Sängerin Amy Boone und Songwriter Willy Vlautin führen uns auf dem neuen Album Sea Drift ihrer siperben Band The Delines durch elf geschmackvoll instrumentierte Americana-Perlen. Willy Vlautin, dessen Bücher zum Teil auch schon verfilmt wurden, versteht in den Texten kleine Filme vor dem geistigen Auge ablaufen zu lassen, die von Amy Boone kraftvoll-souverän und gleichzeitig entspannt interpretiert werden. Das erinnert immer wieder an The Walkabouts, aber auch mal an Country-Größen der Sechzigerjahre wie Bobbie Gentry, ohne dass bewusst die klassische Country-Schublade aufgemacht wird.
Das liegt vielleicht auch an der Rhythmusgruppe aus Bassist Freddy Trujillo und Jazz-Schlagzeuger Sean Oldham. Vlautins sanft ausufernde Gitarrenakkorde im Federhall machen schon warm ums Herz, und wenn Keyboarder Cory Gray seine Klangtupfer in „All Along The Ride“ setzt, lebt der beeindruckend warme Soul in Amy Boones Stimme richtig auf. Es ist die erste Platte, die sie Jahre nach einem schweren Autounfall aufgenommen hat, und die wiedergewonnene Kraft kann man förmlich spüren. Die klassische Instrumentierung wird immer wieder durch Trompete ergänzt, etwa im jazzig anmutenden Zwischenspiel „Lynett’s Lament“. Die klanglich von John Morgan Askew vorzüglich produzierte Platte beweist sich über die gesamte Strecke als abwechslungsreich und funktioniert als Album zum Eintauchen und immer wieder Auflegen.
The Delines
The Sea Drift
Label: Décor Recordings
Format: CD, Vinyl
The Delines – The Sea Drift bei jpc gibt’s hier.