Nubert NuPro A-300 – Mal ganz ehrlich
Nubert führt die nunmehr zweite Generation seiner nuPro-Aktivmonitore ein‚ ergänzt um das Top-Modell A-300
Bei Besprechungen von HiFi-Produkten ist das zentrale Thema stets die erreichbare Klangqualität. Dem hier vorgestellten kompakten Aktivmonitor nuPro A-300 vom schwäbischen Lautsprecher-Direkt-versender Nubert würde man mit dieser Sichtweise allerdings kaum gerecht, wendet er sich doch an eine außerordentlich große Zielgruppe, die vom Computer-affinen Musikliebhaber über den klassischen HiFi-Enthusiasten bis hin zum Tonschaffenden im Profi-Studio völlig unterschiedliche Hörertypen abdeckt.
Mich persönlich interessiert der A-300 zunächst mal als Abhörmonitor in der Tonstudio-Umgebung. Das liegt unter anderem daran, dass ich seinen kleinen Bruder aus der ersten nuPro-Generation, den A-10, als Desktop-Monitor für alle anfallenden Audio- oder Multimediaprojekte verwende, die auf dem Computer basieren, sei es beim CD-Mastering mit Pro Tools oder beim Erstellen von Videoclips mit Final Cut Pro. Die Nuberts laufen quasi ununterbrochen Tag und Nacht und seit nunmehr drei Jahren absolut störungsfrei.
Was mich bei ihnen am meisten überzeugt hat, ist ihr neutraler, aber keineswegs steriler Klang. So habe ich denn auch noch nie einen Mix über sie gemacht, der nicht auch auf allen anderen Lautsprechern wirklich gut geklungen hätte. Und genau das muss ein Abhörmonitor meiner Auffassung nach können. Kurz gesagt: Ich möchte eigentlich nicht mehr auf die nuPros verzichten, auch wenn sie in Sachen Ausstattung zwei (verzeihliche) Eigenheiten aufweisen. Zum einen sind die Lautstärke- und Klangsteller nicht auf fixe Werte kalibrierbar, sodass ich vor jedem Mix sicher¬heitshalber einen Feinabgleich via Mono-Taste mache. Zum anderen bieten sie keinen symmetrischen XLR-Eingang; der Anschluss an Studio-Equipment gelingt daher nur mit Adaptern.
Wenn ich mit den A-10 bereits super zufrieden bin – warum interessiere ich mich überhaupt für die A-300? Weil in der Praxis durchaus Situationen vorkommen, in denen ein Plus an Membranfläche und Verstärkerleistung wünschenswert ist, beispielsweise bei größeren Hörabständen und/oder beim Einspielen von E-Bässen direkt ins Pult (was mein A-10 allerdings schon erstaunlich souverän gemeistert hat). Hier versprechen die A-300 wegen ihrer Bestückung mit größeren Chassis und kräftigeren Verstärkern deutlich mehr Reserven. Schließlich kombinieren sie einen 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner mit Polypropylen-Membran mit einem 25-Millimeter-Gewebekalotten-Hochtöner, beide von eigenen Schaltverstärker-Endstufen mit jeweils 100 Watt Nennleistung gespeist.
Natürlich interessieren mich die A-300 nicht nur deshalb, weil sie in Sachen Dynamik mehr „Headroom“ versprechen. Mindestens ebenso spannend ist auch, dass Nubert die Elektronik-Einheit (die übrigens bis auf unterschiedlich leistungsfähige Verstärkerzüge bei allen neuen nuPro-Modellen identisch ist) von Grund auf neu entwickelte. Von außen sofort erkennbar, wichen Klang- und Lautstärkesteller nun einem hinterleuchteten Cursortasten-Kreuz, mit dem sämtliche Einstellungen über ein gut lesbares LED-Display vorgenommen werden. Alternativ können Tonquellenwahl, Klangkorrekturen und Lautstärkeeinstellung aber auch über die mitgelieferte Scheckkarten-Fern-bedienung erfolgen.
