Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
Mytek Brooklyn DAC

Test Mytek Brooklyn D/A-Wandler

Mytek Brooklyn – Ein DAC für alles

Es hat schon einmal einen kleinen, hochgelobten Wandler aus dem Hause Mytek gegeben. Der Nachfolger scheint auf den ersten Blick ähnlich.

Darüber, was ein D/A-Wandler ist, herrscht weitgehend Einigkeit. Angesichts des Mytek Brooklyn musste ich meine Kriterien allerdings neu kalibrieren. Hinter dessen stylischer Aluminiumfront steckt mehr, als einem DAC üblicherweise zusteht. Zum Beispiel ein rein analoger Vorstufenzug. Der auf Knopfdruck zu einem Phonoentzerrer mutiert. MM oder MC, ganz wie beliebt. Gleichzeitig ermöglichen professionelle Wordclock-Anschlüsse die Integration in eine Studio-Umgebung. Und dann hat das Gerät auch noch eine MQA-Lizenz.

Was, bitte, ist der Mytek Brooklyn?

Der wahlweise mit schwarz eloxierter oder silberner Hingucker-Front erhältliche Brooklyn ist der Nachfolger eines bestens beleumundeten digitalen Multitalents, des von 2012 bis Ende 2015 gebauten Mytek Stereo 192-DSD DAC. Dieser sorgte seinerzeit für Furore, weil er als erster einigermaßen erschwingliche DAC neben hochauflösendem PCM auch DSD verarbeitete. Der Neue wiederholt den Coup, diesmal allerdings als „early adopter“ von MQA („Master Quality Authenticated“). Dabei handelt es sich um ein von Meridian Audio entwickeltes Verfahren, in gängige digitale Audio-Formate (WAV, FLAC, ALAC) Schallinformationen der hochaufgelösten Ursprungsformate zu codieren. Die resultierende Datei bleibt normal abspielbar, gibt allerdings erst bei Vorhandensein eines zertifizierten MQA-Decoders ihren „Master Quality“-Inhalt preis. Weil die Dateigröße durch den Codiervorgang nicht allzu sehr wächst, ist das Format für Streaming-Anbieter interessant, die Musik jenseits von „CD-Qualität“ anbieten wollen. Tidal wird als MQA-Partner genannt, hat zum Zeitpunkt des Schreibens aber noch keine entsprechenden Streams im Angebot. MQA zum Download gibt es dagegen schon seit einiger Zeit, etwa bei HighResAudio oder dem norwegischen Label 2L.
Dank MQA-Lizenz hat der Mytek Brooklyn also die digitale Zukunft fest im Blick. Gleichzeitig schlägt in ihm auch ein analoges Herz. Verkuppelt man diesen erstaunlichen Hybriden mit Aktivboxen und nutzt die (wahlweise analog oder digital arbeitende) Pegelregelung, wird der Brooklyn zur Schaltzentrale einer zeitgemäßen, ganz nach Gusto mit Signalquellen auszustattenden Stereoanlage. Dass er von sich aus weder streamt noch funkt, kann ihm dabei nicht vorgeworfen werden. Bei so einem auf hochwertige Digitalformate fokussierten DAC ist schließlich der kabelgebundene Anschluss an einen Computer obligatorisch.

Mytek Brooklyn DAC

Optimierung durch stete Weiterentwicklung

Die digitale Universalität kommt nicht von ungefähr. Schon beim Vorgänger nutzten die Mytek-Entwickler das Potenzial des zentralen Bausteins ES9016S von Sabre, der neben einer 32-Bit-PCM-Wandlersektion besagte DSD-Fähigkeiten besitzt, die passenden Datenschnittstellen an Bord hat und sich nebenbei mit einem eigenen Jitterkiller-Modul schmückt. Der im Brooklyn verbaute ES9018K2M setzt bei faktisch identischer Funktionalität mit besseren technischen Daten (Verzerrungen und Dynamikumfang) noch eins drauf. Zudem ist ihm ein besonders sauberer Taktgeber zur Seite gestellt. Der ultragenau schwingende 100-MHz-Quarz soll auch für Satellitenkommunikation oder militärische Anwendungen geeignet sein. Mytek nennt die um diesen Quarz herum entwickelte Schaltung „Femtoclock Generator“. Sie kommt auch im Topmodell des Hauses, dem Manhattan, zum Einsatz.

