Audio Note CD-2.1x – Wenn Musik zum prächtigen Gemälde wird
Worum geht es hier eigentlich? Genau, um Musik. Und daran erinnert uns der Audio Note CD-2.1x mit höflichem Nachdruck.
CD-Player. Gefühlt eine unendliche Geschichte. Als sie damals in den Läden standen, als im Musikteil der HiFi-Fachmagazine immer häufiger das magische Kürzel „CD“ neben den Rezensionen auftauchte, sprang auch ich mit Freude auf den Digitalzug auf, sobald die neuen Zauberkisten irgendwie bezahlbar wurden. In der Vorweihnachtszeit des Jahres 1985 zog bei mir ein Philips CD 150 aus dem Sonderangebot eines längst verblichenen Nürnberger Radiohändlers (so nannte man damals diese – selten gewordenen – Läden) ein. Aus heutiger Sicht alles andere als das Ende der Fahnenstange, damals eine private Revolution. Da rauschte und knackste nichts mehr, da „leierten“ auch Klavieraufnahmen kein bisschen. Dass der 14-Bit-Spieler im handlichen Midi-Format klanglich eher der Kühlschrankfraktion zuzurechnen war und dass auch die ersten CDs keine Überflieger waren, wurde dem Digitalnovizen erst viel später bewusst, als der Rest der Anlage besser wurde und die Ansprüche stiegen.
Auch die Auflösung der digitalen Medien wurde über die Jahre ein bestimmendes Thema, das immer eine Rolle spielte und auf der Ebene der physischen Tonträger mit DVD-Audio und SACD seinen Höhepunkt erlebte. Warum daraus keine Verkaufsschlager wurden, hat vielerlei Gründe, die zu analysieren den Umfang dieses Artikels sprengen würde. Fakt ist: Die Anfang der 2000er Jahre schon totgebetete CD hat die als ihre Nachfolger angekündigten Medienformate überlebt – und obwohl die nichtphysischen Medien auf dem Vormarsch sind, lohnt sich für viele Musikfreunde angesichts umfangreicher CD-Sammlungen durchaus immer noch die Anschaffung eines Players, der das auf den Silberlingen gespeicherte Material auf aktuellem Stand der Technik zum Leben erweckt.
An dieser Stelle kommt der Audio Note CD-2.1x ins Spiel, der bauteiltechnisch „verwöhnte“ Bruder des optisch identischen CD-1.1x. Der CD-2.1x ist beim ersten Blick auf die technischen Daten eine ziemlich paradox erscheinende Maschine, die ab dem ersten Hören so viel gute Laune erzeugt, dass man sich leicht befremdet fragt, wie sinnvoll sich eigentlich der technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte auf den Klang ausgewirkt hat.
Verzichtet doch der ziemlich leichte und betont schlicht gestaltete CD-Player – es gibt ihn, typisch Audio Note, auch mit einer silbernen Alu-Front – auf Oversampling ebenso wie auf digitale oder analoge Filterung; der hier eingesetzte DAC vom Typ TAD1543 ist ein simpler, aber klanglich wohlbedachter 16-Bit-Wandler mit großem musikalischem Herzen. Peter Qvortrup und sein Team von Audio Note UK setzten beim Design lieber auf sorgsam ausgesuchte und selektierte elektronische Bauteile wie Tantal-Widerstände, Folien-Kondensatoren aus eigener Fertigung, aber auch von Cerafine. Und auf eine schöne kleine Doppeltriode vom Typ 6111WA in der Ausgangsstufe, bei der je eine Hälfte für einen Stereokanal zuständig ist. Das Laufwerk, und damit schließt sich der Kreis zu meinem eigenen Digitaldebüt, kommt von Philips – ein schlichtes, nahezu unkaputtbares „Schlachtross“ der soliden Sorte, das man sich auch in manch anderem Player wünschen würde.
In den letzten Jahren hatten wir eine ganze Reihe von hochklassigen SACD-Spielern bei FIDELITY zu Gast. Geräte, die locker in der Lage waren, Musik mit einer unzählbaren Menge an allerfeinsten Details wiederzugeben. Eine Einzelheitenflut, bei der eher die nachgeordneten Verstärker und Lautsprecher die Grenze setzten, wie viel Information am Ende zu den Ohren gelangte, als der Player selbst. Manchmal standen die hochauflösenden Platzhirsche sich allerdings auch selbst ein wenig im Weg, man nahm stark abhängig von der „Software“ eine unendliche Masse an Einzelheiten wahr, aber kein geschlossenes Ganzes mehr.
