Audioblock CVR-100+ Mk II – Wer bietet mehr?
Warum das Rad neu erfinden, wenn es ohnehin rund läuft? Audioblock bietet Update statt Neukonstruktion – beim Multifunktionsgerät CVR-100+ Mk II.
Ich finde es ja gut, wenn Hersteller nicht jedem Trend hinterherhecheln und in schwindelerregendem Tempo neue Produkte auf den Markt werfen, die ihre Vorgänger gewissermaßen entwerten und nicht zuletzt auch deren Käufer vor den Kopf stoßen; frei nach dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, kauf’ dir was Neues! Umso schöner ist es, dass es auch Hersteller gibt – wie zum Beispiel Audioblock aus Hude bei Oldenburg –, die ihre Modelllinien hegen und pflegen.
Wer – und das sei grundsätzlich jedem angeraten – schon länger dieses Magazin liest, der wird sich möglicherweise an die Ausgabe 2/2013 erinnern, in der ich dem CD-Receiver/Streamer CVR-100 auf den Zahn fühlen durfte und resümierte: „In meiner persönlichen Historie ist der CVR-100 jedenfalls das klanglich mit Abstand beste Multifunktionsgerät, das ich je im Rack hatte.“ Da dies uneingeschränkt bis heute gilt, war ich entsprechend gespannt, als ich nun den Nachfolger CVR-100+ Mk II aus dem Karton hob.
Was unterscheidet beide Geräte voneinander? Ein bisschen Zauberei scheint dabei zu sein, denn der neue Kandidat aus dem Hause Block wiegt 600 Gramm weniger als sein Vorgänger, hat jedoch neue Funktionen hinzugewonnen. Eine Rückfrage beim Hersteller ergab, dass es für diesen scheinbaren Widerspruch ganz profane Gründe gibt: Zum einen wurde das Platinenlayout verändert, zum anderen die vormals recht massive Gehäusedecke durch eine zwar leichtere, aber immer noch seriös wirkende Aluminiumplatte ersetzt. Und hey, selbst deutlich teurere Komponenten kommen bisweilen in einem Gehäuse daher, das weniger hochwertig verarbeitet wirkt als das des CVR-100.
Schauen wir mal, was die Mk-II-Variante gegenüber ihrem Vorgänger Neues kann: Sie ist jetzt auch in der Lage, per Bluetooth zu streamen und hat eine entsprechende Antenne im Lieferumfang. Außerdem wurden ihr zwei weitere digitale TosLink-Eingänge spendiert. Damit hat der CVR-100 nun sage und schreibe vier Hochpegeleingänge (3 x Cinch, 1 x Stereoklinke) und einen Phono-MM-Eingang auf der analogen Seite sowie fünf Digitaleingänge (3 x TosLink, 1 x koaxial, 1 x USB). Das Display ist nun farbig und zeigt Albumcover an, außerdem kann der CVR-100+ Mk II jetzt auch als Radiowecker eingesetzt werden – mit zwei einstellbaren Weckzeitpunkten und Schlummerfunktion. Zu guter Letzt sind nicht nur die Streamingfunktionen und weitere Basiseinstellungen per App bedienbar, sondern auch der integrierte CD-Spieler und das Radio.
Vor einem Kreuzverhör müsste der CVR-100+ Mk II jedenfalls keine Angst haben. Und so könnte es ungefähr ausfallen:
„Können Sie Streaming per DLNA/UPnP?“
„Aber logisch.“
„Auch kabellos?“
„Das ist doch heute eine Selbstverständlichkeit.“
„Nativer Spotify-Support?“
„Klar.“
„Wie sieht es mit Webradio aus?“
„Kann ich auch.“
„Haben Sie zwei getrennt schaltbare Lautsprecherausgänge?“
„Aber ich bitte Sie, natürlich.“
„Kopfhörerausgang?“
(Gähnt verstohlen): „Ja!“
„Fernbedienung?“
„Eh klar. Wenn Sie wollen, auch per App.“
„Radioempfang?“
„Wenn Ihnen UKW und DAB+ genügt, ja.“
„Phonoeingang?“
„Sir, yes Sir!“
„Und wenn ich einen Subwoofer anschließen will? Oder eine andere Endstufe?“
„Probieren Sie es mit dem Pre- oder Rec-Out. Beides an Bord.“
„Aber FLAC-Dateien, die können Sie nicht abspielen, oder?“
(Grinst hämisch): „Wie kommen Sie darauf, dass ich das nicht könnte? Aber sicher kann ich.“
(Interviewer schnappt nach seinem Beißholz.)
Beim ersten „Hochfahren“ des Geräts ist ein kurzer Setup-Prozess zu absolvieren. Sehr erfreulich finde ich, dass für diese Erstkonfiguration keine kabelgebundene Netzwerkverbindung erforderlich ist – so wie man das von vielen anderen Geräten dieser Art kennt. Der CVR-100 fand auf Anhieb mein WLAN, die Eingabe des durchaus bitterbösen Passworts gestaltete sich durch das angenehm große Display einfach – und nach weniger als fünf Minuten war alles eingerichtet. Parallel lud ich die Steuerungs-App auf mein Android-Smartphone, die den CVR-100 nach dem Start sofort erkannte. So muss Technik!
