Ultrasone Volcano – Der Außergewöhnliche
Wenn eine renommierte Kopfhörer-Manufaktur das Wagnis eingeht, einen kompromisslosen Edel-Kopfhörerverstärker zu erschaffen, spitzen Kopfhörerfans die Ohren. Der Ultrasone Volcano ist ein außergewöhnliches Gerät – in vielerlei Hinsicht.
Die bayerische Kopfhörer-Manufaktur Ultrasone steht für außergewöhnliche Produkte, die – vermutlich der Nähe zu den Alpen geschuldet – regelmäßig neue Gipfel erklimmen. Dabei setzen die Kopfhörer-Besessenen, die in der Nähe des Starnberger Sees auf Gut Raucherberg werkeln, auf Nachhaltigkeit und eine klimaschonende Arbeitsweise im Einklang mit Standort und Natur. Das ist so löblich wie sympathisch, weswegen der Test einer Schöpfung aus diesem Hause immer mit einem Sympathiebonus abläuft. Der gleichwohl keine stocktaube Lobhudelei sein darf. Denn auch wenn das Auge bei unserem wunderbaren Hobby gerne mithört und schon mal zu „Betriebstaubheit“ führt, soll im Falle unseres Prüflings, des Ultrasone Volcano, nichts als die reine Klangwahrheit gesprochen sein.
Der Ultrasone ist kompromisslos – vom Standfuß bis zum Regler
Der Volcano macht schon durch ein wahrhaft exklusives Preisschild auf sich aufmerksam: Nicht weniger als 19 000 Euro rufen die Bajuwaren für ihren Edel-Verstärker auf. Dafür erhält man einen echten Boliden. Fast acht Kilogramm bringt der Amp auf die Waage. Neben ihm nimmt sich mein Referenz-HPA, der Violectric V200, wie ein unscheinbares graues Mäuschen aus. Die massive, eindrucksvoll strukturierte Frontplatte und die Massivholz-Seitenblenden vermitteln das Luxus-Understatement eines Konzertflügels oder einer hessischen Messsucherkamera. Das Gewicht resultiert in erster Linie aus der Konstruktion des Volcano. Denn wir haben es mit einem Röhrenverstärker zu tun, der – wie es sich gehört – mit einem riesigen, schweren Ringkerntrafo höchster Güte ausgestattet ist. Wenn ein HiFi-Hersteller auf die gute alte, in Highender-Zirkeln immergrüne Elektronenröhre setzt, muss er alles geben. Heißt: Angefangen bei den selbstverständlich selektierten Glaskolben bis hin zum Trafo müssen alle Bauteile strengste Anforderungen erfüllen. Folgerichtig kommen für den Ultrasone nur Komponenten in Frage, die strengen Militärstandards genügen. Darüber dürften sich auch audiophile Pazifisten freuen, denn nur wegen der Nachfrage des Militärs werden nach wie vor Röhren und Komponenten für Röhrenschaltungen in derart herausragender Qualität produziert. Die Bayern sind jedenfalls überzeugt von ihrem Volcano und geben eine lebenslange Garantie. Unser Testgerät hat Seitenteile aus Kirschbaumholz, auf Wunsch liefert die Manufaktur einen individuell gefertigten Volcano auch mit anderen Hölzern.
Einfachheit ist auch Trumpf in puncto Schaltungsdesign und Bedienung: Der Volcano ist so logisch und übersichtlich konstruiert, dass seine Servicefreundlichkeit augenfällig ist. So sind die Röhren – bekanntlich ein Verschleißteil – leicht auswechselbar. An Ausgängen finden sich auf der Front der übliche 6,3-Millimeter-Stereoklinkenanschluss, ein symmetrischer XLR-Anschluss für entsprechend ausgestattete Kopfhörer wie den hauseigenen Star Edition 15 sowie ein vierpoliger, gleichfalls symmetrischer Pentaconn-Anschluss. Der rot illuminierte Einschaltknopf findet sich linksseitig über dem eingravierten Ultrasone-Schriftzug, und in der Mitte ragt der gewaltige Lautstärkesteller hervor. Dieses Poti ist ein feinmechanisches Meisterwerk, da kratzt garantiert nichts. Rückseitig sehen wir die Eingänge – je zweimal RCA und XLR – sowie die Buchse für das Stromkabel. Dass der Volcano anders als die Spitzen-Kopfhörer nicht auf Gut Raucherberg, sondern in Ungarn gefertigt wird, hat übrigens nichts mit Sparmaßnahmen zu tun. Die Werkstatt, in der unser Testkandidat Gestalt bekommt, wurde von Ultrasone ausgewählt und genügt vollumfänglich den hohen Ansprüchen der Bayern. Einmal zum Leben erweckt, leuchtet es hellrot aus dem Inneren des Volcano. Das wohlige Glimmen stammt nicht von den Röhren, sondern von LEDs, die den Hörer in die richtige Stimmung bringen sollten.
