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Trigon Exxceed Vollverstärker

Trigon Exxceed Vollverstärker im Test

Mit dem Exxceed stellt Trigon eine komplette Schaltzentrale zwecks Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf die Beine.

Vollverstärker Trigon Exxceed – Glückliche Familienzusammenführung

Mit dem Exxceed stellt Trigon eine komplette Schaltzentrale zwecks Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf die Beine. Inklusive Nachbrenner samt Schub und Leuchtkraft wie vom anderen Stern.

Trigon Exxceed Vollverstärker

Na, was haben Sie zum Weihnachtsfest bekommen? Socken, Krawatten und einen Flakon Pitralon von der Schwiegermutter? Schade für Sie! Doch zugleich die optimale Ausrede, sich selbst eine kleine Entschädigung für die verlorenen Schlachten am Büffet oder den Genuss öffentlich-rechtlicher Galashows zu gönnen. Wie wäre es beispielsweise mit einem überaus hübschen Vollverstärker? Kräftig wie ein guter Bordeaux, sämig wie Mutters Soße zum Rinderbraten, dabei locker-luftig wie eine Mousse au Chocolat und quirlig wie Bläschen im Champagnerglas? Klingt lecker? Ist es auch! Und geht lediglich ins Ohr, nicht auf die Hüften!

Der Vollverstärker ist das erste Modell einer neuen Serie, bei denen auch die Ohren große Augen machen werden. Im Laufe des Jahres wird die Exxceed-Reihe sukzessive um einen Medienserver samt Laufwerk zum Rippen auf Roon-Plattform und ein Set aus Vor- und Endstufe erweitert, die hier in der Redaktion schon heiß erwartet werden. Doch bis zu deren Erscheinen bietet der Integrierte Exxceed genug Möglichkeiten, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Trigon Exxceed Vollverstärker
Aufgeräumt und bedienfreundlich, die Front des Exxceed.

Auf den ersten Blick denkt man, einen Verstärker vor sich zu haben, wie er klassischer nicht sein könnte. Mit zwei großen Drehreglern vorne, massiven Kühlkörpern auf beiden Seiten und einer ganzen Armada von Anschlussmöglichkeiten im Rücken. Doch der Exxceed hat deutlich mehr unter der Haube, als es auf den ersten Blick scheint. Trigon kombiniert im Exxceed traditionellen Verstärkerbau mit moderner Digitaltechnologie. Schon das beträchtliche Gewicht deutet auf ein randvolles Innenleben in vertrauensfördernder Dimensionierung hin. Ein mit chirurgischer Präzision geführter Schraubendreher bestätigt diese Vermutung. Nach Entfernen unsichtbar versenkter Schrauben, die den resonanzdämpfenden Deckel halten, erkennt selbst der Laie ohne Probleme den doppelten Mono-Aufbau der Verstärkersektion. Gleich zwei Ringkerne regeln dafür (und für den Rest gleich mit) die Spannungsversorgung, flankiert von Endstufenzweigen samt ausreichend Stromreserven in Form von reichlich Kondensatoren. Entstehende Verlustwärme der vier Transistoren pro Kanal wird mittels massiver Kühlrippen an die Umgebung abgeleitet. Und die Dinger sind keine Show, denn wenn man ihn über längere Zeit fordert, trägt der Exxceed seinen Teil zum heimeligen Klima im Hörraum bei.

Trigon Exxceed Vollverstärker
Die Phasenmarkierung am Stromzugang mussten wir selbst hinzufügen. Merken Sie sich die Position, das spart einen Arbeitsschritt beim Aufstellen. Wunderbar, dass sich das Tuning-Potenzial von Erdung momentan überall herumspricht. Der Exxceed bietet eine separate Schraubklemme dafür.

Das hintere Drittel beherbergt auf zwei Etagen und in maximaler Entfernung zu den Netzteilen dann Anschlüsse, Vorstufe und den D/A-Wandler. Vier analoge Quellen, eine davon in symmetrischer Ausführung, finden im Erdgeschoss Anschluss. Auch an Liebhaber von Bandgeräten und Bi-Amping wurde in Form von Cinch- und XLR-Ausgängen gedacht.