Mytek Brooklyn DAC

32 Bit oder besser nur eines?

Datenverarbeitung mit 32 Bit ist für Mytek-Gründer Michal Jurewicz ein Muss. Er hat Labormuster mit 24 und 32 Bit Wortbreite gegeneinander gehört und berichtet von überlegener Wiedergabe feinster Details bei 32 Bit, wovon die Plastizität des Raumeindrucks profitiere. PCM mit 192 Kilohertz Samplingfrequenz und 32 Bit komme laut Jurewicz der Klangqualität von DSD sehr nahe. Der gebürtige Pole, der viele Jahre in New Yorker Tonstudios gearbeitet und dort seine ersten Elektronikkomponenten gebaut hat, ist unüberhörbar DSD-Fan. In seiner Lesart ist das Format das Ergebnis einer radikalen Verschlankung. Man habe seinerzeit in den Entwicklungslaboren von Sony, grob gesagt, allerlei Quantisierungs- und Rekonstruktionsfilter aus der A/D-D/A-Signalverarbeitungskette entfernt. Davon hätten sowohl Bandbreite als auch Rechengenauigkeit massiv profitiert.

Mytek Brooklyn DAC

Benutzerführung und Anpassbarkeit

Die Einrichtung des Brooklyn ist ein Kinderspiel. Das ist dem klaren Bedienkonzept zu verdanken, das auf wenige Knöpfe und ein hochauflösendes OLED-Display setzt. Der Benutzer schaltet mithilfe des Drehreglers durch sechs Menüseiten, die insgesamt 22 Parameter anzeigen. Diese lassen sich mittels vier logisch zugeordneter Druckknöpfe für eine Anpassung auswählen. Für den Phono-Durchgang zum Beispiel habe ich in Sekundenschnelle die interne Lautstärkeregelung umgangen und den Analogeingang im MC-Modus aktiviert. Die fein skalierten Pegelanzeigen, die im Digitalbetrieb ausführlich über die dynamischen Eigenschaften des Eingangssignals informieren, sind in dieser Betriebsart inaktiv.
Wenn für Besitzer des Brooklyn-Vorgängers allein das fundamental verbesserte User-Interface ein Grund zum Upgrade wäre, würde mich das nicht überraschen. Technisch scheint sich ansonsten ja nicht so furchtbar viel getan zu haben, von der Femtoclock und der Vinyl- und MQA-Fähigkeit mal abgesehen. Oder? Ein Mytek Stereo 192-DSD DAC wird zum direkten Klangvergleich herangezogen, und das Ergebnis ist eindeutig: Der Brooklyn ist der souveränere Musikant. Den Mischklang eines Orchesters fächert er feinkörniger und nuancenreicher auf als sein Vorgänger. Spielt eine Jazzcombo, stehen die Akteure stabiler verankert und mit schärfer umrissenen Konturen im Stereo-Panorama. Tatsächlich ein verifizierbarer klanglicher Fortschritt.

Analoges Tor zur digitalen Welt

Das Vorhandensein eines rein analogen Phonoeingangs ist faszinierend. Instinktiv möchte man ja bei einem DAC an ein digitalisiertes Innenleben denken, aber hier findet im Analog-Zweig wirklich keine A/D-Wandlung statt. Mytek bewirbt den Phono-Part mit großen Worten. Auf keinen Fall soll dahinter eine bloß praktische Beigabe vermutet werden!
Der MM/MC-Eingang arbeitet mit passiver Entzerrung und basiert auf Operationsverstärkern. Die Eingangsimpedanz im MC-Betrieb liegt bei fixen 90 Ohm. Ein Wert, bei dem sich mein üblicherweise deutlich hochohmiger abgeschlossenes MC-System Lyra Kleos interessanterweise pudelwohl fühlt. Für eine erste Einschätzung lege ich Sting auf, The Soul Cages. Der Mytek profiliert sich bei dieser exzellent klingenden LP mit umwerfender Dynamik. Das ist kein Beigaben-Sound. Hier haben wir es mit einem ernsthaften Phono-Pre zu tun, der auch Plattenspielern der High-End-Klasse gerecht wird. Da ist Raum, da ist Feinauflösung, da ist Tiefbass. Nur bei konzentriertem Hinhören fällt im Vergleich zu meinem Bauer Phono auf, dass der noch gelassener und mit größerer Finesse zu Werke geht. Eine fulminante Leistung – zumal für einen DAC!

