Valvet A4.5
Die kompakten Energieriegel aus dem kühlen Norden setzen ihre Class-A-Hitze in kristallklaren Wohlklang um.
In aller Kürze:
Der Valvet A4.5 ist die reinste Vollendung: Schick, handlich, perfekt verarbeitet, klanglich in jeder Hinsicht überragend – der endgültige Verstärker!
Als mir Monoendstufen als Testobjekte angekündigt wurden, schoss mir der Gedanke an ein Paket von wahrscheinlich 50 oder mehr Kilogramm und daraus resultierenden Rückenschmerzen durch den Kopf. Erleichtert stellte ich dann aber fest, dass es sich um handliche, wenn auch äußerst massive Endstufen von jeweils „nur“ 13 Kilo handelte. Schon bei der Installation machten die Valvet-Monoblöcke einen exzellenten Eindruck. Die perfekt verarbeiteten Gehäuse der Valvet A4.5 strotzen vor Solidität. Besonders die schwarz eloxierte, 15 Millimeter starke Aluminiumfront und die massiven Kühlrippen machen einen überzeugenden Eindruck. Letztere bilden die Flanken der kompakten Quader. Das seidig glänzende ziegelrote Eloxal verleiht ihnen eine pfiffig-elegante Note. An sich bin ich kein Freund von bunten HiFi-Gerätschaften, aber gerade mit dem in die Front eingefrästen und im Betrieb rot hinterleuchteten Valvet-„V“ finde ich das Design unwiderstehlich.
Ein Blick auf die Rück- und Unterseite stellt auch den High-End-Gourmet zufrieden. WBT-nextgen-Lautsprecherterminals und -Cinchbuchsen, Neutrik-XLR-Eingänge, Furutech-Rhodium-Netzeingang (mit markierter Netzphase) sowie Absorberfüße von Alto Extremo zeugen von hohem Qualitätsanspruch bis ins Detail. Dass die Monoblöcke auf drei Füßen stehen, gefällt mir sehr, ist es doch die sicherste Methode, einen kippelfreien Stand zu gewährleisten.
Dipl.-Ing. Knut Cornils ist Inhaber, Geschäftsführer und Entwickler der Audiomanufaktur „VALVET High-End Verstärkung“ in Personalunion. Jedes einzelne Gerät seines Portfolios, das eine Vor- und drei Endstufen umfasst, fertigt er selbst. Auf diese Weise ist er in der Lage, auch auf spezielle Kundenwünsche einzugehen. Bei der Entwicklung seiner Verstärker folgt er einem klaren Credo: Möglichst simple Schaltungen, die mit wenigen, aber höchstwertigen Bauteilen realisiert werden. Eine Philosophie, die mir sympathisch ist. Ein bisschen wie in der wirklich großen Kochkunst, die den Geschmack ohne modisches Beiwerk durch perfekte Garzeiten und wenige, fein abgestimmte Gewürze auf den Punkt bringt.
Cornils verwendet völlig undogmatisch Glaskolben und Halbleiter in ihrem jeweils besten Anwendungsbereich. In den Endstufen kommen daher ausschließlich Transistoren in Class-A-Betrieb zum Einsatz. Ein weiteres Merkmal seiner Amps sind die sensationell überdimensionierten Netzteile. Die gigantischen Ringkerntrafos (2 x 270 W) in seiner Vorstufe – ja, sie haben richtig gelesen, „Vorstufe!“ – stünden manchem Doppel-Monoendverstärker gut zu Gesicht.
Zurück zu den Testobjekten. Bei Valvets A4.5-Monoblöcken handelt es sich um die fünfte Entwicklungsstufe der A4-Verstärkerreihe, deren erste Version Anfang der 2000er Jahre ihr Debüt auf der HIGH-END-Bühne feierte. Unverändert zum Vorgänger A4 MKII werkelt nur ein Leistungstransistorpaar im Gegentakt-Class-A-Betrieb. Laut Cornils bringt das zur Leistungserhöhung notwendige Parallelschalten mehrerer Leistungstransistoren klangliche Nachteile mit sich.
