ELAC Electroacustic GmbH / Wolfgang John – Traditionsunternehmen mit Veränderungspotenzial
Als Wolfgang John im Juli 1981 zusammen mit Dorothee Thomanek und Kurt Kreibich die Firma John & Partner gründete, um den Vertrieb für die Produkte des traditionsreichen Unterhaltungselektronikherstellers ELAC zu übernehmen, ahnte er nicht, dass er weniger als ein halbes Jahr später die Geschicke jenes Unternehmens lenken würde.
Der ursprünglich aus dem südmährischen Znaim stammende Österreicher John hatte zuvor mehrere Jahre als Vertriebsleiter für den Mikrofon- und Kopfhörerhersteller AKG Acoustics in Österreich und Deutschland gearbeitet. Wichtige Weichen für sein Leben waren während seiner Zeit als Schüler im vom Jesuitenorden geführten Internat des Kollegiums Kalksburg gestellt worden. Im Anschluss daran absolvierte John eine technische Mittelschule in der Nähe von Wien, stellte allerdings schnell fest, dass seine Stärken nicht im technischen Bereich, sondern im Verkauf und dem Umgang mit Menschen liegen.
Mitten in die erste große Präsentation auf der Berliner Funkausstellung platzte dann die Nachricht des Konkurses der ELAC, und John & Partner beschlossen kurzerhand, das Unternehmen selbst zu übernehmen. Am 31.12.1981, als allenthalben schon der Jahreswechsel gefeiert wurde, gelang es Wolfgang John, die Kreditverhandlungen mit Banken und Förderinstituten abzuschließen und die Überführung der ELAC Ingenieurtechnik GmbH in die ELAC Phonosysteme GmbH zu besiegeln.
Die ursprünglich im September 1926 gegründete ELECTROACUSTIC GmbH hatte sich zunächst als Spezialistin im Bereich der zivilen und militärischen Unterwasserakustik und -technik etabliert. Ab 1948 entwickelte sich das Unternehmen dann zu einem der weltweit führenden Hersteller von Plattenspielern. Bereits 1978 geriet die ELAC aber in unruhiges Fahrwasser, was zum ersten Konkurs und der Trennung von Phono- und Nautiksparte führte. Während letztere in den Besitz des US-amerikanischen Unternehmens Honeywell überging, übernahm die in Düsseldorf ansässige Integral Hydraulik den Phonobereich, welche allerdings das nötige Verständnis für HiFi-Produkte vermissen ließ. In der Folge führten falschen Managemententscheidungen erneut zum Konkurs.
Unter Johns Leitung begann sich das Unternehmen, das zuvor fast ausschließlich Plattenspieler produziert hatte, nach der Übernahme des Lautsprecher-Herstellers AXIOM Elektroakustik ab 1984 auf die Herstellung von Lautsprechern zu konzentrieren. Mit der Entwicklung des Rundum-Hochtöners 4Pi erlangte ELAC 1985 erstmals Aufmerksamkeit auf dem High-End-Lautsprechermarkt. Nach dem Aufkauf des in Konkurs geratenen Lautsprecherherstellers A.R.E.S. 1993 gelang es mit der Entwicklung des JET-Hochtöners, der in der Folge zum beständig weiterentwickelten Markenzeichen werden sollte, ELAC endgültig als Lautsprecherspezialisten zu etablieren. 1998 kehrte man zum traditionsreichen Namen ELAC Electroacustic GmbH zurück.
Innovative Entwicklungen aus jüngerer Zeit finden sich in einer On-Wall- sowie einer drahtlosen Lautsprecherlinie. Für die nahe Zukunft plant man die Produktion von Subwoofern, die per App gesteuert werden können. Die Fertigung von Tonabnehmern wurde dagegen 1997 eingestellt, da in Anbetracht der Entwicklung der Digitaltechnik nötige Investitionen in neue Fertigungsmaschinen und Mitarbeiter als nicht mehr lohnend erschienen – eine seinerzeit konsequente Entscheidung, die Wolfgang John angesichts des Vinyl-Revivals gleichwohl im Nachhinein ein wenig bereut.
Die Produkte der 50 Mitarbeiter beschäftigenden Firma werden zum großen Teil in Kiel produziert; lediglich in den niedrigeren Preissegmenten finden sich einige zugelieferte Modelle. Neben Deutschland, das einen Umsatzanteil von 50 Prozent ausmacht, sind Asien und Russland wichtige Märkte. Zur Veranschaulichung der Unternehmensphilosophie, deren Leitlinien in der Erfüllung hoher Kundenansprüche, sorgfältiger Verarbeitungsqualität und der technischen Innovation liegen, verweist Wolfgang John gern auf das Grimm’sche Märchen vom Fuchs und dem Wolf: Während Ersterer bei seinen Nahrungsraubzügen vorsichtig agiert und nicht zu viel frisst, handelt der Wolf gierig und unüberlegt, bis er am Ende vollgefressen auf der Flucht in einem Fenster stecken bleibt und erschlagen wird. Auch für das Unternehmen ELAC stehe umsichtiges Handeln im Vordergrund, nicht der schnellstmögliche Gewinn. Dazu gehört auch ein besonderes Augenmerk auf die nachhaltige Herstellung der Produkte, sei es im Hinblick auf die Herkunft des Holzes für die Gehäuse oder auf die Inhaltsstoffe des für den Anstrich verwendeten Lacks, wie auch penible Sorgfalt und geringe Toleranzen bei der Messung des Frequenzgangs der Lautsprecher.
Das Jahr 2015 ist für Wolfgang John mit einer einschneidenden Veränderung verbunden: Nach fast 34 Jahren verabschiedet sich der mittlerweile 70-Jährige aus der Leitung des Unternehmens in den Ruhestand. Am ersten Januar des Jahres übernahm der gelernte Audioingenieur Gunter Kürten seine Nachfolge in der Geschäftsleitung von ELAC.
Nachtrag:
Im Juli 2016 wurden die neuen Firmenräume von ELAC im Wissenschaftspark Kiel bezogen. Nach einer rund halbjähriger Umbauzeit wurden die ehemaligen Fabrikräumen in der Fraunhoferstraße 16 fertig gestellt. Die Produktions- und Lagerräume haben jetzt eine Größe von rund 2.000 qm. Hinzu kommen noch rund 800 qm für einen angemessenen Empfangsbereich nebst Büros, Sozialräumen und einem Hörraum. Damit hat ELAC mit seinem Geschäftsführer Gunter Kürten nach rund 30 Jahren in der Rendsburger Landstraße den Firmensitz an die frühere Wirkungsstätte zurückverlegt.
Hier geht’s zur großen Reportage zum 90. Geburtstag von ELAC.
Leise oder laut?
Leise.
Analog oder digital?
Digital.
Röhre oder Transistor?
Transistor.
Schallplatte oder Download?
Download (in CD-Qualität).
Waldlauf oder Fitnessstudio?
Beides.
Trend oder Tradition?
Tradition.
Tee oder Kaffee?
Chinesischer Grüntee.
Salat oder Steak?
Salat.
Wein oder Bier?
Rotwein.
Berge oder Meer?
Berge.
Buch oder Bildschirm?
Bildschirm.
Jazzclub oder Opernhaus?
Opernhaus.
Bach oder Beatles?
Beatles.
Wagner oder Wacken?
Wagner.