Mytek Brooklyn DAC

Zukunftsmusik – Master Quality Authenticated

Die MQA-Fähigkeit ist eine Investition in die Zukunft. Noch hat sich kein Streaming-Anbieter aus der Reserve gewagt, und bei Downloads greift der qualitätsbewusste Audiophile doch eher zum bestmöglichen uncodierten HD-Format. Aber was wäre, wenn? Das norwegische Label 2L hilft hier mit seiner „HiRes Download Test Bench“ weiter. In diesem Bereich der 2L-Homepage kann man sich kostenfrei einzelne Musiktitel in so ziemlich allen derzeit existierenden Formaten zum Vergleichshören herunterladen. Bei einem Dateien-Trio, bestehend aus CD-Format (16 bit/44,1 kHz), HD-PCM (24 bit/88,2 kHz) und MQA (FLAC) gewinnt mit ausgeprägt luftigem, offenem Klang: MQA. Da bleibt zu hoffen, dass Tidal seiner Absichtserklärung endlich Taten folgen lässt.

Kopfhörer auch paarweise willkommen

Die Front des Brooklyn schmücken gleich zwei Kopfhöreranschlüsse. Hier ist Leistung satt angesagt: Maximal sechs Watt sollen auch noch dem störrischsten Wandler zeigen, wo der Hammer hängt. Mit meinem Grado SR80 hat der DAC erwartungsgemäß keine Probleme. Ich schließe das MacBook an und höre mir aus Audirvana Plus einen Querschnitt von Pop in CD-Qualität bis Klassik in voller 24/96-Pracht an. Das Klangbild ist mittlerweile vertraut. Neutralität ist angesagt, der Mytek zeigt in bester Studiotradition, was in der Aufnahme steckt – feinste, duftige Details bei Streicherkammermusik, dicker Power-Mix bei der Pop-Produktion. Da unterscheidet sich der Kopfhörerausgang nicht von der Zuspielung an die Anlage.

Galerie mit 43 Bildern

Universalwerkzeug mit breitem Anwendungsspektrum

Der Mytek Brooklyn ist ein feines Universalwerkzeug für Arbeit und Genuss. Was man als moderner Digitalhörer braucht, er hat es an Bord. Die Bedienung ist kein Rätsel, die Optik eine Freude – und die obendrauf gepackte Phonostufe übertrifft sämtliche Erwartungen. Dass jemand den Brooklyn auch deswegen anschafft, um das blühende Vinyl-Revival auf hohem Niveau mitzunehmen, ist ein lustiger, dabei gar nicht mal so unrealistischer Gedanke.
Klanglich ist dieser All-in-one-DAC blitzblank. In keiner Einzeldisziplin gibt es Schwächen, der Sound ist ausgesprochen klar und offen, allerdings auch zuverlässig linear und wenig geeignet, unbalancierte Anlagen tonal aufzuhübschen. Dynamik und Raumdarstellung gehören zum Feinsten, was man für nicht mehr geringen, aber gerade eben noch überschaubaren finanziellen Einsatz bekommen kann. Da führt an einer dicken Empfehlung überhaupt kein Weg vorbei. Schönes Gerät.

Mytek Brooklyn DAC Navigator

 

D/A-Wandler Mytek Brooklyn
Eingänge analog: 1 x Cinch (umschaltbar zwischen Line, Phono MM, Phono MC)
Eingänge digital: 1 x USB, 3 x S/PDIF (2 x Cinch, 1 x Toslink), 1 x AES/EBU (XLR), 1 x SDIF-3 DSD (Cinch)
Ausgänge: 2 x Kopfhörer (6,3-mm-Klinke), 1 x unsymmetrisch (Cinch), 1 x symmetrisch (XLR)
Besonderheiten: PCM-Samplerate bis 384 kHz, DSD bis 11,2 MHz (DSD256), Apple-Remote-Fernbedienung im Lieferumfang, Steuer-App für OS X und Windows, Ein- und Ausgang für Wordclock (BNC), Anschluss für 12-V-Netzteil, MQA-Decoder, digitale 32-bit-Lautstärkeregelung, symmetrischer Kopfhörerbetrieb möglich
Ausführungen: Aluminium silbern oder schwarz
Maße (B/T/H): 22/22/4,5 cm
Gewicht: 2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 1995 €

 

Pro Audio Services
Kleiststraße 6
65187 Wiesbaden
Telefon 0611 2056031

 

www.pro-audio-services.de

www.mytekdigital.com

 

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.