ja“, ein Fortschrittsbalken versichert mir daraufhin, dass der Platten-Ladevorgang weniger als eine Minute dauern werde. Der Fortschrittsbalken würde aber rund eine halbe Stunde bei 99 % stehen bleiben.
Während des Hörerlebnisses würde mich der Plattenspieler auffordern, das Gerät wieder herunterzufahren, um wichtige Updates zu installieren. Die automatische Update-Funktion könnte ich nur mit Administratorberechtigung abstellen. Dummerweise hätte ich aber das Administratorkennwort mittlerweile schon wieder vergessen und müsste wohl oder übel lernen, mit den Unterbrechungen zu leben.
Der Plattenspieler würde per Webcam scannen, wie viele Ohrenpaare sich im Raum befinden, damit die GEMA-Gebühren volumengerecht abgeführt werden können. Außerdem könnte ich Schallplatten nur an solche Musikfreunde verleihen, die sich seit mindestens 30 Tagen auf meiner persönlichen Buddy-Liste befinden.
Nach etwa sechs Monaten würde mich das Gerät auffordern, drei meiner zehn geheimen Fragen zu beantworten. Da ich die geheimen Antworten natürlich schon längst wieder vergessen hätte, würde ich im Internet nach einem Support-Artikel suchen, der mir erklärt, wie ich die Sicherheitsfragen wieder zurücksetzen kann. Dieser erläutert aber mehr oder weniger, dass ich zuerst die Antworten auf mindestens drei seiner zehn Sicherheitsfragen kennen muss, um die Sicherheitsfragen zurückzusetzen.
Zu guter Letzt noch: Beim nächsten größeren Upgrade würden die Abspiel- und Pause-Tasten vom Gerät verschwinden und durch eine bizarr-bunte Kachelleiste ersetzt werden, mit der ich überhaupt nicht mehr zurechtkäme. Microsoft verspricht aber, die altbewährte Abspieltaste auf vielfachen Wunsch mit dem Upgrade des nächsten Jahres wieder zurückzubringen.
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