Die A4.5 erreicht eine im Vergleich zum Vorgänger höhere Leistung von 60 Watt an 8 Ohm bzw. 100 Watt an 4 Ohm. Das liest sich erst einmal recht unspektakulär, aber in meiner Peripherie bin ich nie auch nur annähernd an Leistungsgrenzen geraten. Diese Souveränität ist wohl dem üppig dimensionierten Netzteil zuzuschreiben. So wuchs die Trafoleistung auf 500 Watt je Block, die Gleichrichterdioden wurden durch „schnelle“ 60-A-Typen ersetzt. Die Ringkerntrafos fertigt ein nordrhein-westfälischer Spezialist nach Valvets Vorgaben. Überhaupt legt Cornils großen Wert darauf, dass sich seine Zulieferer möglichst nah an seinem Produktionsort (dem beschaulichen Bargteheide nordöstlich von Hamburg) befinden.
Dass das Motto „Viel hilft viel“ nicht immer berechtigt ist, musste Cornils feststellen, als er die in der A4.5 erstmalig verwendeten Elektrolytkondensatoren entdeckte. Obwohl die Guided-Current-4TTN-Elkos weniger Kapazität zur Verfügung stellen, klangen die Endstufen in seinen Ohren besser. Cornils erzählte, dass begeisterte Kunden ihre Endstufen mit den neuen Kondensatoren nachrüsten ließen. Die Auswahl der Bauteile fällt er in ausgiebigen Hörvergleichen. Aus diesem Grund bestehen die internen Kabel aus reinem Silber, obwohl messtechnisch kein relevanter Unterschied zum Kupfer festzustellen sei, so der Ingenieur. Der durch die äußere Hülle erweckte Eindruck bestätigt sich in den Eingeweiden der Endstufen: alles vom Feinsten! Das ist natürlich kein Garant für höchsten Wohlklang per se, ließ aber schon eine gewisse Erwartungshaltung aufkommen.
Den Endstufen muss man bei der Aufstellung circa zehn Zentimeter Freiheit zu allen Seiten gönnen, heißt es in der Bedienungsanleitung. Die Endstufen werden durch den Class-A-Betrieb bis zu 60 Grad warm. Entsprechend luftig platzierte ich die Verstärker im Rack. Die „harten“ Netzschalter befinden sich vorne rechts an der Unterseite der Endstufen. Die optimale Lösung: Bei der Platzierung oben oder gar auf der Frontplatte wäre das schlichte Design dahin, an der Rückseite wäre die Bedienung unhandlich. Die Alto-Extremo-Füße erzeugen einen komfortablen Abstand zur Aufstellfläche, sodass die Schalter leicht zu bedienen sind. Nach einem satten Klack schnurrten die A4.5 kurz zufrieden auf und das Valvet-„V“ zeigte in leuchtendem Rot die Betriebsbereitschaft an. Durch die Lüftungsschlitze schimmerte ein blaues Licht. Was ich zuerst für ein Designmerkmal ähnlich der in der Auto-Tuning-Szene beliebten Unterbodenbeleuchtung gehalten habe, hat einen gänzlich technischen Hintergrund: Es handelt sich um LEDs, die als Grundlast für die Stromversorgung der Eingangsstufen dienen. Auf Wunsch passt Cornils die Farbe dem leuchtenden V der Frontplatte an oder blendet sie mit geeigneten Maßnahmen komplett ab.
Meine Befürchtung, dass die Valvet-Monoblöcke mit meiner Electrocompaniet-Vorstufe nicht harmonieren würden, erwies sich als unbegründet. Nach einer Aufwärmphase von etwa 30 Minuten spielten sie wie aus einem Guss.
Hin und wieder genieße ich es, mich in vollkommenem Wohlklang zu suhlen. Was ist dazu besser geeignet als eine ACT-Produktion wie Wolfgang Haffners Kind Of Spain? Unmittelbar nachdem die ersten Töne den Raum durchfluteten, wurden die besonderen Fähigkeiten der kompakten Blöcke deutlich. Völlige Losgelöstheit und Klarheit der Musik sowie die holografische Bühnendarstellung lassen vergessen, dass es sich um eine Reproduktion handelt. Schnelligkeit, Auflösungsvermögen, Dynamik, Impulsfestigkeit – all diese Anforderungen erfüllen die A4.5 spielerisch. Auch aufnahmetechnisch unauffälligen Produktionen entlockten die Monos eine Lebendigkeit, die mir bisher verborgen blieb. Solostimmen und Instrumente wurden nicht über den Bühnenrand hinaus übergroß in den Vordergrund geschoben, sie behielten eine realistisch eingebundene Position auf der Bühne. Immer wieder kamen mir Attribute wie Klarheit, tonale Reinheit und Geschmeidigkeit in den Sinn.
