Artist:
Tyrone Vaughan
Title:
Downtime
Label Format:
Blues Boulevard/H’art, CD
1.
Ist es wichtig, einen Papa oder einen Onkel zu haben, der berühmt ist?
Nicht wirklich. Ein berühmtes Familienmitglied kann helfen, einen Plattenvertrag zu bekommen. Es kann aber auch die Erwartungen allzu hoch schrauben. Denken Sie an Ihre eigene Familie – und was dort alles nicht so ganz rund läuft. Warum also sollte es im Fall von Tyrone Vaughan (Sohn des Fabulous Thunderbirds-Gitarristen Jimmie Vaughan, Neffe des genialen, viel zu früh gestorbenen Stevie Ray Vaughan) anders sein? Die Performance des Juniors an Gitarre und Mikrofon ist ordentlich, mehr aber auch nicht. Auch in puncto Songwriting gibt es keine einzige Überraschung auf Downtime.
2.
Warum werden die meisten Songs auf Downtime ausgeblendet?
Es ist wie immer, wenn ausgeblendet wird: Entweder fehlen die Ideen für ordentliche Song-Abschlüsse. Oder die Band daddelt selbst im Studio auf ewig weiter und findet kein Ende. Und wer will das schon hören. Es steht also der Verdacht auf musikalische Faulheit im Raum, manchmal auch auf schlichtes Unvermögen. Im konkreten Fall wirkt Tyrones Band ganz gut eingespielt und auch ziemlich routiniert. Vielleicht schon zu routiniert.
3.
Gilt man in Texas schon als „sharp dressed man“, wenn man Jeans mit Bügelfalten trägt?
Bin ich Texaner? Fragen Sie jemanden anderen. Das Booklet behauptet genau das, ich aber hasse gebügelte Jeans. Und ob die Fender Stratocaster des Bügelfaltenjeansträgers Tyron nun Rot ist oder nicht, ist mir total wurscht.
4.
Warum nimmt ein Gitarrist, der texanischen Bluesrock spielt, ein Album ausgerechnet in Kanada auf?
Vermutlich, um ungestört von anderen texanischen Bluesrockgitarristen, die in der Heimat schon ungeduldig an der Studiotür rütteln würden, den typischen Südstaaten-Twang im Norden einzuspielen. Think Musikantenstadl goes Hongkong – oder so. Das kann womöglich inspirierend sein. Muss es aber nicht. Wie man hört.
5.
Gibt es Songs auf Downtime, die an die musikalischen Highlights von Papa oder Onkelchen Vaughan heranreichen?
Nein.
6.
Wie bitte, nur 10 Songs und 36 Minuten Laufzeit?
Gut so. Nicht wenige der besten Alben aus der Pop- und Rockgeschichte brauchten nur eine runde halbe Stunde, um sich mit einer Handvoll grandioser Songs für immer ins Gedächtnis des Hörers einzubrennen. Und die allerbesten veränderten mit einer geballten halben Stunde die Musikwelt. Im konkreten Fall schrammt das Album, ohne ein einziges erkennbares Highlight, knapp an einem Langeweileanfall vorbei. Immerhin.
7.
Gibt es wenigstens in puncto Sound Gutes zu vermelden?
Na ja, „Downtime“ ist ja nicht wirklich schlecht produziert, allerdings ganz schön fett auf den Hüften und, wie fast alles heutzutage, ziemlich stark komprimiert. Das tut dieser Spielart mitunter ja ganz gut. Doch audiophil oder auch nur aufregend gut produziert ist hier nichts. Als Anspieltipp für diesen konventionellen („gut abgehangenen“) elektrifizierten Bluesrock benenne ich, ääh, keinen einzigen Titel. Dieses Album ist irgendwie Gebrauchsmusik für Trucker oder andere Leute, die reichlich Kilometer abreißen müssen und dabei beim Musikhören keinerlei Überraschungen wünschen.