Musica Nova Phoenix 2.2 und Pegasus 50/50 – Klare Sache
Verstärker wie Phoenix und Pegasus 50/50 von Musica Nova zeigen, wie schön es sein kann, nicht abgehoben zu sein.
Was macht uns wirklich Spaß? Eine an sich recht simple Frage, die allerdings ziemlich schwer zu beantworten ist, wenn man sich schon seit geraumer Zeit von einer fanatischen Szene, in der Fakten meist nur stören, das Gehirn waschen lässt. Denn irgendwann gelingt es schlicht nicht mehr, die eigenen Wünsche von den verinnerlichten Mantren zu trennen. Glücklicherweise geht das nicht nur uns so – die Fans von Espressomaschinen, Fotoapparaten, Fahrrädern oder Uhren sind ähnlich wild drauf, wenn es darum geht, halbjährlich neue Kultsäue durchs Dorf zu treiben und unter völliger Missachtung jeglicher Naturgesetze neue Wahrheiten zu proklamieren. Dass sich selbige im Jahresrhythmus widersprechen, stört nur den, dessen Bewusstseinsebene noch nicht ausreichend entwickelt ist und daher die nötige Flexibilität vermissen lässt.
Mein polemisches Gerumpel gleich zu Beginn eines Artikels lässt im Bezug auf die Probanden Böses vermuten – und doch wird genau andersherum ein audiophiler Schuh daraus: Bei Musica Novas Verstärkern wird nichts neu erfunden, keine Physik umdefiniert, sondern „einfach nur“ sauber mit bewährten Schaltungskonzepten gearbeitet. So entstehen solide ausgeführte und in Deutschland gebaute Verstärker, die aufgrund des direkten Vertriebsweges ohne Zwischenhändler trotz dieser ganzen Pluspunkte überraschend günstig zu erwerben sind.
Andere, deutlich günstigere Offerten konnten indes an dieses Erlebnis nicht anknüpfen. Schön weit und farbig klang es meistens schon, keine Frage. Über das Thema Kontrolle decken wir jetzt aber mal ganz schnell den Mantel des Schweigens.
Nun also Musica Nova. Eine Vorstufe für nicht einmal 2000 Euro, die Endstufe für gerade einmal 700 Euro mehr – da wird der klassisch verbogene Highender misstrauisch. Das Geheimnis dieser Preise nennt sich „Direktvertrieb“, was einige Vertriebsstufen und somit eine Menge Kosten spart. Damit aber auch potenzielle Kunden, die nicht im Nürnberger Einzugsbereich beheimatet sind, diese Verstärker antasten können, gibt es eine Handvoll über das Bundesgebiet verteilter „Kooperationspartner“, bei denen Demoware in Betrieb ist. Bei normalen Verkaufswegen würden diese Verstärker also eher doppelt so viel kosten. Mindestens. Dafür wird alles vor Ort gebaut, selbst Übertrager und Leiterplatten werden aus Deutschland bezogen.
Der finanzielle Rahmen ist also geklärt, und auch der technische wird von Harald Pensel, Gründer und Chef von Musica Nova („MuSiCa NoVa“), in persönlichen Gesprächen schnell abgesteckt. Wichtig sind ihm Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit seiner Komponenten, was mir persönlich ob der schon erwähnten Vorbehalte besonders gut gefällt. Windige Konstruktionen, in denen das Leben der Besitzer zugunsten vermeintlicher Klangvorteile aufs Spiel gesetzt wird, sind seine Sache nicht. Und so empfiehlt er auch, die Verstärker nach einem Röhrenwechsel (bei der Endstufe nach etwa 4000 bis 5000 Betriebsstunden) zum exakten Abgleich einzuschicken. Zwar könne man das auch selbst erledigen, solle sich aber der an manchen Stellen anliegenden mehreren hundert Volt bewusst sein, die das Erdendasein gründlich verkürzen können.