Noch mehr tat sich freilich hinter der Fassade der neuen nuPro-Modelle: So bieten sie jetzt neben dem USB-Eingang zwei weitere Digital-Inputs – nämlich optisch und koaxial nach S/PDIF-Standard. Während sich der USB-Eingang auf Signale mit einer Abtastrate von maximal 48 Kilohertz beschränkt, akzeptieren Opto- und Koax-Eingänge Digitaldaten bis hin zu 24 bit/96 kHz – das ist auch die Taktfrequenz der internen Signalverarbeitung. Für die Frequenzbereichsaufteilung vor den Chassis, die Akustikentzerrung und auch die Lautstärkeeinstellung ist dabei ein digitaler Signalprozessor zuständig. Er reicht sein Pulsweiten-moduliertes digitales Ausgangssignal direkt den Class-D-Schaltverstärkern weiter. Somit verbleibt das Signal bei Einspeisung über die digitalen Eingänge bis hin zum Endverstärker-Ausgang vollständig in der digitalen Ebene. Das kommt mir sehr entgegen, kann ich doch damit die A-300 quasi verlustfrei direkt via S/PDIF-Ausgang von meinem RME-Interface aus ansteuern.
Alternativ lassen sich die neuen nuPros natürlich auch an analoge Tonquellen anschließen, wofür entsprechende Cinchbuchsen zur Verfügung stehen.
Auch diesmal also hat es nicht (ganz) für eine XLR-Buchse gereicht. Aber auch das ist verzeihlich, weil der zuständige Eingangs-Chip nun einen quasi-symmetrischen („floatenden“) Eingang besitzt, der auf von außen einwirkende Störsignale unempfindlicher reagiert als ein herkömmlicher asymmetrischer Eingang.
Damit die nuPros mit allen möglichen analogen Tonquellen klarkommen, ihr integrierter A/D-Wandler aber dennoch stets im oberen Arbeitsbereich mit optimaler Auflösung arbeitet, besitzen sie eine Pegelautomatik (Auto Gain), die sich nach dem Einschalten auf den von der Quelle gelieferten Maximalpegel kalibriert. Uuuups – da bin ich aber mal gespannt, ob sich das in der Praxis bewährt … Für den HiFi-Fan ist das zweifellos eine feine Einrichtung, muss er sich dank ihrer doch nie um die optimale Aussteuerung kümmern. Ich selbst würde mich aber deutlich wohler fühlen, wenn ich den analogen Referenzpegel für mein System übers Boxen-Menü zumindest einfrieren könnte, um vor möglichen unkalkulierbaren Lautstärkeänderungen gefeit zu sein. Wer mit Schalldruckpegel-kalibrier-ten Monitoren beispielsweise nach Bob Katz’ K-System arbeitet, muss also die nuPros streng genommen nach jedem Aufwecken aus Standby erneut mit dem SPL-Meter am Hörplatz kalibrieren – oder aber besser gleich digital über S/PDIF- oder USB-Eingänge einspeisen, bei denen Auto Gain nicht wirkt.
Sehr praktisch finde ich dagegen, dass sich sämtliche Anschlüsse an einer Box vornehmen lassen, was die Verwendung langer Y-Kabel unnötig macht. Im sogenannten Pair-Betrieb übernimmt dabei die linke Box die Masterfunktion, das Signal für den rechten Kanal wird dabei verlustfrei auf digitalem Wege über ein mitgeliefertes langes S/PDIF-Kabel zur anderen Box übertragen. Wird jedoch der Single-Modus aktiviert, kann für jede Box der wiedergegebene Stereokanal vorgewählt werden, wobei auch Mono-Wiedergabe beider Kanäle möglich ist. Der Single-Betrieb erlaubt darüber hinaus auch ein Weiterschleifen des Signals zwischen mehreren nuPros (Daisy-Chaining). Bei einem Lautsprecher vom Subwoofer-Spezialisten Nubert darf natürlich auch ein entsprechender Tiefton-Ausgang mit programmierbarer Grenzfrequenz nicht fehlen, zumal die Schwaben mit dem nuPro AW-350 einen passenden Woofer anbieten. Zur perfekten Anpassung an diesen besitzen die nuPro- Monitore sogar ein zuschaltbares Hochpassfilter mit einstellbarer unterer Eckfrequenz.
