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Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Jörn Janczak

TIDAL Audio / Jörn Janczak

Weil Jörn Janczak von TIDAL Audio „drüben“ aufwuchs und die DDR-Realität ungeschminkt und hautnah erlebte, entwickelte er sich zum Perfektionisten.

TIDAL Audio – High End mit viel Gefühl

Es kam, wie es kommen musste. Weil Jörn Janczak von TIDAL Audio „drüben“ aufwuchs und die DDR-Realität ungeschminkt und hautnah erlebte, entwickelte er sich zum Perfektionisten. Heute baut er mit einem Achtmann-Team Geräte, die innen wie außen über jeden Zweifel erhaben sind, bei denen Technik und Design ein ganz selbstverständliches Perfektionsdenken widerspiegeln: Kopf und Bauch in idealer Balance.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Jörn Janczak
Jörn Janczak, der Kopf, der Motor und die Quelle von TIDAL Audio

Geboren im Winter 1975 und aufgewachsen in der Lutherstadt Wittenberg, wurde der ausgebildete Werkzeugmechaniker Jörn Janczak an der Stereoanlage seiner Eltern mit dem HiFi-Virus infiziert: Er hörte den 80er-Jahre-Hit „Fade To Grey“ von Visage über Kopfhörer. „Das hat mich umgehauen – der Klang, die Melodie, der Beat“, schwärmt der TIDAL-Audio-Chef noch heute. Früh erwachte der Tüftler in ihm, und er fragte sich, wie er den Klang der heimischen Geräte verbessern könnte. Dann wurde ein alter TV-Lautsprecher in einen Schuhkarton gebastelt, ein Frequenzgang-Diagramm darauf gemalt (Janczak: „Weil ich das, ohne dass ich wusste, was es war, mal auf einem Lautsprecher im ‚Intershop‘ gesehen hatte“), ans Radio angeschlossen – „und breit gegrinst“, wie sich der Highender heute erinnert. Das Thema HiFi beziehungsweise das Hören von Musik war für Jörn Janczak – als Jugendlicher in einem Land, „in dem das Thema HiFi eher durch Überschaubarkeit als Vielfalt glänzte“, so Janczak – in seinen ersten Lebensjahren dennoch nur ein Hobby von vielen. Nach dem Mauerfall hatte er mit 15 Jahren seine „erste Schockstarre“, als er in der Fachzeitschrift HiFi Vision etwas über einen Lautsprecher für über 100 000 D-Mark las – ein positiver Kulturschock, wie sich später herausstellen sollte.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Fertigung
Obwohl die Produkte von TIDAL Audio weitestgehend mit Hilfe von Computern entstehen, sind es am Anfang doch immer Handskizzen, um erste Ideen festzuhalten

Stereogeräte für so viel Geld erschienen dem Jugendlichen zunächst „unbegreiflich, aber auch nicht unspannend“. Nach Schule, Lehre und Zivildienst plante er, ein Jahr ins Ausland zu gehen und dann zu studieren, „stolperte“ aber über das Angebot, als junger Produktionsleiter in einer kurz zuvor gegründeten schwäbischen Firma anzufangen, die Audioelektronik produzierte. „Das wollte ich zumindest ausprobieren“, sagt Janczak in der Rückschau mit wissendem Lächeln.

Da sein Lebensentwurf unter anderem darin bestand und noch immer besteht, sich in erster Linie „mit den Dingen zu beschäftigen, die auch Spaß machen“ und „Arbeitszeit immer auch Lebenszeit ist“, stellte Janczaks Entscheidung, eine eigene Firma zu gründen, eine „Mischung aus mehreren Faktoren“ dar und war aus seiner Sicht auch „dem Angestelltenjob geschuldet“, der ihn nicht vollends befriedigte. „Ich war zwar nie der Geek, der meinte, diese oder jene Erkenntnis im Lötdampf unbedingt der Allgemeinheit käuflich erwerbbar zur Verfügung stellen zu müssen, aber schon nach wenigen Monaten langweilte mich die Anstellung“, gibt Janczak zu. Das Thema HiFi fand er spannend, das Umfeld eher frustrierend. Sein lapidares Fazit: „Mache ich anders und selbst.“

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Sunray plus Elektronik
TIDAL Audio Sunray incl. der hauseigenen superben Elektronik

