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Backes & Müller BMLine 25

Test Backes & Müller BMLine 25 Aktivlautsprecher

Backes & Müller BMLine 25 – Linientreu

Die Backes & Müller BMLine 25 statuiert ein Exempel, wie man Hightech konsequent in Hörspaß umsetzt.

Mein avisierter Besuch hat es sich schon gemütlich gemacht, als ich mit bahnbedingter rund einstündiger Verspätung im FIDELITY-Headquarter Ismaning eintreffe. B&M-Chef und -Entwickler Johannes Siegler sowie Produktionsleiter André Hammerschmidt unterhalten sich bereits angeregt mit FIDELITY-Chef Ingo Schulz und Chefredakteur Cai Brockmann über … Lautsprecher selbstverständlich. Genauer gesagt über die neue Backes & Müller Line 25, die sich bereits seit einigen Tagen im FIDELITY-Hörraum warmspielt.
Auf diesen Termin habe ich mich in der Tat gefreut – schon wegen des erneuten Zusammentreffens mit Johannes Siegler, mit dem ich aufgrund einer von mir gemasterten CD schon vor einigen Monaten des Öfteren Kontakt hatte. Sowieso finde ich es wesentlich spannender und ergiebiger, mit Entwicklern persönlich anstelle von Marketing-Menschen sprechen zu können. Das ist viel unmittelbarer, und es bedarf nicht Dutzender von Fragen, um das Wesentliche eines neuen Produkts herauszuarbeiten.
Klar, dass ich mich auf dieses Treffen im Vorfeld schon entsprechend vorbereitet hatte, schließlich begegnet man einem solch ehrgeizigen Schallwandler wie der BMLine 25 mitsamt seinem Entwickler nicht jeden Tag. Umso erstaunter bin ich dann jedoch, als André Hammerschmidt beim Plaudern anmerkt, dass man bei Produkten von Backes & Müller die ganze Technik-Diskussion eigentlich nur ungern im Vordergrund sehen wolle. „Naja“, denke ich mir und äußere das auch, „dafür geht es aber beispielsweise auf eurer Homepage in puncto Technik ganz schön zur Sache.“ Und schon sind wir mitten in einer lebhaften Diskussion zum Thema „Wie viel Tech-Talk braucht’s eigentlich, um ein Produkt zu legitimieren?“ – was selbstverständlich auch einen Bericht wie diesen betrifft.
Gerade im Falle Backes & Müller ist das keine einfache Frage, gehören die Saarländer doch traditionell ganz eindeutig zu den technologiegetriebenen Herstellern in der Audiobranche. Dazu hat sicherlich auch die Vermählung mit dem Studiomonitor-Anbieter KS Digital nicht unerheblich beigetragen: Von Membran-Gegenkopplung über optimiertes Abstrahlverhalten bis hin zu digitaler, impulsoptimierter Entzerrung – Backes & Müller respektive KS Digital kann in jeder Hinsicht tief in die technische Trickkiste greifen. So müssen die Saarländer eigentlich keiner konstruktiven „Gesinnung“ dogmatisch folgen, vielmehr können sie für jeden akustischen Anwendungsfall den optimal passenden elektroakustischen Lösungsweg einschlagen.