Außerdem mag Harald Pensel keine hochkomplexen und verschachtelten Konstruktionen, weshalb die Vorstufe Phoenix seit ihrer Einführung im Jahre 1986 in ihrer geradlinigen zweistufigen Schaltung fast nicht verändert wurde. Denn ein sauberes Design sei ein sauberes Design und müsse nicht alle Jahre wieder neu erfunden werden. Zwar wurde immer wieder im Detail verfeinert, beispielsweise fanden vor einiger Zeit Relais zur Eingangsumschaltung ihren Weg ins Gerät. Die grundlegende, auf ECC82 basierende Verstärkerschaltung blieb jedoch erhalten.
Ungewöhnlich für Röhrengeräte sind auch die Einschübe an der Rückseite, wo man mittels zusätzlicher Platinen den Funktionsumfang der Vorstufe erweitern kann. In der Konfiguration hat der Kunde freie Hand und kann sich „sein“ Gerät mit zwei unterschiedlichen oder zwei gleichen Phonokarten zusammenstellen. Außerdem kann man noch einen fernbedienbaren Subwooferausgang einsetzen lassen, und es sollte mich nach unseren Gesprächen nicht wundern, wenn an einigen Phoenixen in naher Zukunft auch ein USB-Eingang zu finden ist. Da jedes Gerät eigens für den Kunden gebaut wird, liegt nichts fertig im Regal; man muss sich nach der Bestellung einige wenige Wochen gedulden. Dafür ist es dann auch wirklich neu, auf dem aktuellen Stand und entspricht genau den persönlichen Wünschen.
Bei der Endstufe gibt es naturgemäß weniger Wahlmöglichkeiten. Natürlich kann man auch hier das Farbmuster (Schwarz/Schwarz, Schwarz/Chrom, Schwarz/Gold etc.) aussuchen. Ansonsten aber lässt sich nur noch beim Kästchen „Upgrade“ ein Häkchen setzen. Dahinter versteckt sich ein Set aus besseren Koppelkondensatoren und anderen klangrelevanten Bauteilen, die dann gleich werksseitig eingesetzt werden. Und das für durchaus freundliche 210 Euro.
Bei der Endstufe Pegasus 50/50 handelt es sich um eine Push-Pull-Ultralinear-Schaltung, die pro Kanal aus zwei 6550-Röhren laut Hersteller immerhin 50 besonders klirrarme Watt generieren soll. Diese Röhren wurden bisher von Svetlana, mittlerweile von Tung-Sol bezogen, denen Pensel einen tonmeisterlich neutraleren Klang attestiert. Daher verwundert es auch nicht, dass er die etwas „charmanter“ klingenden KT88 nur auf expliziten Kundenwunsch einbaut, damit selbst aber nur ungern hören würde.