Die App läuft sehr verlässlich und kommt auch bei größeren Musikkollektionen nicht ins Schleudern. Wer sie hat, braucht die Fernbedienung definitiv nicht mehr: Quellenwahl, Titelauswahl über UPnP-Server, Lautstärkeregelung, Auswahl eines Internetradiosenders, und und und – klappt alles famos. Einziger kleiner Wunsch für das nächste App-Update: Es wäre toll, wenn man künftig Webradio-Stationen auch noch nach Datenrate auswählen könnte und nicht nur nach Standardkriterien wie Musikrichtung, Name, Land und dergleichen.
Wir haben also ein Gerät, das bis an die Zähne mit Features bewaffnet ist. Doch entscheidend ist vielmehr, wie es klingt. Die gute Nachricht: Der CVR-100+ Mk II klingt genauso gut wie der Vorgänger. Das verwundert auch nicht weiter, denn am Schaltungskonzept und den verwendeten Bauteilen wurde – bis auf das oben erwähnte veränderte Platinenlayout – nichts geändert. Der CVR-100 zeigt sich als tonal ausgesprochen neutral abgestimmter Allrounder, der verfärbungsfrei aufspielt, dynamisch zuweilen sogar richtig flott zu Werke geht und eine erfreulich stabile stereofone Bühne baut.
Nehmen wir die gut abgehangene Scheibe Pretzel Logic von Steely Dan. Sie hat inzwischen mehr als 40 (!) Jahre auf dem Buckel, klingt aber immer noch wie eine State-of-the-Art-Produktion. Klar, wenn zwei Soundnerds wie Donald Fagen und Walter Becker mit sinistren Visagen in der Regie sitzen, wird jeder Tonmeister mit tremolierenden Fingern sein Bestes geben, denn mit den beiden Herren mochte und möchte man bis heute lieber keinen Ärger haben. Beim Song „Any Major Dude Will Tell You“ zeigt der Block die gesamte Bandbreite der Elektroakustik: Drums, Bass, diverse Gitarren und ein schön quäkendes Wurlitzer-E-Piano – mehr braucht’s nicht. Schon gar nicht, wenn alle diese Instrumente nicht nur lupenrein und authentisch klingen, sondern noch dazu präzise auf der Bühne festgenagelt sind, die ausnehmend weitläufig, aber nicht unrealistisch groß ist.
Besonders gefällt mir die Hochtonabstimmung des CVR-100, die bei etwas preisgünstigeren Verstärkerkonzepten häufig als Erstes gewissen Limitationen unterworfen ist. Über den Block klingen Schlagzeugbecken, obertonreiche Percussion wie etwa Shaker, aber auch eine mit viel Präsenz gemischte cleane E-Gitarre zu jeder Zeit sauber, crisp, unverhangen – aber eben nicht scharf oder spitz. Das ist wirklich gut abgeschmeckt.
Im Bassbereich spielt der CVR-100 bis hin zu Lautstärken, die merklich über Zimmerlautstärke hinausgehen, ebenfalls kontrolliert und knackig, wenn auch nicht über alle Maßen „pfundig“: flink und alert statt ultratief also. Wenn wir das Volume-Rad sehr weit aufreißen, geht’s dann auch ein wenig in die Kompression, das Bühnenbild rückt zusammen und der Obertonbereich wird ein wenig körnig – wir reden hier aber von Lautstärken, mit denen man eh nach wenigen Minuten Feinde im ganzen Haus hat.
Insgesamt wirkt die klangliche Darbietung des CVR-100 in hohem Maße erwachsen: weder auf Effekt gezüchtet noch langweilig. Meiner Meinung nach hätte der norddeutsche Multiinstrumentalist durchaus Chancen, bei Blindtests Geräte auszustechen, die mindestens doppelt so teuer sind.
Was bleibt? Vor allem Erstaunen angesichts der Trias aus guter Klangqualität, überdurchschnittlicher Funktionsvielfalt und günstigem Preis. Wer sagt, dass das nicht möglich ist, der muss sich eines Besseren belehren lassen: Bei Block kann man das. Glückwunsch!
Audioblock CVR-100+ Mk II
Eingänge analog: 4 x Hochpegel (3 x Cinch, 1 x 6,3-mm-Klinke), 1 x Phono MM (Cinch)
Eingänge digital: 4 x S/PDIF (3 x optisch (TosLink), 1 x koaxial (Cinch)), 1 x USB (Front)
Ausgänge: 2 x Lautsprecher (separat schaltbar), 1 x Kopfhörer (6,3-mm-Klinke), Pre-Out, Rec-Out
Leistung: 2 x 60 W (4 Ω)
Dateiformate: AAC, AAC+, MP3, WAV, WMA, FLAC
Geräuschspannungsabstand: >88 dB
Gewicht: 9,4 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Audioblock
Auf der Striepe 3a, 27798 Hude
Telefon 04484 92009019