Kurzerhand gründete Jörn Janczak 1999 TIDAL Audio. Rund zwei Jahrzehnte nach Firmengründung wundert sich Janczak nach eigenem Bekunden ein wenig, „woher man den Mut – vielleicht war es auch nur Naivität? – nahm, in einem bereits rezessiven und gut gesättigten Markt mit 24 Jahren zur Bank zu rennen, mit dem besten Freund und leeren Taschen, um einen Kredit über eine Viertelmillion Mark aufzunehmen.“ Auf die Frage des amüsierten Bankers, wie man denn gedenke, das Geld zurückzuzahlen und was denn das Firmenkonzept sei, formulierte Jörn Janczak „reflexartig“, wie er ausführt, das Konzept, das heute noch Firmen-Credo bei TIDAL ist: „Alles besser machen als das, was es schon gibt“. Und damit gutes Geld zu verdienen.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Firmengebäude
Das Firmengebäude von TIDAL Audio in der Nähe von Köln

Für die Bank wurde ein Ansatz ausformuliert, der sich in seinen Grundzügen bis heute nicht geändert hat: TIDAL-Konstruktionen sollen sich durch Topklang, Topverarbeitung und Topdesign von der Masse abheben. Um die Bank als Kreditgeberin zu überzeugen, führten Jörn Janczak und sein Partner Swen Wasserrab die erste eigene Lautsprecherbox TIDAL Piano in der Bank vor, begeisterten die Banker, entdeckten dabei das eigene Verkaufstalent – und fingen einfach an. „Jung, wie wir waren, wusste die Bank, das Geld bekommt sie auf jeden Fall wieder, so oder so“, meint Janczak schmunzelnd. Die Erkenntnis, dass man im eiskalten Pool der Selbstständigkeit erst schwimmen lernen muss, kam wenig später. Verbunden mit der ernüchternden Einsicht, dass „dort keiner auf uns gewartet hatte“, wie Janczak selbstironisch hinzufügt.

Die ersten vier Jahre in Leipzig waren, wie es Janczak formuliert, „harte Aufbauarbeit“. Nach dem Umzug nach Hürth bei Köln erwies sich das TIDAL-Modell Sunray im Jahr 2003 als „zarter Hoffnungsschimmer am Horizont“, denn sie war für die junge Firma „ein Gamechanger in Umsatz und internationaler Wahrnehmung der Marke“, so Janczak ohne falsche Bescheidenheit.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Sunray
TIDAL Audio Sunray

Dazu kam die Erkenntnis, dass Produktqualitäten zwar beim Absatz helfen, aber „letztlich Marke und Netzwerk Schlüssel für den Umsatz sind“, erklärt Janczak. „Da sind wir als Unternehmen halt bei null gestartet. Wer aber kaum Budget für Werbung und Marketing hat, kann das Henne-oder-Ei-Problem – so glaube ich – nur mit Hartnäckigkeit und konstanter Qualität lösen. Und genau das haben wir getan.“ Janczaks Erkenntnis: „Was man nicht bezahlen kann, muss man selber machen. Man entwickelt sich selbst weiter, bewegt sich aus Abhängigkeiten und muss ein Topteam auf die Beine stellen, das einem auch und gerade in etwas kargeren Zeiten vertraut und folgt. Hinter einer Marke sind sicherlich viele Dinge volatil, aber bei uns ist es eines nicht: die Einstellung, etwas wirklich Besonderes zu schaffen und die Dinge nie – wirklich nie! – einfach schleifen zu lassen.“

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Fertigung
Bei TIDAL Audio wird grundsätzlich und immer alles zuende Gedacht und ohne Kompromisse dann auch realisiert

Das Konzept hat sich durchgesetzt. „Heute leben wir unseren Traum in einer blitzsauberen Fertigung, die den Begriff Manufaktur nicht als chronisch klamme Kellerklitsche missversteht. Wir sind bald mit dem Aus- und Umbau unseres tollen Hauptquartiers fertig und haben seit Jahren ein volles Auftragsbuch mit Referenzen, die ich mir nie zu erträumen gewagt habe“, meint Jörn Janczak mit hörbarem Stolz. Bis heute ist er, der vielseitig interessierte und talentierte Macher, in seiner Firma für Konzept und Design, Entwicklung, Marketing und Verkauf zuständig.

Dabei helfen ihm seine ungebrochene Begeisterungsfähigkeit und „Breitbandigkeit – aber auch eine gesunde Distanz zur oft verstaubt wirkenden HiFi-Thematik“, wie er ergänzt. Deshalb würden TIDAL-Produkte beispielsweise eher „Agoria“ als „Mozart“ heißen. Interessant erscheint Jörn Janczaks private Definition von Vinylgenuss: „Keiner dieser Plattendreher, mit denen man auch Winterräder auswuchten könnte, sondern zwei SL-1210 mit subkulturellen Elektronikbeats darauf und ein Mischer dazwischen“, so der TIDAL-Boss verschmitzt.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Fertigung
Ein Manufakturbetrieb im besten Sinne des Wortes

Eigentlich kaum glaubhaft, dass Jörn Janczak noch Zeit für so etwas wie ein Privatleben bleibt. Wichtig ist ihm vor allem seine Familie. Begeistern kann er sich aber auch für Fotografie (alle Unternehmensfotos stammen von ihm), italienische Rennräder, britische Zweizylinder und mechanische Uhrmacherkunst, was sich bisweilen sichtbar in subtilen Details der TIDAL-Produkte niederschlägt.

