KSdigital / Johannes Siegler – Impulsgenau ins Studio und Wohnzimmer
Oft steht am Anfang eines Unternehmens eine technische Innovation, in anderen Fällen ist es schlicht der Enthusiasmus für eine Sache. Als Johannes Siegler 1996 die auf digitale Aktivlautsprecher spezialisierte Firma KSdigital ins Leben rief, war dies, neben seinen Ideen im Bereich der digitalen Signaltechnik, vor allem eine Folge seiner Faszination für Musik.
Schon in früher Jugend hatte Johannes Siegler Lautsprecher zusammengebaut und selbst Musik gemacht. Im Alter von elf Jahren lernte er Gitarre und spielte seit den 1980er-Jahren in verschiedenen Bands, von Pop über Folkrock bis hin zu Jazz und Avantgarde. Sein Studium der Elektro- und Nachrichtentechnik an der Universität in Saarbrücken beendete er mit einer Diplomarbeit zu digitalen Filtern mit endlich langer Impulsantwort (Finite Impulse Response). Eine sich daraus ergebende Artikelserie in einer Fachzeitschrift für Kommunikationstechnik weckte die Aufmerksamkeit der KS Beschallungstechnik GmbH, in der Siegler in der Folge als Softwareentwickler für digitale Signalprozessoren wesentlichen Einfluss auf die Produktentwicklung nehmen sollte. Da er parallel dazu auch ein Tonstudio betrieb und ihm auffiel, wie überlegen die digitale der im Studioequipment noch immer tonangebenden analogen Filtertechnik hinsichtlich Auflösung und Deutlichkeit der dargestellten Klangereignisse war, lag für ihn der Gedanke nahe, auch in den Markt für Studiolautsprecher einzusteigen. Nach der Konstruktion der ersten digital entzerrten Studioabhöre mit FIR-Filtertechnik ADM2 beschlossen Siegler und sein Geschäftspartner Dieter Klein 1996, für den Studiobereich die KSdigital GmbH zu gründen. Das bei der KS Beschallungstechnik für die Namen Klein und Steck stehende Buchstabenkürzel „KS“ passte dabei praktischerweise auch zur Kombination „Klein Siegler“.
Mittlerweile hat sich Klein wieder von KSdigital zurückgezogen, um sich ganz auf KS Beschallungstechnik zu konzentrieren. Die ADM2, die zwischenzeitig durch das technisch verbesserte Modell ADM20 ersetzt wurde, sollte zum Grundstein einer digital entzerrten Lautsprecherkollektion werden, bei der die patentierte FIRTEC-Technologie durch Phasen- und Amplitudenlinearität für zeitgenaue Impulswiedergabe und damit eine möglichst detailgetreue räumliche Wiedergabe sorgt, bei der sogar die Abhörposition im Raum miteinbezogen werden kann. Die für den Einsatz in Masteringstudios konzipierte Line-Master, die technisch mit der Line-Serie des 2000 von Siegler übernommenen HiFi-Aktivlautsprecherspezialisten Backes & Müller verwandt ist, verfügt daneben über die sogenannte Nearfield Extension Technology (NexT): Der Schall wird hier über einen Schlitzstrahler nicht wie sonst üblich kugel-, sondern zylinderwellenförmig abgestrahlt, was durch die effizientere Verteilung der Schallenergie im Mittel- und Hochtonbereich ab 800 Hertz zur doppelten Ausdehnung des reflexionsfreien Nahfelds führt. Als analoge Ergänzung der FIRTEC-Filterung speziell im tieferen Frequenzbereich kommt bei der Line-Master ebenso wie bei der ADM30 zudem die von Backes & Müller entwickelte dynamische Membrankontrolle (DMC) zum Einsatz, durch die willkürliche Schwingungen der Lautsprecherchassis eliminiert werden. Speziell für die Nah- und Mittelfeldwiedergabe in kleineren Studios wurde außerdem die analog entzerrte C-Linie entwickelt, bei der Koaxiallautsprecher für Impulsgenauigkeit sorgen. Für Musikenthusiasten, die auch im heimischen Wohnzimmer Wert auf möglichst naturgetreuen, räumlich präzisen Klang legen, wurde die KSD-Linie konzipiert, die die in den Studio-Serien bewährte Technik mit einem ansprechenderen Gehäusedesign verbindet, das flexibel an Kundenwünsche angepasst werden kann. Die Etablierung einer neuen, zudem auf Aktivlautsprecher spezialisierten Marke, sollte sich auf dem konservativen HiFi-Markt allerdings als weit schwieriger herausstellen als im professionellen Bereich, in dem KSdigital sich mittlerweile weltweit einen Namen machen konnte.
Herstellung und Zusammenbau der Produkte des derzeit vier Mitarbeiter umfassenden, in Eppelborn ansässigen Unternehmens erfolgen zum größten Teil im eigenen Werk in Saarbrücken; die Chassis werden nach speziellen Vorgaben von zwei europäischen Herstellern angefertigt.
Dabei hatte Johannes Siegler ursprünglich eigentlich gar nicht vorgehabt, sein Geld mit dem Bau von Lautsprechern zu verdienen. Die größte Leidenschaft des Entwicklers, der weiterhin an verschiedenen Bandprojekten mitwirkt, ist nach wie vor seine Gitarre. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht auch Profimusiker oder Instrumentenbauer werden können.
Leise oder laut?
Laut.
Analog oder digital?
Sowohl als auch, immer entsprechend den jeweiligen Anforderungen.
Röhre oder Transistor?
Siehe „analog oder digital“.
Schallplatte oder Download?
Download.
Waldlauf oder Fitnessstudio?
Waldlauf.
Trend oder Tradition?
Eine Mischung aus beidem. Man muss wissen, wo der Trend liegt, um zu überlegen, ob man die Tradition weiterentwickelt.
Tee oder Kaffee?
Kaffee.
Salat oder Steak?
Beides.
Wein oder Bier?
Wein.
Berge oder Meer?
Meer.
Buch oder Bildschirm?
Buch.
Jazzclub oder Opernhaus?
Jazzclub.
Bach oder Beatles?
Tendenziell eher die Beatles, aber lieber etwas ganz anderes, z. B. John Mayer.
Wagner oder Wacken?
Ist das nicht dasselbe? Ist mir beides etwas zu pathetisch.