Nachdem meine üblichen Verdächtigen (gut produzierte, aber zu oft gehörte Tonträger) ihre Pflicht getan hatten, machte ich mich auf eine musikalische Reise durch lange vernachlässigte Scheiben. Denez Prigent, ein hierzulande kaum bekannter Künstler, gilt in seiner bretonischen Heimat als einer der besten Interpreten der überlieferten Liedformen Kan ha diskan (Tanzlied) und Gwerz (Klagelied). Er mischt traditionelle Klänge ohne Berührungsängste mit modernen Elementen zu einem aufregenden Gebräu. Bei „E trouz ar gêr“ wird der bretonische Gesang von Bombarde und Binioù (traditionelle Blasinstrumente mit bis ins Mark durchdringendem Ton) begleitet. Tiefe Synthiebässe und fundamentale Drumbeats stehen in krassem Gegensatz hierzu und liefern eine an Techno erinnernde Basis. Diese exotische Mixtur steigert sich, ergänzt durch vielfältiges Instrumentarium und Soundeffekte, zu orkanartigem Getöse. Die A4.5 bleiben davon vollkommen unbeeindruckt. Sie geben jedem Klanglayer den notwendigen Raum, mit klarer Struktur und scheinbar grenzenloser Dynamik.
Das Gehörte weckte meine Neugier auf die Valvet-Vorstufe. Knut Cornils reagierte umgehend, und zwei Tage später stand ein weiteres Gerät im Hörraum. Nur Minuten danach war die Soulshine2 MKII Bestandteil des Test-Setups. Wen wundert’s, dass diese Kombination noch schlüssiger zusammenspielte? Besonders Feindynamik und Transparenz profitierten. Diese Erkenntnis provozierte einen Ausflug in die Alte Musik. Ich bin kein großer Liebhaber von Opern, aber wenn Roberta Invernizzi Vivaldi-Arien singt, geht die Sonne auf. Die Valvet-Kombination schafft es, die kristallklare und doch mit Wärme ausgestattete Stimme äußerst natürlich wiederzugeben. Das begleitende Barockorchester La Risonanza wird in allen Proportionen, klanglich wie räumlich, perfekt dargestellt. Molto bellissimo! Cornils reduzierte Formsprache in Kombination mit der stringent ausgelegten Schaltung spiegelt sich in der Performance der A4.5-Monoblöcke wider. Eine derart souveräne und natürliche Wiedergabe habe ich selten erlebt, und wenn, dann nur bei Setups, die ein Vielfaches kosten.
Die Valvet A4.5 sind „End“verstärker in doppeltem Sinn: Sie stehen nicht nur am Ende der Verstärkungskette, sondern können auch das Ende einer Suche nach dem audiophilen Nirwana bedeuten.
Info
Endverstärker Valvet A4.5
Konzept: Monoendverstärker in Class-A-Bauweise
Eingänge: XLR symmetrisch (Neutrik), RCA asymmetrisch (WBT)
Ausgang: Lautsprecher (WBT)
Leistung (4/8 Ω): 100/60 W
Verstärkung: 26 dB
Besonderheiten: Reinsilber-Innenverkabelung, kein Netzkabel im Lieferumfang, Füße Alto Extremo
Ausführungen: Aluminium schwarz, pulverbeschichtet, Kühlkörper schwarz eloxiert oder in verschiedenen Farben (ohne Aufpreis), Front verchromt (400 € Aufpreis)
Maße (B/H/T): 23/13/35 cm (inkl. Füße und Buchsen)
Gewicht: je 13 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: um 7200 €
Kontakt
Valvet High-End Verstärkung
Fliederbogen 8a
22941 Bargteheide
Telefon +49 4532 267651
info@valvet.de
Mitspieler
Plattenspieler: TW Acustic Raven GT2
Tonarme: Raven 10.5″ und 9.5″
Tonabnehmer: Skyanalog REF, Clearaudio Concerto V2, Excalibur Platinum
CD-Player: Electrocompaniet EMC 1 MK V
Verstärker: Valvet Soulshine2 MKII, Electrocompaniet EC 4.8, Electrocompaniet EC AW250R, Lab 12 Melto2
Lautsprecher: Audio Physic Spark auf Solidsteel SS-5
Stromversorgung, Kabel: IsoTek Aquarius/Syncro/Optimum, AudioQuest Yukon/NRG-Z3, Zavfino Gold Rush, Kimber 8TC, WBT
Zubehör: Audio Physic VCF V Magnetic plus, Lehmannaudio Stage 1, TW Turntable Mat, Sonic Voice, bFly-audio Octopus, Nessie Vinylmaster