Auch bei der Endstufe gibt es einige Sicherheitsvorkehrungen für ein längeres Leben von Mensch und Maschine. So wird beispielsweise die Anodenspannung erst zugeschaltet, wenn die Kathode die nötige Temperatur erreicht hat. Auch weitere Softstart-Regelungen gewährleisten die Betriebssicherheit. Ein nettes Detail sind übrigens die beiden stabilen Tragestangen, mit denen man die Pegasus leicht und schmerzfrei „lupfen“ und transportieren kann. Bei mir spielen die Music-Nova-Verstärker zunächst sehr beglückend an den in FIDELITY Nr. 21 (Ausgabe 5/2015) beschriebenen Horn-Kultur BiCorn. Danach kommen meine Diapason Adamantes 25th (FIDELITY Nr. 12, Ausgabe 2/2014) zum Einsatz. Was die günstigen Phoenix und Pegasus 50/50 mit ihnen anstellen, hätte ich vorher allerdings nicht zu hoffen gewagt. Der erste Eindruck: Die Lautsprecher wirken gut doppelt so groß, was das von ihnen produzierte Klangvolumen angeht. Dabei herrscht auch in tiefen Lagen eine für Röhrenverstärker erstaunliche Kontrolle. Gerade die vielen Tieftongewitter auf Re:ECM von Ricardo Villalobos machen bei „labberigen“ Verstärkern so gar keine Freude. Wenn die Tieftöner hier nicht adäquat kontrolliert werden, ist eine klangfarbliche Differenzierung in diesen untersten Lagen nicht mehr möglich. Doch die Pegasus fächern die unterschiedlichen Sounds fein auf, lassen gerade kleinste rhythmische Verschiebungen glasklar erkennen. Der abgebildete Raum ist dabei anständig tief, wobei er eher in Richtung Hörer als bis zur Brandmauer aufgebaut wird. Die Breite geht allerdings bis weit über die Basisbreite der Lautsprecher hinaus. Da die Beurteilung der Verortung einzelner Schallereignisse bei so einer Musik nicht möglich ist, kommt als Nächstes eine Real-Stereo-Aufnahme eines Kammerorchesters in den Player. Hier offenbart sich eine spannende Eigenart: Laute Impulse, also pointiert einsetzende Instrumente beanspruchen, solange sie mit mehr Druck daherkommen, auch etwas mehr Raum. Es gibt also einen minimalen „Zoomeffekt“ auf diese Klänge, was dem Hören im Konzert, bei dem ja auch die Augen nicht unerheblich beteiligt sind, verblüffend nahe kommt. Das ganze Bild gerät dabei keineswegs durcheinander, im Gegenteil. Präsentiert wird eine ungemein geschmeidige und geschlossene Abbildung, die durch diesen – wirklich nur sehr kleinen – Effekt durchaus an Echtheit und Lebendigkeit gewinnt.
Noch ein Wort zu der Übertrager-basierten MC-Röhrenstufe: Auch hier hört man Harald Pensels Vorliebe für tonmeisterliche Klarheit mit jedem Ton, wobei Röhre plus Übertager für einen wirklich guten Fluss sorgen. Um es kurz zu machen: Ich habe außer dem iPhono (mit anderer klanglicher Ausprägung) keinen Verstärker unter 1000 Euro gefunden, der dieser Lösung gefährlich werden konnte.
Wenn diese enorm günstigen und reichlich Spaß verbreitenden Verstärker also keine herausragend gute Angebote sind, dann gibt es in der ganzen HiFi-Welt keine.
Röhren-Vorverstärker
Music Nova Phoenix 2.2
Funktionsprinzip: Röhren-Vorverstärker, modular ergänzbar
Röhrenbestückung: ECC82
Eingänge: 4 x Line in (Cinch), 2 Modul-Steckplätze für zusätzliche Einschübe (Phono MC 590 €, Phono MM 290 €, SubVol 290 €)
Ausgänge: 2 x Line out, per Fernbedienung schaltbar, 2 x Record out (Cinch), 12-V-Trigger
Besonderheiten: Groundlift, Fernbedienung
Ausführung: verschiedene Farbkombinationen (Schwarz mit Schwarz, Gold oder Chrom gegen Aufpreis)
Maße (B/H/T): 43/6/26 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preise: ab 1990 €
Röhren-Endverstärker
Musica Nova Pegasus 50/50
Funktionsprinzip: Röhren-Stereoendstufe
Leistung (8/4 Ω): 2 x 50 W
Röhrenbestückung: 4 x Tung-Sol 6550 in Ultralinear-Schaltung (PP)
Besonderheiten: Lautsprecher-Abgriffe für 4 und 8 Ω, Groundlift, optionales Upgrade (210 €)
Ausführung: verschiedene Farbkombinationen (Schwarz mit Schwarz, Gold oder Chrom gegen Aufpreis)
Maße (B/H/T): 43/19/37 cm
Gewicht: 23 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 2790 €
MuSiCa NoVa
Max-Reger-Straße 89
90517 Schwaig
Telefon 0911 5394955