Test iFi Micro iTube Vorverstärker/Pufferverstärker
iFi Micro iTube – Doping für die Sinne
Und schon wieder ein attraktives Helferlein im Kampf gegen die Widrigkeiten des HiFi-Alltags: iFi präsentiert mit dem iTube einen rein analog arbeitenden Pufferverstärker bzw. einen Vorverstärker mit je einem Ein- und Ausgang plus zwei zuschaltbaren „Gimmicks“ – die möglicherweise auch zwei Problemlöser darstellen.
Die Engländer verweisen explizit auf Untersuchungen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, deren Ergebnis war, dass Röhrenklang beim Hörer positive Gefühle auslöst. Deshalb wurde die Signalverstärkung einer Röhre anvertraut. Der iTube ist also keineswegs ein Vertreter der reinen Audiolehre, wonach das Signal auf seinem Weg möglichst unangetastet bleiben sollte. Er folgt vielmehr der Maxime, dass Klangmanipulationen erlaubt sind, solange sie dem Hörspaß zuträglich sind.
Die verwendete NOS-Röhre GE-5670 (New Old Stock: originalverpackter Altbestand) arbeitet besonders klangneutral, wodurch das Gerät im reinen Verstärkermodus ohne zugeschaltete Signalprozessoren sehr durchlässig und lebendig klingt (plus einem Tick Röhrencharme) und auch deutlich über seine Preisklasse hinaus einen erstklassigen Eindruck macht.
Am Boden befinden sich acht DIP-Schalter zur Konfiguration des iTube. Zusätzlich können an der Frontseite zwei rein analog arbeitende Signalprozessoren zugeschaltet werden: ein „Digital Antidote Plus“ sowie ein zweistufiger „3D HolographicSound“.
Ebenso ausprobierenswert ist die zweite Besonderheit des iTube: der „3D Holographic Sound“. Laut iFi nimmt die Kanaltrennung – bedingt durch die Form des menschlichen Kopfes – zu tiefen Frequenzen hin ab, wodurch die virtuellen Positionen der hohen und tiefen Töne eines wiedergegebenen Klangkörpers räumlich nicht zueinander passen. Der Prozessor soll diesen Effekt in zwei wählbaren Stufen kompensieren und dadurch die räumliche Wiedergabe kohärenter machen.
Kennen Sie auch das merkwürdige Gefühl, das sich mitunter beim Anhören selbst hochgeschätzter Musikaufnahmen einstellt? Man meint in eine leere Halle hineinzuhören, an deren Ende Musik aufgeführt wird. Das klingt zwar imposant, aber oft auch künstlich. Die erste Stufe der 3D-Prozessierung, die für übliche Stereo-Setups ausgelegt ist, vergrößert und „füllt“ diesen Raum, wobei die einzelnen Klangereignisse sogar schärfer voneinander abgegrenzt werden, was insgesamt zu einem echter wirkenden Klangbild führt. Das funktioniert verblüffenderweise unabhängig vom Genre bei vielen Aufnahmen und bringt zusätzlichen Hörspaß. Insbesondere Liveaufnahmen, beispielsweise Neil Youngs Live At Massey Hall, profitieren hiervon hörbar deutlich.
Die zweite Stufe der Holographic-Sound-Prozessierung richtet sich an die Nutzer von Desktop-Lautsprechern. Da ich solche normalerweise nicht betreibe, teste ich die Wirkung der Schaltung, indem ich meine kleinen Neumann-Monitore auf einen Tisch und mich direkt davor positioniere. In Anbetracht des provisorischen Versuchsaufbaus möchte ich die Wirkung der Prozessierung vorsichtig als positiv einordnen.
Vor allem aber unter klassischen „High-End-Bedingungen“ kann mich der iFi Micro iTube überzeugen: Er bietet viel Ausstattung für kleines Geld, vor allem aber sehr guten (Grund)Klang. Falls Sie auf der Suche nach einem preisgünstigen Vorverstärker sind und Ihnen ein einziger Eingang genügt, sollten Sie sich das Gerät unbedingt anhören. Auch wer einen kleinen Schuss Röhrencharme in seiner Anlage vermisst, wird am iTube seine Freude haben. Die eingebauten Soundprozessoren führen zwar je nach Anlagenqualität zu einem Verlust an Auflösung, können andererseits aber auch einen erstaunlichen Spaßgewinn bedeuten. Noch mehr als sonst gilt hier: Try before you buy!
IFI Micro iTube | Vorverstärker/Pufferverstärker | Preis: 365 €
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