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Triangle Magellan Cello 40th

Triangle Magellan Cello 40th

Der Welt-Lautsprecher

Triangle Magellan Cello 40th

Zum 40-Jahr-Jubiläum gönnt der französische Schallwandler-Hersteller Triangle sich und seinen Fans mit der Magellan Cello 40th etwas Kleines, aber Feines. Eine jener Boxen, die man auf die einsame Insel mitnehmen würde. Was ein interessantes Licht auf die ungewöhnliche Modellbezeichnung wirft.

Triangle Magellan Cello 40th

In aller Kürze:
Die Triangle Magellan Cello 40th ist ein im Grundsatz problemloser Lautsprecher, erfordert aber Sorgfalt: Akribie bei der Platzierung und Feinjustage dankt sie mit subtilem Klangzuwachs.

Triangle Magellan Cello 40th


Er wollte um die Welt segeln, er suchte die mythische Nordwestpassage zu den Gewürzinseln – und er bezahlte seinen großen Traum mit seinem Leben und mit dem eines Großteils seiner Crew: Fernando de Magellan. Der um 1485 geborene Portugiese ging 1519 auf die Reise, fand etwa nach einem Jahr tatsächlich die später nach ihm benannte Magellanstraße und überquerte mit seinen Männern als erster Europäer den Pazifik. Auf der philippinischen Insel Mactan wurde er von wütenden Stammeskriegern getötet. Seine Reise war der greifbare Beweis für die Kugelform der Erde. Wenn nun der französische Lautsprecherproduzent Triangle seine Jubiläumsbox zum 40-jährigen Bestehen „Magellan Cello“ nennt, ist diese Modellbezeichnung durchaus als Programm zu verstehen: Hier sucht man nach neuen Wegen zu besserem Klang.

Beweisen muss man sich und anderen beim Familienunternehmen Triangle gleichwohl schon lange nichts mehr. Die Franzosen haben in der Lautsprecher-Spitzenklasse ihre eigene Signatur hinterlassen, und da macht die Triangle Magellan Cello 40th keine Ausnahme. Um die nur einen guten Meter hohen, auffallend schlanken, aber mit 39 Kilo pro Lautsprecher ziemlich schweren Standboxen korrekt im FIDELITY-Hörraum aufzustellen, hatte Jürgen Reichmann, der den deutschen Vertrieb der Frankreich-Preziosen innehat, mit Markus Brogle einen ausgewiesenen Technikkenner und Lautsprecherexperten beauftragt. Und der fütterte uns locker plaudernd mit so vielen Details zu Konzeption und Konstruktion, dass vieles an dieser Stelle nur angerissen werden kann. Sind die in hochglänzendes Zebrano-Furnier – so viele Klarlack-Schichten (zwölf!) kennt man ansonsten nur aus dem Klavierbau – gekleideten Schönheiten doch eine der klügsten Kon­struktionen, die wir in den letzten Jahrzehnten getestet haben. Bei der Jubiläumsbox zum „40-Jährigen“ überließ Triangle nichts, aber auch gar nichts dem Zufall.

Triangle Magellan Cello 40th
Das ist weder eine künstliche Bienenwabe noch die Detailansicht eines Sommerkleids, sondern eine Schnittansicht des Magellan-Tieftöners – so geht die Dämpfung unerwünschter Partialschwingungen à la Triangle.

Das fängt mit der sinnreich ausgetüftelten Prozedur an, mit der man die Magellan Cello von ihrer Schachtel befreit. Obwohl ich nur empfehlen kann, sich zum Auspacken der Magellan Cello 40th mindestens einen kräftigen Menschen zur Seite zu holen, geht es, wie Vertriebsprofi Markus mit souveränem Grinsen vorführte, notfalls auch ohne „Sidekick“. Weil sogar die Verpackung derart hinterfragt konstruiert ist, dass der Umgang mit der Cello keine Last, sondern ein Vergnügen ist.

Und so geht das auch weiter. Die schlanke Box mag so elegant wie ein Model daherkommen – neben Zebrano gibt es noch andere Furniere und auch Hochglanzschwarz beziehungsweise -weiß –, aber so zickig wie eine Laufsteg-Schönheit gebärdet sich die schicke Kleine zu keiner Zeit. Das beginnt beim Wirkungsgrad, der mit 90 Dezibel pro Meter auch den Einsatz leistungsschwächerer Verstärker erlaubt. Wir stöpselten während der so langen wie lustvollen Hörsitzung von unserer kräftigen T+A-Vor-End-Kombi interessehalber auf den kleinen Audio Note I Zero um, einen Röhrenvollverstärker, der aus vier ECL82-Röhren gerade einmal acht Watt Sinusleistung pro Kanal zaubert. An der Triangle-Box reichten die nicht nur problemlos für schon das Gehör gefährdende, dabei völlig unverzerrt klingende Pegel aus. Die Röhren brachten zudem ein Mehr an Klangfarben ins Spiel, das die Triangle Magellan Cello 40th als ebenso breites wie tiefes Panorama in den Hörraum projizierte.

