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Wetterbericht

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…und dann war da noch…

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Man möchte einen Text ja eigentlich nicht auf der Toilette beginnen.

Dieser hier aber nimmt dort seinen Anfang. Genauer auf einem Gästeklo an der Ostseeküste: Man kann es sich nicht aussuchen, wo einen die Inspiration heimsucht. In jenem Raum ist der Lichtschalter mit einem in der Wand verbauten Radio gekoppelt. Wenn man mal muss, muss man obendrein R.SH hören, und wer Radio Schleswig-Holstein nicht kennt, dem sei erklärt: Das bedeutet, wie bei fast allen Formatradiostationen, steril-fröhliches Geplapper rund um die ewig selben 20 Songs. Natürlich kann man das Radio ausschalten. Mach’ ich aber nicht. Ein paar Minuten R.SH am Tag sind zu Schulungszwecken nicht verkehrt. Und hätte ich mich jüngst nicht um sechs Uhr morgens den Sabbelkaskaden eines fast verdächtig gut gelaunten Moin!-Show-Moderationsduos hingegeben, ja, dann würde es diesen Text nicht geben.

Denn ich erfuhr dies: Taylor Swift hat als Solokünstlerin den Rekord von Elvis Presley mit den meisten Wochen auf Platz eins der US-Albumcharts gebrochen. Mit dem Album 1989 (Taylor’s Version) führte die 34-jährige Grammy-Preisträgerin Anfang Januar zum 68. Mal die Billboard 200 an. Elvis, vor bald 47 Jahren gestorben/verschwunden/zum Heimatplaneten zurückgekehrt, hatte es mit Alben wie Elvis Presley und Moody Blue insgesamt 67 Mal an die Spitze des wöchentlichen Rankings geschafft.

Und mit dieser Nachricht, das darf ich überrascht und mit Stolz sagen, ahmt die Realität nach, was wir hier auf der letzten Seite von FIDELITY schon längst praktizierten: Die Themen „Taylor Swift“ und „Elvis“ auf einen Nenner zu bringen. In den vergangenen beiden Folgen dieser Kolumne hatte ich mich ja zunächst um Elvis gekümmert, der zum einen als runderneuerte Wachsfigur in Berlin neue blaue Augen bekommen hat und zum anderen nun tatsächlich – in persona eines geliebten Löwenkopfkaninchens – von uns gegangen ist und seine letzte Ruhe im Garten der Schwiegermutter in Schleswig-Holstein fand.

In der Folge darauf, in FIDELITY Nr. 71, ging es um meine aus väterlichem Leichtsinn erworbenen Karten für ein Konzert von Taylor Swifts „Era“-Tour. Erst als ich eine aberwitzige Summe ins Internet gekippt hatte, wurde mir gewahr, wie groß die Künstlerin doch ist. Nicht wie Elvis. Einen Song in der monumentalen, emotional-eruptiven Einzigartigkeit, wie sie die Interpretationen des King von oftmals gar nicht eigenen Stücken auszeichnete, hat Taylor Swift nicht im Katalog. Selbst „Shake It Off“ nicht. Aber, um mal Elvis zu zitieren: That’s all right. Dafür ist Taylor Swift Rekord-Sammlerin. Ihre Tournee wird die – nach Umsatz – erfolgreichste Konzertweltreise aller Zeiten werden. Ihr Auftritt in Seattle vergangenen Sommer löste ein seismisches Erdbeben aus. Und sie war 2023 „Person of the Year“ des Time-Magazins und stach damit König Charles III, Putin, Chinas Regierungschef Xi Jinping, OpenAI-Gründer Sam Altmann und Barbie aus. Ich erkenne an: So ein Potpourri an Populärbekanntschaften muss man erst mal hinter sich lassen. Swift „war wie das Wetter“, erklärt Time-Chefredakteur Sam Jacobs. „Sie war überall.“ Das stimmt. Sogar auf dem Gästeklo ist man nicht sicher.

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PS: Unnützes Wissen, Teil 34

Seit 1927 wählt Time eine Person aus, die das zu Ende gehende Jahr geprägt hat. Der erste auf dem Titel des US-Magazins war Atlantiküberquerer Charles Lindbergh. Es folgten unter anderem Gandhi, Martin Luther King, Nelson Mandela, 14 US-Präsidenten, drei Päpste und Diktatoren wie Hitler und Stalin. Und nun ist Taylor Swift amtierende „Person of the Year“. Erstmals wurde damit eine Musikerin für ihr künstlerisches Schaffen geehrt. Swift habe es geschafft, „in einer gespaltenen Welt, in der viele Institutionen scheitern, Grenzen zu überschreiten und eine Quelle des Lichts zu sein“. It’s only rock’n’roll.

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