Thomas Adès – Märchentänze
Mit 24 Jahren hatte Thomas Adès seinen Durchbruch als Komponist. Die erste Oper des Briten, Powder her Face, wurde 1995 in London ein Riesenerfolg und dank ihrer Hauptfigur, einer promisken Herzogin, auch ein kleiner Skandal des Boulevards.
Drei Orchestersuiten mit Material aus dieser Oper hat Adès bereits verfertigt – 2018 die dritte, die fünfsätzige Hotel Suite. Hier kann seine Kunst rundum brillieren: eine Transformation von Jazz, Tango und Glamour ins Unnaive, tonal Gebrochene, ein Fest der Klangfarben (glissandierende Posaunen, gestopfte Trompeten, vielfältige Perkussion), durchsetzt mit der Modernität von Berg und Britten. Der dritte Satz: ein unheilvoll-düsterer Hochzeitsmarsch, der vierte: ein abgründiger Walzer. Die Lieux retrouvés für Violoncello und Orchester (im Original: für Cello und Klavier) klingen dagegen entspannter, steigern sich aber im 2. Satz (einer alpinen Kraxelei nachempfunden) und vor allem im kuriosen 4. Satz (einer Art von metropolitan modernisiertem Can-Can) zu schriller Groteske.
Auch die Märchentänze für Violine und Orchester (im Original: für Violine und Klavier) verlieren im 3. und 4. Satz unversehens ihren idyllischen Ton und entwickeln klanglich bizarre Aktivitäten. „Die Musik in meinem Kopf ist wie ein unterirdischer Fluss, der ständig fließt“, sagt Thomas Adès. „Eine Werkidee, ein Text, eine Bühnenfigur sind einfach nur ein Kanal, durch den die Musik dann austreten kann.“
Label: Ondine
Format: CD
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