Triangle Magellan Cello 40th
Die Triangle Magellan Cello 40th ist eine Zierde für jedes Wohnzimmer – und verbirgt hinter ihrem schlanken Äußeren riesiges Klangpotenzial.

Gehört wurde übrigens konsequent mit Stoff von der Schallplatte, da ist Markus Brogle eigen, und zumal im „Vorführpaket“, das er in Ismaning dabeihatte, waren ein paar exzellente schwarze Scheiben verschiedener Epochen enthalten. Darunter nostalgisch stimmender 80er-Jahre-Pop, dem man alles zugetraut hätte, nur nicht das Potenzial für beglückende Hörerlebnisse.

Geht man auf Ursachensuche, warum selbst solche mittelmäßig produzierte Musik über die Triangle noch für einen gewissen Aha-Effekt und ganz viel Spaß sorgt, muss man in der HiFi-Geschichte deutlich mehr als besagte vier Jahrzehnte zurückgehen, dahin, wo Breitbandchassis das Maß der Dinge im Lautsprecherbau waren. Nein, nicht jene dumpf tönenden Dinger, die in Dreingabe-Boxen für billige Kompaktanlagen vor sich hin muffelten, sondern jene Vollbereich-Kunstwerke, die den schwierigen Job authentischer Schallwiedergabe besorgten in den Tagen, als man auf komplizierte Weichen oftmals verzichtete, weil es die dafür notwendigen elektronischen Bauteile (noch) nicht als bezahlbare Massenware gab.

Triangle Magellan Cello 40th
Ohne Standplatte und Mittendorn würde die Triangle Magellan Cello 40th weder sicher stehen noch gut klingen: Bei diesem Standlautsprecher ist alles ganz genau durchdacht.

Die Gene der Breitbänder finden sich in der Triangle Magellan Cello wieder, obwohl sie an sich eine genuine Dreiwege-Box ist. Der Mitteltöner kann im Alleingang Frequenzen von 70 Hertz bis vier Kilohertz abdecken, also etwa vier Oktaven des musikalischen Spektrums. Die Membran ist aus Zellulosefasern, vulgo sehr stabilem Papier, und wird mit einer vergleichsweise harten Gewebefaltsicke eingespannt, um keine Chance zu unerwünschtem Eigenleben zu bekommen. Weil das Chassis den gerade für die Stimmwiedergabe entscheidenden Bereich mehr oder weniger im Alleingang übernimmt, können Tief- und Hochtonbereich mit Filtern angekoppelt werden, die deutlich weniger steilflankig als bei vergleichbaren Konstruktionen eingreifen – das Klangbild wirkt hörbar homogener, Übernahme- und Randverzerrungen wird man bei der Magellan Cello vergeblich suchen. In der Mitte des Chassis fungiert ein Polypropylenkegel, mit dämpfendem Latex beschichtet, als zeitgemäße Definition eines Phaseplugs. Auf den massiven Magneten dieses Mitteltöners könnte so manches Mitglied der Tiefton-Fraktion neidisch werden – bei Triangle ist das nur ein weiterer Kniff, um Verzerrungsarmut mit Wirkungsgrad zu kombinieren.

Triangle Magellan Cello 40th

Eine französische Feinschmecker-Praline ist der Kalottenhochtöner, denn der verkörpert so etwas wie das Markenzeichen der Franzosen: eine Hornkonstruktion, die dank ihrer sorgsam berechneten Form erreicht, dass der Hochtöner praktisch pegelgleich mit dem Mitteltöner spielt. „Deshalb müssen wir den Pegel nicht auf der Frequenzweiche anpassen, was der Dynamik und der Spielfreude zugutekommt“, erklärt Markus Brogle. Auch beim Hochtöner sorgt ein Phaseplug dafür, dass keine vagabundierenden Schallanteile das auf Klarheit getrimmte Klangideal beeinträchtigen. Willkommene Quittung für den Aufwand ist die luftige Transparenz der Triangle und eine Räumlichkeit, die man eher einer Zweiwege-Kompaktbox zutrauen würde.

Nun kaufen sich in der Regel ja jene einen Standlautsprecher, die etwas größere Räume mit Musik füllen wollen und auch Interesse an einem profunden Bassbereich haben. Die Triangle Magellan Cello 40th arbeitet nicht mit einem großen Tieftöner, sondern mit zwei Basschassis à 16,5 Zentimeter Durchmesser, die nicht nur schwingungstechnisch erfahrungsgemäß leichter in den Griff zu bekommen sind, sondern auch das Ideal einer schmalen Schallwand umzusetzen helfen. Je breiter die Schallwand eines Lautsprechers ausfällt, desto eher steigt das Risiko, dass sich an ihren Kanten Interferenzen bilden, die den Klang beeinträchtigen. Bei Triangle sind die Tieftöner als dreischichtiges Membran-Sandwich aufgebaut. Eine Wabenstruktur aus Zellstoff ist von Glasfaserschichten eingerahmt, was nach Herstellerangabe für „ein optimales Masse-, Dämpfungs- und Steifigkeitsverhältnis der beweglichen Baugruppe“ sorgen soll.