Eine Reihe darüber findet dann die Gegenwart in Form von insgesamt vier S/PDIF-Eingängen Anschluss. Wer sich auch in Zukunft keine Sorgen um kommende Digitalstandards machen will, investiert überschaubare vierhundert Euro in das optionale USB-Modul, das sämtliche bekannten Digitalformate problemlos akzeptiert. Der zweite USB-Anschluss soll ermöglichen, den Exxceed immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Nextgen-Terminals von WBT machen das Anschlussfeld komplett. Oder vermissen Sie noch etwas? Einen Phonoeingang vielleicht? Auf den wurde in Anbetracht des rappelvollen Innenlebens und eventueller Emissionen der Digitalabteilung auf selbigen konsequenterweise verzichtet. Sagen wir besser er wurde räumlich ausgelagert: Die aktuelle Version der Vanguard passt optisch perfekt zum Design des Exxceed und macht die Universalschaltzentrale komplett. Selbst an die Möglichkeit, den Amp über einen der frei konfigurier- und pegelbaren Eingänge in ein Heimkinosystem einzuschleifen, wurde gedacht.

Trigon Exxceed Vollverstärker
Mechanisch überlässt Trigon nichts dem Zufall: Entkoppelnde Füße, dämpfende Gehäusekonstruktion, eine robuste Aluminium-Fernbedienung und sogar ein sehr anständiges Stromkabel werden mitgeliefert. Aufstellen, Ausphasen, und schon ist der Exxceed optimal spielbereit.

Wer glaubt, hier ende die Funktionsvielfalt, wandelt auf dem Holzweg. Über den linken Regler gelangt man durch Drehen und Drücken in die Tiefen der Menü-Unterfunktionen, in denen man sich über Stunden verlaufen kann, ohne dass der Exxceed auch nur einen Ton von sich geben muss. Sie möchten die Eingänge individuell benennen, nach der Rangfolge Ihrer Lieblingshaustiere, Kinder oder Ehefrauen beispielsweise? Kein Problem, ein wenig drehen, ein bisschen drücken, schon heißt der CD-Spieler „Bello“, „Bernhard“ oder „Bianca“ statt schnöde „Input 1“. Sie mögen es bunt? Auch kein Problem: drücken, drehen, und zack leuchtet das Display passend zur Söllner-Platte in „Grea“, „Göib“, „Roud“. Oder wie immer es beliebt. Wem es nun zu bunt wird, der freut sich vielleicht über die wählbaren Filter der Wandlerstufe oder das ausgeklügelte Powermanagement, das in Parameter wie Helligkeit der Anzeige, Lautstärkeregelung sowie die maximale Konsumdauer eingreift. Chronisch Anhängige können hier eine therapeutisch vertretbare Maximaldosis einstellen, die einen nach – sagen wir – vier Stunden automatisch wieder in die Realität zurückholt, indem sie den Amp auf Standby schaltet.

Trigon Exxceed Vollverstärker
Mechanisch überlässt Trigon nichts dem Zufall: Entkoppelnde Füße, dämpfende Gehäusekonstruktion, eine robuste Aluminium-Fernbedienung und sogar ein sehr anständiges Stromkabel werden mitgeliefert. Aufstellen, Ausphasen, und schon ist der Exxceed optimal spielbereit.

Mein musikalisches Suchtverhalten wurde schon vor langer Zeit als nicht therapierbar eingestuft, daher bleibt diese Option außen vor und der Exxceed über vier Wochen in Betrieb. Vertriebsmitarbeiter Helge Micklitz hatte mich vorgewarnt, der Exxceed sei ähnlich nach Strom wie unsere Redaktion nach Musik süchtig und reife mit jeder Stunde länger am Netz zu einem aller Kraft zum Trotz immer flüssiger und feinsinniger agierenden Aggregat.