In jedem Fall lebt Jörn Janczak das Firmenmotto „TIDAL – we build emotions“, das seinerzeit auch die Bank überzeugte. Und er pflegt konsequent sein persönliches Netzwerk. So trennten sich zwar die Wege der beiden Firmengründer, als TIDAL 2003 ins Rheinland umzog, aber Janczak legt großen Wert darauf, dass er und Swen Wasserrab enge Freunde sind.

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Bei TIDAL Audio wird nichts dem Zufall überlassen

Dem Lautsprecher-Erstling TIDAL Piano, den Jörg Janczak „die Essenz einer universell glücklich machenden Musikmaschine für ein durchschnittlich großes Wohnzimmer“ nennt, folgte über die Jahre eine ganze Reihe bemerkenswerter Lautsprecher, die sich nicht zuletzt durch ihr auf die Spitze getriebenes Oberflächenfinish von den Mitbewerbern abheben.

So befindet sich einschlussfreier (echter!) Klavierlack in Smartphone-Stärke selbst an Stellen, an denen man ihn gar nicht sieht. Und das keineswegs nur bei Lautsprechern wie dem Referenzmodell La Assoluta, sondern auch bei passenden Zuspielern (DACs, Vorverstärkern, Endstufen) aus eigenem Haus, die den perfektionistischen TIDAL-Anspruch ebenfalls bruchlos umsetzen.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Fertigung
Echter Klavierlack bedeutet immer unendlich viel Handarbeit und Zeitaufwand. Das haptische und optische Ergebnis ist jedoch unnachahmlich.

„Sich Mühe zu geben kostet nichts und ist zuallererst eine Einstellung“, sagt Jörn Janczak, dessen Kreationen inzwischen gerne und oft mit den Produkten eines britischen Nobel-Autoherstellers verglichen werden – was angesichts des selbst gestellten hohen Anspruchs durchaus naheliegt. Was in der Massenindustrie auch und gerade im HiFi-Bereich gang und gäbe ist – zum Beispiel Profitoptimierung durch gezielte Reduktion einzelner Komponenten oder Budgetierung bestimmter Projekte – ist bei TIDAL verpönt: „Wir entwickeln und bauen erst – und rechnen dann zusammen“, erklärt Janczak und fügt hinzu: „Alles wird entweder selbst gefertigt oder entworfen und an lokale Spezialisten übertragen.

Wir haben das Glück, Engineering und Umsetzung fast komplett unter unserem Dach vereinigen zu können und nur sehr wenig OEM in Anspruch nehmen zu müssen.“ TIDAL-Produkte, die in Hürth, Köln, Leipzig und Forchheim entstehen, sollen nicht nur gut aussehen, sondern auch ein höchstwertiges Innenleben haben.

Who is Who in High Fidelity Tidal Audio Jörn Janczak
Jörn Janczak an seinem Arbeitsplatz

Und damit diese hohe Qualität in Zukunft auch für Otto Normalverbraucher erschwinglich wird, arbeiten Jörn Janczak und sein Team derzeit an einer neuen Untermarke „designed & made by TIDAL“, die ebenfalls komplett in Deutschland gefertigt, aber erstmals in der Firmengeschichte finanziell „gedeckelt“ wird, um die Preise in diesseitigere Regionen zu bringen. Das nächste Kapitel einer echten Erfolgsgeschichte.

Fragenkatalog Laut und Leise

Leise oder laut?
Beides.

Analog oder digital?
Beides.

Röhre oder Transistor?
Transistor.

Schallplatte oder Download?
Beides.

Waldlauf oder Fitnessstudio?
Rennrad.

Trend oder Tradition?
70 Prozent Trend (Technologie), 30 Prozent Tradition (Werte).

Tee oder Kaffee?
Beides.

Salat oder Steak?
Beides.

Wein oder Bier?
Bier.

Berge oder Meer?
Meer.

Buch oder Bildschirm?
Beides.

Jazzclub oder Oper?
Club.

Bach oder Beatles?
Extrawelt.

Wagner oder Wacken?
Melt Festival.

Standby oder Stecker ziehen?
Standby.

 

Lesen Sie auch unsere zwei großen Reportagen:

FIDELITY zu Gast bei … Tidal und Vimberg

und

TIDAL La Assoluta in einem Traumsystem

 

TIDAL Audio GmbH
Immendorfer Straße 1
50354 Hürth
Telefon 02233 9669225

 

www.TIDAL-audio.com

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