Ein HPA von der Qualität des Volcano kann grundsätzlich natürlich jeden Kopfhörer antreiben. Laut Hersteller ist er jedoch besonders gut auf den Edition 15 abgestimmt. Das rund 3000 Euro teure Flaggschiff wird allenthalben hoch gelobt und passt optisch perfekt zu dem Boliden. Glücklicherweise lieferte uns Ultrasone einen Edition 15 mit, sodass ich das wahre Ultrasone-Hörerlebnis erfahren konnte. Deswegen sei jetzt auch die Gerätebeschreibung abgeschlossen. Denn wir wollen nur eines wissen: Wie klingt er, der Volcano?
Klangfarbenbekenntnisreichtum
Zunächst gilt es, sich ein Hörbild vom Edition 15 zu verschaffen. Folglich ist er mit dem V200 verbunden, Oscar Peterson darf mit seinem Album My Favorite Instrument in 24-bit/88-kHz-Auflösung via Audirvana den Steinway zum Klingen bringen, und es ist sofort ohrenfällig: Der Edelhörer ist ein feinauflösender, der Wahrheit verpflichteter Spitzenhörer, der alles richtig und definitiv besser macht als mein heißgeliebter AKG K 702 Studio. Exzellent! Ich wechsle die Musik. Nun darf das Keith Jarrett Trio mal wieder zeigen, was „The Meaning Of The Blues“ vom Album Standards, Vol. 1 in puncto Edelklang wirklich bedeutet: ein Tonfall zum Niederknien und Festhören. Doch ist der Edition 15 nicht das Thema.
Deswegen schlägt nunmehr die Stunde des Volcano, der schon mal ganz still warmlaufen durfte. Einmal mehr das Trio – und ich stutze. Das klingt völlig anders. Die Direktheit und unerschütterliche Stabilität, wie sie nur der Violectric liefern kann, ist gänzlich verschwunden. Stattdessen ist der Klang luftiger und räumlicher. Eine gewisse Präsenz verleiht dem weich gespielten Flügel Jarretts eine ungewohnte Transparenz. Kenner des Röhrenklangs wissen längst: Das ist Röhrencharakter in Reinkultur. Denn die Röhre klingt nicht „warm“, nur weil es seit Jahrzehnten so zu lesen ist. Die Röhre hat einen herrlich luftigen, frischen Klang, der, bei bester Ausführung der Schaltung, Feinauflösung und Feindynamik par excellence beherrscht. Mitklingende, geradzahlige Oberwellen mögen alle, einen winzigen Hauch davon liefert auch der Volcano. Als HiFi-Gerät ist er aber im Rahmen des technisch Machbaren vorbildlich klirrfest. „Verzerrungen“ blieben außen vor.
Ich befinde, dass das Ultrasone-Duo mit diesen Qualitäten auch analog aufzuspielen hat, und höre fortan Vinyl: Die Original-LP des Keith Jarrett Trios, die überwältigende LP In Tune der Singers Unlimited mit dem Oscar Peterson Trio und zum Schluss die kaum bekannte Instrumental-LP Guitarero von Peter Horton. Das ist eine DMM-Superproduktion, die den Österreicher, seine Musik und seine Flamencogitarre in einen Fusion-Kontext stellt. Sollten Sie das Album sichten: Sofort verhaften! Tatsächlich erlebe ich dieses Album dank des Volcano auf eine neue, andere Art. Ich erkenne, was „musikalischer Klang“ heißt: Dieser Kopfhörerverstärker ist ein Interpret, der dem Material seinen persönlichen Fingerabdruck gibt. Dabei wunderbar detailverliebt, transientensicher und nie das große Ganze aus dem Auge – Pardon – den Ohren verlierend. Wohlklingend, euphonisch und damit audiophil: So lautet das Klangfarbenbekenntnis des Ultrasone Volcano. Der Audiophile mit Individualgeschmack wird es lieben.
Wir meinen
Ein Röhren-Kopfhörerverstärker der Edel(st)klasse, der ein wundervolles Klangfarbenbekenntnis abgibt und an hochkarätigen Hörern ein einzigartiges Erlebnis garantiert.
Info
Kopfhörerverstärker Ultrasone Volcano
Konzept: Kopfhörerverstärker in Röhrentechnik
Ausgänge: 1 x Klinke (unsymmetrisch), 1 x XLR (symmetrisch), 1 x Pentaconn (symmetrisch); alle Anschlüsse sind parallel betreibbar
Eingänge: 2 x Cinch, 2 x XLR
Besonderheiten: hochwertigste Bauteile, von Hand gebaut, Sonderoptionen ohne Aufpreis möglich, auf Ultrasone Edition 15 abgestimmt
Lieferumfang: Netzkabel, Bedienungsanleitung
Maße (B/H/T): 27/7/35 cm
Gewicht: 7,55 kg
Garantiezeit: lebenslang
Preis: um 19 000 €
Kontakt
ULTRASONE AG
Gut Raucherberg 3
82407 Wielenbach
Telefon +49 881 901150 0