Heco Direkt
Gewiss, in grauer Vorzeit möchte man nicht leben. Aber auch im Zeitalter von dauertelefonierenden Kühlschränken, lautlos dahingleitenden Elektromobilen und auf Facebook postenden Uhren ist nicht immer alles zum Besten bestellt. Wer einmal einen Kaffee „Lungo“ getrunken hat, der mittels einer Aluminiumkapsel zubereitet wurde, weiß, wovon ich spreche – es war nicht alles schlecht an Omas Filterkaffee.
Willkommen zurück also im Zeitalter von Hubraum und Heckflosse, von Minirock und Monstersound! Denn zumindest optisch erinnern die neuen Zweiwege-Lautsprecher von Heco an längst vergangene Tage. Doch trotz des gelungenen Oldschool-Designs handelt es sich um moderne Schallwandler, wenngleich höchst ungewöhnliche: Bei einer stattlichen Breite von 44 cm und einer Höhe von 90 cm sind sie nur 23 cm tief. Abgesehen vom Rallyestreifen und dem Retro-Logo mit „Connected Baseline“ (typografischer Fachausdruck für auf der Grundlinie verbundene Buchstaben) sticht der wuchtige Zehnzöller ins Auge. Darüber prangt ein Hochtöner, dessen 28-mm-Seidenkalotte mit einem Aluminium-Hornvorsatz als Waveguide versehen ist.
Schon während der Montage der ungewöhnlichen Schmuckstücke beginnt man es zu ahnen: Zwei Auspuff-, pardon, Bassreflexrohre an der Unterseite sind ein nicht zu übersehender Hinweis darauf, dass hier – Hubraum: 55 Liter – fortan großvolumig Luft bewegt werden soll. Beim Hantieren mit den Schrauben für die Fußkonstruktion, die das MDF-Chassis der Direkt auf drei Punkten leicht nach hinten neigt, ergibt sich der Blick auf einen mächtigen Magneten, der zu besonderer Vorsicht mahnt; zunächst beim Umgang mit Schrauben und Inbus, dann mit dem Pegelsteller.
Auf dem Datenblatt sind unter dem Eintrag Wirkungsgrad amtliche 95 dB vermerkt, was den Betrieb an Röhrenverstärkern explizit erlaubt. Um es mit einer den Direkt angemessenen Unverblümtheit auszudrücken: Die Schallwandler knallen höllisch. Es macht eben einen himmelweiten Unterschied, ob man mit highendiger Kunstfertigkeit daran arbeitet, die Gesetze der Physik zu umgehen, oder ob man sich diesen einfach fügt – Größe ist nun einmal unersetzlich, wenn es darum geht, ein dickes Pfund in den Raum zu stellen. Heco setzt bei der Tiefmitteltöner-Membran einmal mehr auf sogenanntes „Kraftpapier“, ein Geflecht aus Nadelholzfasern und etwas Wolle. Im Zusammenspiel mit dem adäquat dynamischen Hochtöner ereignet sich, wir übertreiben nicht, wirklich und wahrhaftig ein kleines Wunder: Mit der ungestümen Kraft Halbstarker packt die Direkt untenrum geradezu schamlos zu und beschleunigt hart am Gas. Unverstellte Mitten und eine ebenso präzise wie lebhafte Hochtonwiedergabe komplettieren das in sich schlüssige Klangbild. Vom „Taunus-Sound“, wie man eine tiefen- und höhenbetonte Charakteristik einst nannte, hat sich die Direkt also eindeutig emanzipiert. Sie überzeugt vielmehr mit beeindruckender Feinfühligkeit, präziser Ausgewogenheit und ordentlicher Raumabbildung.
Lautsprecher Heco Direkt | Preis: 3 000 €
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