Beim Praxistest der A-300 offenbart sich mir dann noch ein echtes Schmankerl, das aus der durchweg sehr guten Bedienungsanleitung nicht hervorgeht. So erfüllt ihr USB-Eingang den sogenannten Class- Compliant-Standard: Das bedeutet nicht nur treiberlose Installation unter Windows und MacOS, sondern erlaubt auch den direkten digitalen Audiotransfer von iPhone und iPad. Einziges hierfür notwendiges Zubehör ist das sogenannte Camera Connection Kit (CCK), das für etwa 30 Euro im Apple-Store zu haben ist. Für den HiFi-Fan mag das eine weitere nette Option sein. Für „digitale“ Musiker jedoch, die mit entsprechenden Apps wie Musik Studio oder dem PPG Wave Generator mittlerweile schon nahezu Unvorstellbares auf iOS-Geräten produzieren oder spielen können, ist dieses Feature ein wahrer Segen, erspart es doch den Kauf von einem (derzeit noch eher seltenen) iOS-kompatiblen Audio-Interface.
Bei einem Kompaktmonitor hat der Entwickler, vereinfacht gesagt, die Wahl zwischen höherem Schalldruckpegel oder tieferer Basswiedergabe. Nubert hat sich beim A-300 für Letzteres entschieden. Er ist kein Lautsprecher, mit dem man uneingeschränkt „Alarm machen“ kann, auch wenn sein maximaler Lautstärkepegel für alle Zwecke mehr als ausreichend sein sollte. Dafür kann er jedoch unglaublich tief in den Basskeller hinabsteigen, sodass er tatsächlich aufspielt wie eine große Standbox. Fast noch mehr begeistert mich seine ungeheure Transparenz, die auch bei analoger Einspeisung kaum nachlässt. Hier zeigt sich in der Tat ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Vorgängermodellen. Geblieben ist dabei die vorbildlich verfärbungsfreie Abstimmung, die, wollte man unbedingt HiFi-Klischees bemühen, eher zu einer kontrolliert-sauberen Wiedergabe (wie beispielsweise eine Dynaudio) tendiert, als so flirrend-aufwühlend aufzuspielen wie beispielsweise eine Kiso Acoustics. Alles in allem kann ich nur sagen: Mit dem nuPro A-300 hat Nubert zweifellos neue Maßstäbe gesetzt. Gegen ihn wird es die Konkurrenz äußerst schwer haben.
Nubert nuPro A-300 Aktivlautsprecher
Bestückung: Hochtöner mit 25-mm- Seidengewebekalotte‚ Tieftöner mit 18-cm-Polypropylenmembran
Nennleistung: je 100 W für Hoch- und Tieftöner
Frequenzgang (± 3 dB): 30 – 22 000 Hz
Eingänge digital: je 1 x USB (max. 24/48)‚ S/PDIF (koaxial bis 24/96)‚ TosLink (optisch)
Eingang analog: 1 x unsymmetrisch (CInch)
Ausgang analog: Subwoofer
Eingangsempfindlichkeit analog: 0‚3 V
Max. Eingangsspannung analog: 3‚5 V
Impedanz Line In/Out: 15 kΩ/600 Ω
Besonderheiten: interne untere Grenzfrequenz und obere Grenzfrequenz für Subwoofer-Ausgang einstellbar‚ automatische Pegelanpassung für Analogeingang‚ Softclipping-Funktion‚ Master/Slave- oder Single-Modus
Ausführungen: Schleiflack weiß oder schwarz
Maße (B/H/T): 22‚5/37/27‚5 cm
Gewicht: 8‚6 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: 1050 €
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69 73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon 07171 92690-0