Viablue NF-S6 AIR Silver und SC-6 AIR Silver
In letzter Zeit sind neben Viablue mehrere Kabel durch meinen Hörraum gegangen, deren sensationeller Klang mich jubeln ließ − während mir die dazugehörigen Preisschilder gleichzeitig Tränen in die Augen trieben.
Immerhin hatten die jeweiligen Hersteller auch Günstigeres im Angebot. Hier würden sich dann, wie es so schön heißt, Gene der Referenzmodelle finden. Ein schwacher Trost.
Was, wenn nun aber einer käme und sich dem Prinzip der im Stratosphärischen endenden Preisliste verweigern würde? Der stattdessen sagte: Ich gebe mein Bestes, und das sollen sich so viele wie möglich leisten können? Das scheint der Anspruch von Viablue zu sein. Bei dem im baden-württembergischen Malsch angesiedelten Kabelspezialisten ist das Ende der Fahnenstange in einer Preisregion erreicht, da fangen andere überhaupt erst an. Die hier antretenden Topmodelle in den Kategorien Lautsprecherkabel und NF-Verbinder namens SC-6 AIR Silver und NF-S6 AIR Silver kosten 717 Euro (Lautsprecherkabel: 3-Meter-Stereopaar) und 266 Euro (Cinch: 1-Meter-Stereopaar). Viablue nennt sie „Referenzkabel für erstklassigen Musikgenuss“.
Optik und Anfassqualität der dicken, textilummantelten Verbinder könnten tatsächlich auch im vierstelligen Euro-Bereich punkten. Die hauseigenen Cinch- und Hohlbananenstecker, die sich auch separat erwerben lassen, liegen dank robuster Aluminiumkorpusse sicher in der Hand. Das Leitermaterial ist grundsätzlich sauerstofffreies Kupfer. Im Detail: Viablue verwendet im NF-Kabel versilberte Kupferlitzen, im Lautsprecherkabel werden dagegen reine Kupferlitzen mit solchen mit versilberter und, was ungewöhnlich ist, verzinnter Oberfläche kombiniert. Letztere trüge zu einer „natürlichen und ausgewogenen Signalübertragung“ bei, heißt es.
Der innere Aufbau basiert auf Hohlkernen aus Silikon, um die herum sich die Leiterbündel winden. Diese strukturgebenden Schläuche nennt Viablue „Airpipes“. Sie sollen wesentlichen Anteil am klanglichen Resultat haben. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Kapazität zwischen einzelnen Kupferadern besonders niedrig halten und die Induktivität minimieren.
Die Viablue-Kabel mussten ihren Charakter im Duell mit meinen fast dreimal so teuren französischen Verbindern von Fadel Art preisgeben. Dass daraus, anders als der Preisunterschied vermuten ließe, keine leichte Übung wurde, spricht schon deutlich für die Qualität der süddeutschen Herausforderer.
Beide Viablue-Kabel kommen unüberhörbar aus dem gleichen Stall – was für die Entwickler spricht, die offenbar ihren Job verstehen. Sie klingen plastisch und kraftvoll und setzen den Zuhörer im Zweifelsfall lieber eine Reihe näher ans Geschehen.
Dynamisch lassen die süddeutschen Verbinder nichts anbrennen, und zwar im Groben wie im Feinen. Bei der hervorragend produzierten Platte Brother’s Keeper der Neville Brothers rücken die Viablues die Sänger nah an die Bühnenkante, womit sie musikalisch besonders eindringlich wirken – während meine Fadels hier betont weiträumig und plastisch aufspielen und den Melodiefluss betonen. Das kritische Lauschen auf Unterschiede im Auflösungsvermögen oder bei der Basswiedergabe bringt eher akademische Unterschiede zum Vorschein. Von allzu verkopfter audiophiler Analytik lenken die Viablues sehr gekonnt ab, indem sie sich in den Disziplinen tonale Homogenität, Rhythmik und Groove keine Fehler leisten.
Referenzkabel für erstklassigen Musikgenuss also? Ja, besser könnte ich es nicht ausdrücken. Und auch der Preis stimmt bei Viablue. Dicke Empfehlung.
Info
NF-Kabel Viablue NF-S6 AIR Silver, OFC-Kupfer versilbert
Preis: ab 236 €/70 cm
Lautsprecherkabel Viablue SC-6 AIR Silver, OFC-Kupfer/versilbert/verzinnt
Preis: ab 567 €/150 cm
Kontakt
Viablue GmbH
Dieselstraße 6
76316 Malsch
Telefon +49 7246 943 112