Mindestens ebenso kompromisslos wie in technischer Hinsicht zeigt man sich bei Backes & Müller jedoch auch, wenn es um Optik, Verarbeitung und Finish geht: Besonders stolz ist man in der auf Einzelanfertigungen spezialisierten audiophilen Manufaktur, dass ihre Schallwandler in praktisch jedem beliebigen Finish geliefert werden können, angefangen bei Massivholz-Schallfronten über echten Klavierlack bis hin zu blattvergoldeten Elementen. Beispielsweise kleiden sich die hier vorgestellten BMLine 25 in weißen Schleiflack, was ihnen wirklich ausgesprochen gut steht. Jedenfalls ziehen sie mich, als ich zufälligerweise an der geöffneten Hörraumtür vorbeikomme, schon optisch voll in ihren Bann, sodass ich einfach stehenbleiber muss: Holla – die sehen ja mal wirklich toll aus! Zudem wirken die Line 25 trotz ihrer stattlichen Größe wesentlich zierlicher, als ich sie mir vorgestellt habe.
Schon sind Johannes Siegler und André Hammerschmidt zur Stelle, um Ingo Schulz’ und meine technische Neugier unmittelbar am Objekt zu stillen. „Warum sind denn eigentlich die Öffnungen der Waveguides oval und zudem kleiner als die Tiefmitteltöner-Mebranen?“, lautet meine erste Frage. Halt! Stop! So wird das nichts – schließlich war nicht geplant, dass mein Bericht nachher über das ganze Heft geht; die Wahrscheinlichkeit, sich in den technischen Untiefen der BMLine 25 zu „verschreiben“, ist ja recht hoch … Darum hier zunächst mal die wichtigsten Fakten: Bei der BMLine 25 handelt es sich um eine rund 160 Zentimeter hohe, schlanke Standbox in Aktivtechnik. Die gesamte Elektronik einschließlich aller Anschlüsse ist in einem aus dem Vollen gefrästen Corian-Sockel untergebracht (das Kunststeinmaterial kommt vom Spezialisten DuPont). Das eigentliche Lautsprechergehäuse weist daher weder außen liegende Kühlkörper noch irgendwelche Verschraubungen auf – und damit auch nichts, was die Schallabstrahlung beeinflussen könnte.
Elektroakustisch zählt die BMLine 25 zu den Linienstrahlern, wie man sie öfter bei Backes & Müller findet. Ein Kennzeichen von Linienstrahlern (wenn richtig dimensioniert) ist ihr horizontal breites, vertikal jedoch gerichtetes Abstrahlverhalten. Dieses Konzept bewirkt weniger Schallreflexionen von Boden und Decke, was am Hörplatz zu gesteigerten Direktschallanteilen und damit unmittelbarerem Klang führt. Unterstützt wird das durch die exakt dimensionierten, kurzen Hornvorsätze (Waveguides) vor den vier frontseitigen 6,5-Zoll-Tiefmitteltönern: Sie sorgen zudem für ein konstantes Abstrahlverhalten beim Übergang zum magnetostatischen Zylinderwellen-Hochtöner, was einem gleichmäßigen Raumeindruck im ganzen Tonspektrum zugutekommt. Auch koppelt der Hochtöner mit einer Trennfrequenz von 850 Hz erstaunlich niedrig an, sodass die BMLine 25 im gesamten für die Definition zuständigen Frequenzbereich praktisch mit nur einer Tonquelle arbeitet.
Quasi ein technisches Markenzeichen für die B&M-Schallwandler sind Basschassis mit elektrodynamischer Membrangegenkopplung (DMC) zur Korrektur eventueller „Bewegungsfehler“: Bei der BMLine 25 kümmert sich pro Box gleich ein ganzes rückseitig angeordnetes Quartett solcher DMC-Achtzöller um die Tiefton-Arbeit – angetrieben von jeweils eigenen, analog arbeitenden MOSFET-Endstufen, deren Gegenkopplungspfad individuell auf jedes Chassis eingemessen wird. Wie bei Aktivlautsprechern üblich, verfügen auch Tiefmittel- und Hochtonzweig der BMLine 25 über eigene, ebenfalls analog mit MOSFETs verstärkende Endstufen. Für besten Rauschabstand erfolgt die Lautstärkeeinstellung auf analoger Ebene unmittelbar vor allen beteiligten Endverstärkern: Klangverluste durch Wortbreitenreduzierung wie bei digitaler Lautstärkeeinstellung sind durch diese „Full Scale Volume Control“ (FSVC), wie B&M sie nennt, ebenfalls ausgeschlossen.
Ein weiteres B&M-Markenzeichen ist die exklusive Digitalfilter-Technik namens FIRTEC. Grundgedanke dahinter ist, dass das Gehör ein Schallereignis weder einzig nach Betrag noch nach Phase auswertet; relevant speziell für die räumliche Wahrnehmung ist ausschließlich der zeitliche Verlauf der Luftdruck-Änderungen an beiden Trommelfellen. Herkömmliche Entzerrungen kompensieren entweder den Amplitudenfrequenzgang (Betrag) oder den Phasengang, was prinzipiell eher zu einer Verschlechterung des Impulsverhaltens führt. FIRTEC hingegen erfasst die Eigenschaften der kompletten Lautsprecherkonstruktion als Ganzes und führt notwendige Entzerrungen über linearphasige FIR-Digitalfilter durch. Einfach ausgedrückt, handelt FIRTEC wohlwissend im vorauseilenden Gehorsam, bevor der Lautsprecher akustisches Fehlverhalten an den Tag legt. Auch für die Frequenzbereichsaufteilung in der Aktivweiche kommen linearphasige FIR-Filter zum Einsatz; Phasenauslöschungen in den Überlappungsbereichen der Chassis können daher bei der BMLine 25 prinzipbedingt nicht auftreten.