Triangle Magellan Cello 40th

Das Ergebnis gibt den Entwicklern recht: Im Frequenzkeller verhält sich die Triangle Magellan Cello 40th sehr kultiviert und ultrasauber, marschiert bei Bedarf bis auf 35 Hertz hinunter und vermeidet dabei Schwammigkeit und Aufdickung in den unteren Mitten – mit ein Verdienst der präzise definierten Zusammenarbeit mit dem Mitteltöner. Selbst bei im Tiefton sehr energiereicher Musik wie Johann Sebastian Bachs d-Moll-Toccata und -Fuge stößt die Französin selbst bei schon bösartig hohen Pegeln nicht an ihre Grenzen, zumal ein nach vorne abstrahlendes Bassreflexrohr den Bassbereich frei von Strömungsgeräuschen unterstützt.

Die Triangle Magellan Cello 40th als Rock’n’Roll-Box zu missbrauchen käme mir dennoch nicht in den Sinn, denn am schlüssigsten agiert sie, wenn sie mit akustischem Stoff jeglicher Provenienz gefüttert wird. Das kann das klassische Kammertrio sein, das live aufgenommene Jazzensemble oder auch der russisch-griechische Dirigent Teodor Currentzis, der mit seinem Orchester MusicAeterna geschwinden Schrittes durch Ludwig van Beethovens Fünfte Sinfonie eilt. Dem Triangle-Meisterstück gelingt der Spagat zwischen flächiger Tutti-Wucht und feinem Pizzicato-Filigran, und auch die dynamischen Verhältnisse gibt dieser Ausnahmelautsprecher zwischen sehr leise und superlaut größenrichtig und bruchlos wieder.

Bildergalerie
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Das bedingt unter anderem eine sehr stabile Gehäusekonstruktion. Zwar kommt kein Vollholz zum Einsatz, „dann könnte man den Lautsprecher nicht mehr heben“, grinst Markus Brogle. Ein mehrschichtiger Aufbau aus sogenanntem HDF (High Density Fiberboard), das über Wochen hinweg in Form gebogen wird, bis es keine Lust mehr hat, sich wieder zurückzubiegen, wird mit einem Innenskelett, das jedem Wolkenkratzer zur Ehre gereichen würde, verstärkt. Dieser Aufbau sorgt dafür, dass das Gehäuse, das durch seine „runden Ecken“ stehende Wellen vermeidet, nicht mitschwingt, wenn die Chassis arbeiten. Das rückwärtige Anschlussfeld erlaubt Single- wie Bi-Wiring-Anschluss, die Weiche wurde nicht einfach hinter die Klemmen geschraubt, sondern gut gedämmt und fern von Infraschall im Gehäuse verstaut.
Der von vorn gut sichtbare Mittelspike sorgt für eine sichere Dreipunkt-Positionierung des Schallwandlers, der sich mit ausreichend Abstand zu Seitenwänden und Rückwand am wohlsten fühlt und leicht eingewinkelt sein hohes Potenzial korrekter Raumdarstellung voll zur Geltung bringt.

Bleibt der Preis, der mit 12 000 Euro pro Paar angesichts des Gebotenen vergleichsweise überschaubar ausfällt. Vor allem, weil kein zusätzliches Vermögen in die Verstärkerelektronik investiert werden muss, um die Magellan Cello zum Leuchten und Klingen zu bringen. Und mit ihr auf musikalische Weltumsegelung zu gehen. Gute Reise!

Triangle Magellan Cello 40th

Info

Lautsprecher Triangle Magellan Cello 40th

Konzept: 3-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Bestückung: 2 x 16,5-cm-Tieftöner, 16,5-cm-Mitteltöner, 25-mm-Hornhochtöner
Wirkungsgrad (1 W/1 m): 90 dB
Nenn-/Musikbelastbarkeit: 250/300 W
Übertragungsbereich: 35 bis 30 000 Hz
Trennfrequenzen (12/24 dB/Okt.): 350/2500 Hz
Nennimpedanz: 8 Ω
Maße (B/H/T): 37/114/43 cm (inkl. Standfuß)
Gewicht: 39 kg
Ausführungen: piano golden oak, piano shadow zebrano, piano space black
Garantiezeit: 2 Jahre
Paarpreis: um 12 000 €

Kontakt

Reichmann AudioSysteme

Jürgen W. Reichmann
Graneggstraße 4
78078 Niedereschach im Schwarzwald
Telefon +49 7728 1064
info@reichmann-audiosysteme.de

www.reichmann-audiosysteme.de

Mitspieler

Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S, T+A DAC 200
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27, T+A P 200
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel: u. a. von Sommer Cable, in-akustik, AudioQuest und Silnote Audio

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.