Micromega MyAMP – Der kleine Spaßwürfel
„Das ist ein digitaler Schaltverstärker, oder?“
„Nee, der ist ganz konventionell mit Transistortechnik als Class A/B aufgebaut.“
„Echt jetzt? Gibt’s doch nicht …“
Wer den Micromega MyAMP zum ersten Mal sieht, macht große Augen: die Grundfläche kaum größer als eine CD-Schachtel, etwa sieben Zentimeter hoch, die Front übersät mit LEDs, dazu drei winzig kleine Schalterchen. Eine Fernbedienung im Scheckkarten-Format. Sonst nix. Und das reicht auch. Schaut man den MyAMP von hinten an, findet man eine angesichts der Größe kaum glaubliche Armada von Anschlüssen: dreimal analog mit bitteschön vergoldeten Cinchbuchsen, für digitale Quellen eine Koaxbuchse, ein optischer Eingang und ein USB-Pendant, damit auch der PC nicht außen vor bleiben muss.
Den Kleinen zum Zentrum der Büroschreibtisch-Beschallung zu machen, wie es ein mit mir befreundeter HiFi-Journalist zu machen pflegt, ist allerdings fast schon respektlos – denn dieser Mini gefällt mit Maxiklang. Und er hat sogar ganz nebenbei noch einen hochwertigen DAC an Bord, der digitale Quellen älteren Datums klanglich spürbar aufwertet. Es ist kein Fehler, den MyAMP mit richtig guten Lautsprechern zu kombinieren. Freilich liegt es nahe, mit handlichen Kompaktböxchen eine Mikroanlage aufzubauen, die notfalls im Koffer mitgenommen wird und dann sogar im Hotelzimmer für erhebende Klangerlebnisse sorgt. Zumal der MyAMP konsequenterweise das Netzteil bereits eingebaut hat und man deshalb nicht mit zwei separaten Plastikschachteln durch die Lande reisen muss. Als Quelle kann auch das Smartphone dienen, denn Bluetooth ist ebenfalls serienmäßig an Bord.
So groß klingt klein
Aber alles das hake ich unter „Dreingaben“ ab. Mit „seriösen“ Schallwandlern und einem soliden Zuspieler läuft der kleine Franzose nämlich zu ganz großer Form auf. So stellte ich den kleinen Micromega kurzerhand neben die reguläre große Marantz-Kette, stöpselte SACD-Player und die Standlautsprecher von Mordaunt-Short in den schwarzen Spaßwürfel, was dank sauber gefertigter Buchsen und erstaunlich fetter, sogar Banana-tauglicher Lautsprecher-Klemmen im MyAMP blitzschnell ging – und staunte über die breiten Klangpanoramen, die das Winz-Ding aufzuspannen vermag. Der MyAMP ist zwar kein Musterknabe in Sachen Räumlichkeit, gefällt aber mit farbstarkem, klar konturiertem Spiel, stabilem Tiefton und unverfärbten Stimmen. Dass er nicht ganz so laut wie andere kann, fällt im Hotelzimmer oder der Mietwohnung nicht negativ auf und russische Oligarchen stellen in ihre Villen sowieso andere Geräte mit mehr Angeber-Potenzial.
Der Micromega MyAMP setzt eher auf die Verblüffung, die nicht ausbleibt, wenn ganz viel Musik aus einem ganz kleinen Kunststoffwürfel kommt.
It’s my amp!
Im Design dazu passend gibt es sogar einen Phono-Vorverstärker namens MyGROOV (Franzosen konnten noch nie vernünftig Englisch), weshalb mich auch nichts davon abhalten kann, den Spaßwürfel bei nächster Gelegenheit zum Aufbau einer puristischen Mikro-(Mega)-Kette aus Plattenspieler, Verstärker und Lautsprechern zu nutzen, bei der dann das große Masselaufwerk eindeutig den meisten Raum einnimmt. Apropos puristisch: Auf dem gedrängten Anschlussfeld des MyAMP finden wahrhaftig noch analoge „Rec-Out“- und „Sub-Out“-Buchsen Platz, weshalb das Verstärkerchen auch noch für ganz andere Konstellationen einsetzbar ist, etwa als Zuspieler für den Kopfhörerverstärker MyZIC oder einen aktiven Subwoofer.
So viel wohlklingende Technik muss teuer sein, also Minigerät mit Maxipreis? Falsch, ganz falsch. Für den MyAMP ruft Micromega offiziell 499 Euro auf, es sollen aber auch schon deutlich niedrigere Summen gesichtet worden sein. Deshalb habe ich den Modellnamen auch wörtlich genommen: MEIN Verstärker. Finger weg, kaufe Dir selber einen – und habe Spaß!
Micromega MyAMP
Stereo-Vollverstärker/DAC
Leistung (8/4Ω): 2x 30/60 W
Eingänge digital: je 1x USB-B, SPDIF (coaxial und optisch), Bluetooth (aptX)
Eingänge analog: 3x Hochpegel (CInch)
Ausgänge: 1 Paar Lautsprecher (Schraubklemmen), Kopfhörer (3,5-mm-Klinke), Sub Out, Rec Out (Cinch)
Unterstützte Abtastraten: SPDIF bis 192/24, USB bis 96/24, Bluetooth bis 48/24 kHz/Bit
Besonderheiten: Class-A/B-Schaltung mit lautlosem Lüfter, integriertes Netzteil, Scheckkarten-Fernbedienung
Ausführungen: ABS-Kunststoff Weiß oder Schwarz
Maße (B/H/T): 14/8/16,5 cm
Gewicht: 1 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: 499 €
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