Bei all ihrem Hightech-Appeal finde ich umso bemerkenswerter, dass Backes & Müller bei der BMLine 25 audiophile Konsequenz walten ließ. Beispielsweise werden beide Lautsprecher bei digitaler Ansteuerung über zwei separate AES3-Digitalkabel versorgt – das übliche serielle Durchschleifen des Digitalsignales von Box A zu Box B (Daisy-Chaining) hätte zur Jitter-Unterdrückung in der zweiten Box ein zusätzliches Reclocking erfordert und damit eine Zeitverzögerung verursacht.
Nachdem die BMLine 25 meiner Ansicht nach technisch hinreichend legitimiert ist, kommen wir nun zu ihren sinnlichen Qualitäten. Auffallend ist dabei zunächst einmal, dass sie sich Linienstrahler-typisch auch für größere Hörabstände von mehr als vier Metern eignet, ohne dabei an musikalischer Präsenz und Unmittelbarkeit zu verlieren. Durch den hohen Direktschallanteil hört man stets, „was läuft“: Zwar liegt ihre akustische Projektion schwerpunktmäßig vor der Lautsprecherebene, lotet aber dennoch gut die Bühnentiefe aus. Sehr schön zu hören und daher besonders reizvoll sind „gewollte“ kleine Phasenspielchen im Musikmaterial, so zum Beispiel der Keyboard-Teppich im Intro bei „Steppe“, zu hören auf dem Album Ushna der Leipziger Kultband Annuluk. Allerdings erzeugt die BMLine 25 keinen „Wall of Sound“, der die Zuhörer in die Sessel drückt. Bei aller Direktheit birgt das Klangbild in sich dennoch Gelöstheit und eine klare räumliche Auffächerung, was beileibe nicht alle Linienstrahler für sich beanspruchen können.
Mit vollem Grundton und fülligem, ebenso tief reichendem wie straffem Bass liegt die Line 25 tonal klar auf der saftigen Seite: Sie klingt äußerst griffig, konkret, dabei dennoch sehr detailreich und reproduziert auch bei hohen Frequenzen angenehm mühelos. Besonders positiv fällt mir das in sich geschlossene Klangbild auf, das weder in tonaler noch in räumlicher Hinsicht Brüche oder Lücken aufweist oder gar auseinanderfällt. Sehr gut gefällt mir außerdem, dass der Fokus im Sweetspot zwar ausgesprochen präzise ist, man aber trotzdem reichlich Bewegungsfreiheit hat, ohne dass dies zu Lasten der Schallquellen-Abbildung geht. Hervorzuheben sind unbedingt auch die klaren, sehr leuchtkräftigen Mitten, die äußerst plastisch und farbstark wirken – sehr gut zu hören beispielsweise bei „La Calaca“ von Quixotic & The Human Experience auf dem Album From The Outside Looking In.
Sehr angenehm finde ich auch, dass man bei der BMLine 25 im Raum umherlaufen kann, ohne dass die hohen Lagen wie bei vielen anderen Schallwandlern nennenswert dunkler werden oder gar „absaufen“. Mit ihr kann man daher auch mal bedenkenlos im Wohnzimmer ausgelassene Steh- und Tanzpartys feiern, was angesichts ihrer immensen Dynamikreserven übrigens ausgesprochen großen Spaß macht. Der ist bei der BMLine 25 ohnehin unter allen Umständen garantiert – aber das haben Sie sicherlich schon längst herausgelesen.

Backes & Müller BMLine 25 Navigator

 

Backes & Müller BMLine 25

Funktionsprinzip: Aktivlautsprecher
Chassis-Bestückung: 4 x DMC-geregelte 20-cm-Tieftöner auf der Rückseite, 4 x 16,5-cm-Mitteltöner mit Carbonmembran, 1 x Mittelhochton-Zylinderwellenstrahler auf der Vorderseite
Endstufenleistung (RMS/Peak): Bass 800/1000 W, Mitten 400/600 W, Höhen 300 W
Übergangsfrequenzen: 80/850 Hz
Eingangsempfindlichkeit (analog): bis 10 dBu
AD-Wandler: 24-bit Sigma-Delta AD-Converter bis 192 kHz
DA-Wandler: 24-bit Sigma-Delta DA-Converter bis 192 KHz
Eingang analog: symmetrisch (XLR)
Ausgang analog: Subwoofer (XLR)
Eingang digital: AES zur direkten Anbindung an Digitalquelle
Signal Processing: FPGA mit Software-basiertem DSP, updatefähig
Besonderheiten: DMC-Regelung der Tieftöner, FIRTEC-Equalizer, FIR-Frequenzweiche, Limiter, Volume-Kontrolle per Software oder Hardware, Raumanpassung durch 5 Filter, Distance Shift und FIR-Anpassung, Fernsteuerungs-Software verfügbar
Ausführung: Schallfront, Seitenwangen und Hochtonschallführung jeweils in diversen Varianten lieferbar, individuelle Oberflächen- und Materialwünsche (etwa Klavierlack, Massivholz, Blattgold, Sonderlackierungen etc.) gegen Aufpreis realisierbar
Maße (B/H/T): 32/161/42 cm
Ausführung: standardmäßig komplett „Black Cast Iron“ oder „White Cast Iron“ oder mit Seitenwangen in matt lackiertem Edelfurnier; optional Schallfront, Seitenwangen und Hochtonschallführung jeweils in diversen Varianten (z. B. Klavierlack, Massivholz, Blattgold, Sonderlackierungen etc.) gegen Aufpreis
Maße (B/H/T): 32/161/42 cm
Gewicht: 95 kg
Garantiezeit: 4 Jahre, optional lebenslanges Garantiekonzept
Paarpreis: ab 49 900 €

 

Backes & Müller High End Audio Produktionsgesellschaft mbH
Altenkesseler Straße 17/D1
66115 Saarbrücken
Telefon 0681 7616-809

 

www.backesmueller.de

 

Mitspieler:
Digitalspieler: CEC TL 0 3.0, T+A PDP 3000 HV, Apple MacBook Pro
Vorverstärker: Backes & Müller BMIce 502
Kabel: B&M, T+A, Vovox
Zubehör: IsoTek Aquarius EVO 3, Quadraspire X-Reference, Subbase Shambala

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.