Hannl Mera ELB Eco 24V Plattenwaschmaschine
Den Plattenwaschmaschinen von Günter Hannl eilt ein fantastischer Ruf voraus. Nicht nur sollen sie perfekt und langzeittauglich verarbeitet sein, sondern auch ihre Aufgabe mehr als zufriedenstellend erfüllen.
Die größte Herausforderung bei der Plattenwäsche ist die Rille, also der Umstand, dass Schallplatten keine glatte Oberfläche besitzen, die sich einfach abwischen lässt. Die Rille ist aufgrund ihrer Seitenschrift, die auf Staub wie ein Widerhaken wirkt, ein hinterhältiger Schmutzfänger. Man muss sich dabei auch immer die Relation vor Augen halten: Ein winziges Staubkorn wirkt für den Tonabnehmer wie eine Bowlingkugel, an der er in der schmalen Rille unmöglich leise vorbeischleichen kann.
Eigens für diesen kurzen Test habe ich mir ein paar echte Härtefälle aus meiner Sammlung gesucht: Ben Kwellers Changing Horses hatte ich eigentlich schon abgeschrieben, nachdem diese überaus geliebte LP einst Silikonöl abbekommen hat (nein, fragen Sie bitte nicht, wie). Zunächst dachte ich, das zieht schon irgendwann ein, tat es auch, aber nicht rückstandsfrei – unschöne Schlieren auf der Oberfläche und ein Klang wie jahrelang nass abgespielt waren die Hinterlassenschaften. Obgleich schon mehrfach mit meiner Clearaudio Smart Matrix behandelt, wurde sie einfach nicht mehr vollkommen sauber – Silikonöl ist hartnäckiges Zeug. Des Weiteren eine im Grunde sehr schöne Compilation-Serie von Music On Vinyl zum Thema Northern Soul, deren Scheiben aus farbigem Vinyl allerdings erhebliche Pressrückstände von vermutlich Trennmittel aufwiesen – einmal gewaschen, hatte ich das klebrige weiße Zeug ständig an der Abtastnadel hängen. Und drittens einen letzten kleinen Posten mit den allerschmutzigsten Scheiben aus einer Kneipenauflösung Anfang der Neunziger, die seitdem im feuchten Keller des ehemaligen Wirts vergammelten. Da finden sich von Schimmel über festgebackene Plastikinnenhüllen, Zigarettenasche und verschüttete klebrige Drinks so ziemlich alle denkbaren Katastrophen.
Methodisch vertritt Günter Hannl ähnliche Standpunkte, wie sie sich auch in meiner Erfahrung herausgebildet haben: Um festen Schmutz tief aus der Rille zu holen, muss man ihn herauslösen, aufquellen lassen und dann abnehmen. Das braucht Zeit, damit die Reinigungsflüssigkeit einwirken kann. Darüber hinaus aber hat Günter Hannl mit der Rotationsbürste einen Weg gefunden, dies viel effizienter zu gestalten. Die sich über eine gewitzte Reibradumlenkung immer entgegen der Platte drehende Rundbürste entfaltet ihre Wirkung durch kinetische Fluiddynamik, also Strömungsenergie, indem sie für Wirbel in der Flüssigkeit auf der Platte sorgt. Sie dringt nicht in die Rille ein, sondern soll mit einer Rändelschraube so fixiert werden, dass sie die Plattenoberfläche gerade sanft streift. Günter Hannl möchte, dass noch ein Blatt Papier dazwischenpasst; ich habe immer mit einem Auge gepeilt, ob noch ein Streifen Licht durchscheint. Man hat das schnell im Gefühl, im Übrigen meldet die Mera schon, ob der Abstand passt – durch ein „Helikoptergeräusch“ und spritzendes Wasser einerseits oder durch einen stillen See auf der Platte andererseits. Ich glaube, den idealen Abstand hat man gefunden, wenn sich vor der Bürste eine kleine Bugwelle bildet und dahinter ein leichtes Wellenmuster auf der Platte bleibt. Aus dieser Beschreibung geht schon hervor, dass für die Reinigung mittels Rotationsbürste mehr Flüssigkeit benötigt wird als mit der regulären Doppelbürste – meiner Erfahrung nach in etwa die dreifache Menge. Hannl bietet dafür einen speziellen Reiniger an, der leicht alkoholisch riecht und so gut wie nicht schäumt; geringe Bläschenbildung bei einem längeren Reinigungsvorgang schlürft die überaus kräftige, aber nur dezent laute, in ihrer Intensität regelbare Absaugung klaglos weg.
Nur oberflächlich verstaubte Platten kann man in einer Minute waschen. Dafür nimmt man die Doppelbürste, die sogar Reiniger aus dem Tank aufträgt, dreht die regulierbare Drehgeschwindigkeit hoch, wechselt die Richtung nach Ermessen und saugt anschließend trocken. Für die meisten Platten ist das ausreichend. LPs, die ich vor über zwanzig Jahren neu gekauft habe, benötigen keine intensivere Reinigung, weil sie ihr Dasein bis auf gelegentliche Ausflüge aufs Karussell geschützt im Cover verbracht haben. Aber die echten Herausforderungen für Waschmaschinen kommen vom Secondhand-Markt und damit aus dubiosen Quellen. Für die Erst- oder Intensivreinigung ist dann die Rotationsbürste das Mittel der Wahl. Hannl empfiehlt Reinigungszyklen zwischen 5 und 30 Minuten, was ich in eine leichter kontrollierbare Zeiteinheit übersetzt habe: eine Plattenseite.
Im Ergebnis kann ich meine Begeisterung nur schwer verhehlen: Alle Problemfälle wurden wieder sauber, auch die ganz harten wie Changing Horses sind nun, nach extralanger Reinigung, in einem Zustand, den ich guten Gewissens als „Near Mint“ bezeichnen darf. Die Compilations mit zähen Pressrückständen habe ich erstmals offen und frei gehört, was mich wirklich glücklich gemacht hat. Selbst die Nadel des Clearaudio da Vinci war danach blitzsauber – ein voller Erfolg! Einzig eine Ausgabe von Peter Gabriels Us, auf der sich Lösungsmittel eines Aufklebers festgesetzt hatte, zeigt noch einen leichten Schatten, der jedoch nicht hörbar ist. Da alle diese Scheiben vorher schon gewaschen waren, hatte ich mit diesem Ergebnis offen gesagt nicht gerechnet. Eine Hannl Mera ist nicht eben günstig, wohl wahr, aber sie funktioniert zu 100 Prozent. Vielleicht ist das der Preis, den man für perfekt saubere Schallplatten zahlen muss.
Plattenwaschmaschine Hannl Mera ELB Eco 24V mit Flächenabsaugung, inkl. Rotations- und Doppelbürste. Preis: ab 3100 €