Ausnahmsweise war Zeit mal kein Thema in der Redaktion – der Exxceed konnte sich über gute zwei Monate akklimatisieren. In Verbindung mit feingeistigen Stimmungsaufhellern wie der Inklang 13.3 (Test FIDELITY Nr. 41) gelingt eine drahtige, transparente, dabei weiträumige Illusion des musikalischen Geschehens auf der imaginären Bühne. Ein Livemitschnitt aus den Neunzigern der Pop-Rocker von Fury in the Slaughterhouse wird zum Drohnenflug über die Bühne und fördert Details ans Ohr, die schon immer auf dem Silberling gewesen sein müssen, doch bisher nie so recht deutlich wurden. Dass hier eine recht funky Basslinie in „Won’t Forget These Days“ enthalten ist, erscheint ebenso neu wie die leicht schräge zweite Chorusstimme des Gitarristen vorne links. Sobald man quasi „im Vorbeihören“ neue Details in bekannten Scheiben entdeckt, scheint es, als rückten diese klarer in den Fokus, und man fragt sich, ob man all die Jahre nie richtig hingehört hat. Ist der Exxceed jetzt ein gnadenloser Analytiker, der messerscharf jedes Detail seziert? Mitnichten! Er bindet seine überschäumende Detailfreude in einen angenehm griffig strukturierten Gesamtkontext, reagiert zackig und doch überlegt auf Impulse, was den Livecharakter sehr realistisch rüberbringt.

Trigon Exxceed Vollverstärker
Drei Geräte in einem: Im Prinzip haben wir mit dem Exxceed zwei diskrete Mono-Verstärker vor uns, die über völlig getrennte Netzteile verfügen. Im maximal möglichen Abstand zu den Trafos liegen die gemeinsame Vorstufe und der D/A-Wandler, den wir im Foto in seiner vollen Pracht sehen können.

Das junge Glück war leider nicht von Dauer. Die Inklang mussten ins Fotostudio, neue Schallmöbel waren für den gleichen Tag angekündigt. Die Inklang drückt der Thivan Eros 9 (Test FIDELITY online) praktisch die Klinke zum Musikzimmer in die Hand, und diese profitiert sofort vom angenehm warmen Betriebszustand des Exxceed. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wird gleichzeitig mal wieder die Installation und Konfiguration meines Rechners zur brauchbaren Musikquelle fällig. Was für Sie als Endverbraucher eine einmalige und dauerhafte Sache ist, raubt mir manchmal den letzten Nerv. Dauernd wechselnde Netzwerkgeräte verlangen nach immer neuen Treibern und ähnlichem Kram, und ich verliere den Überblick, wenn sich bei mir die Programme in den Weg kommen. Zum Glück reagiert Fiete Mieglitz, quasi der Meister Yoda der Software im Hause Trigon, ähnlich tiefenentspannt auf den DAU („Dümmsten anzunehmenden User“, sprich mich) wie der Exxceed auf fiese Klangexperimente à la Mr. Bungle: Mit Humor, Ruhe und dank der gelassenen Art von Magier Mieglitz laufen die Treiber nach fünf Minuten Fernhilfe wie am Schnürchen. Alleine hätte mich das Stunden gekostet! Und natürlich hätte nichts so funktioniert, wie es sollte. Das Chaos in meiner Foobar-Datenbank hält ihn deutlich länger auf, doch entwirrt er es der Betriebssicherheit halber gleich in einem Aufwasch mit. Das daraus resultierende Telefongespräch war das kurzweiligste und zugleich aufschlussreichste Gespräch über Musikwiedergabe seit dem Gedankenaustausch mit Holger Stein zu seinem Stateline-Amp. Dank der Fernhilfe aus Fuldabrück decodieren Foobar und Exxceed endlich jeden Track, der sich in den Abgründen der Festplatte findet, egal ob HiRes oder MP3, mühelos und ohne Ruckeln.

Das „Klangwellenbad in Moog“ der Tüftler Rudz&Pauszek, Pantha Rhei, liegt sowohl physisch auf dem Plattenspieler wie auch auf der Festplatte als FLAC-Datei parat. Was für mich zwei Stunden Entspannung mit der Wirkung eines Wellnesswochenendes in der Schweiz bedeutet. Beide Quellen beweisen dabei einen ähnlich ungebremsten Energiefluss, sprudeln vor quirligen Details und lassen es an keinem Ende des Frequenzbandes in irgendeiner Form fehlen. Unterschiede zu beschreiben hieße hier über die Duftnote des Badezusatzes im Klangwellenbad zu philosophieren. Ist möglich, trägt aber nicht zur Entspannung bei. Wer es unbedingt wissen möchte: Das Vinyl hatte hauchdünn die Nase vorn.

Der weiteren Regeneration des Nervenkostüms förderlich ist dagegen eine seltene Viertelstunde demütiger Andacht. Gregorio Allegris Misere mei, Deus unter der Leitung von Edward Higginbottom passt zwar thematisch nicht zum Weihnachtsfest, erzeugt jedoch bei Religionsmuffeln wie mir eine selten verspürte Form der Demut angesichts der schlichten Schönheit des Gesangs. Welch’ Genius das Wolferl gewesen sein muss, sich diese himmlischen Gesänge einzuprägen und aus dem Kopf niederzuschreiben (der 14-jährige Mozart hörte das Werk in der Sixtinischen Kapelle in Rom). Welch’ Genuss, was der Trigon über den USB-Eingang daraus macht. Der versammelte Chor des New College of Oxford steht einerseits ordentlich sortiert, doch zugleich als geschlossene Einheit vor mir und passt zusammen mit zwei schrankgroßen Schallmöbeln sowohl in Größe als auch dynamischem Umfang bequem in einen Zwölf-Quadratmeter-Raum, ohne dass beim Hörer Platzangst oder Beklemmung aufkommt. Der Trigon suggeriert an den Thivan Eros 9 fast grenzenlose Weite, spielt mit feinen Modulationen, bewahrt dabei, aller Strahlkraft und Brillanz der höchsten Lagen zum Trotz, seine Geschlossenheit, in der jedes Detail am richtigen Platz zu sein scheint, ohne eine Spur von Schärfe zu erzeugen, die eine Kombination aus Hochwirkungsgrad-Lautsprechern an kraftvollen Transistorverstärkern gelegentlich zeigen kann.

Damit steht der Exxceed-Vollverstärker im Zusammenspiel mit seiner designtechnischen Vorhut, der Phonovorstufe Vanguard III, zu gleichen Teilen stabil in der (analogen) Vergangenheit, findet sich dank reichlicher Anschlüsse bestens in der Gegenwart zurecht und lässt den Besitzer aufgrund umfassender digitaler Konnektivität und Update-Möglichkeiten entspannt in die Zukunft schauen. Oder besser hören. Egal wie – Ihre Ohren werden mit dem Trigon Exxceed auch in Zukunft noch Augen machen.

Wir meinen

Exxceeding! Ein Präzisionsinstrument mit chirurgischem Gespür für Details.

Trigon Exxceed Vollverstärker Navigator

 

Info

Vollverstärker Trigon Exxceed
Funktionsprinzip: Transistor-Vollverstärker mit DAC
Leistung: 120/170 W (8/4 Ω)
Frequenzumfang: 20 Hz–20 kHz
Eingänge digital: 4 x S/PDIF (je 2 x koaxial und optisch) USB (PCM/DSD, 400 €)
Eingänge analog: 4 x Line (3 x Cinch, XLR)
Ausgänge: Lautsprecher, Line-Out (XLR), Pre/Rec-Out (Cinch), Kopfhörer (6,3-mm-Klinke)
Besonderheiten: diverse Parameter im Menü anpassbar, Display dimmbar, Systemfernbedienung (160 €), USB-Anschluss für Systemupdates
Ausführung: Aluminium natur oder schwarz eloxiert, auf Anfrage verchromt
Maße (B/H/T): 44/11/38 cm
Gewicht: 18 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: 3800 €

 

Kontakt

Trigon Elektronik GmbH, Crumbacher Straße 60, 34277 Fuldabrück, Telefon 0561 207 5388 0

 

www.trigon-audio.de

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