Der Audio Note CD-2.1x ist der diametrale Gegenentwurf zum hyperanalytischen „Wimmelbild“-Klangideal: Er setzt primär – wohl nicht zuletzt ein Verdienst der Röhren-Ausgangsstufe – auf prächtig strahlende, feinst variierende Klangfarben, malt musikalische Gemälde, wobei sich die Musikalität nicht nur auf die stimmige Abbildung von Valeurs beschränkt, sondern auch korrektes Timing und rhythmische Korrektheit umfasst. Weniger geschraubt formuliert: Der Audio Note CD-2.1x groovt wie die Sau, saugt einen förmlich in die Aufnahmen hinein und wird dennoch nie nervig, sondern lädt zum entspannten Fingerschnippen ein.
Für Audio-Note-Mastermind Peter Qvortrup steht die Musik an erster Stelle, deshalb hat der seit Jahrzehnten in England lebende und arbeitende Däne (Jahrgang 1950) mittlerweile sein eigenes Label gegründet, bei dem Ausnahmekünstler wie der kanadische Cellist Vincent Bélanger unter Vertrag stehen. Musiker mit Eigenprofil und unverwechselbarem Ton, die Qvortrup in akustisch reizvollen Räumen wie etwa kleinen Kirchen aufnimmt.
Die dezidierte Hinwendung zu einem natürlichen Klang, dem nicht „nachgeholfen“ werden muss, spiegelt sich in der Klangkonzeption des Audio Note CD-2.1x wider. Dieser Digitalspieler gibt sich so stimmig und rund, wie man es normalerweise eher analogen Plattendrehern unterstellt. Talente, die sich in praktisch jeder Anlage auf Anhieb nachvollziehen lassen, obwohl man im Hause Audio Note UK grundsätzlich ja den Kettengedanken von der Quelle bis zum Lautsprecher pflegt. Weil die spezielle, unmittelbar anrührende Klangphilosophie von Qvortrup und Co. so am deutlichsten beim Hörer ankommt. Was wohl jeder bestätigen kann, der schon einmal eine komplette Audio-Note-Anlage hören durfte. Allein: Eine Quelle wie der AN CD-2.1x vermag auch als „Einzelkämpfer“ den Klangcharakter einer bestehenden Anlage massiv zu beeinflussen – und praktisch immer zum Positiven.
Die persönlichen Folgen für mich? Zum einen gerieten die Aufenthalte im FIDELITY-Hörraum deutlich länger als ursprünglich geplant, zum anderen nahm ich den handlichen kleinen Kerl (der zwar die 44-Zentimeter-Standardbreite hat, aber nicht allzu viel wiegt) kurzerhand mit nach Hause – mit beglückenden Ergebnissen.
Womit ich derzeit daheim höre, ist definitiv das Gegenteil eines analytischen Versuchsaufbaus: Eine Vintage-Spaßanlage aus einer Mark-Levinson-Vor-/Endstufenkombination mit rund 25 Jahren auf dem nachtschwarzen Buckel und ebenso alten Infinity-Kappa-Lautsprechern, mit der man wunderbar Krach machen kann, die aber mit High End im strengen (oder neuzeitlichen) Sinn nicht allzu viel zu tun hat. Selbst in diesem an sich fremden „All-American“-Umfeld schlug sich der kleine Audio Note als wohlerzogener Brite schlichtweg grandios. Zeigte er mir doch, dass meine US-Oldtimer auch die leisen, feinen Töne beherrschen, wenn nur die Qualität der Quelle stimmt. Der barocken Arienkunst der Sopranistin Emma Bell (Linn Records) zu lauschen, war pure Lust.
Mit der derzeit ziemlich angesagten A-cappella-Popgruppe Pentatonix ging der Audio Note CD-2.1x ziemlich gnädig um. Während mir weiter oben beschriebene „Wimmelbild“-Player gnadenlos vor Ohren führen, dass viele der auf Anhieb spektakulär klingenden Gesangsnummern des stimmstarken Quintetts in Wahrheit nur virtuose Mischpult-Spielereien darstellen – mit allen schmutzigen Tonstudio-Tricks vom ausgiebigen Kompressor-Gebrauch bis zum Einsatz elektronischer Schlagzeug-Loops statt vokalen „Beatboxings“ –, macht der Audio Note CD-2.1x daraus wieder Musik. Charmant. Mitreißend. Betörend.
Und das funktioniert mit höchster Eleganz auch dann, wenn die Besetzungen deutlich größer werden.
Zu den Hörtest-Standardscheiben der Redaktion zählt seit langer Zeit schon Zubin Mehtas Interpretation der Planeten von Gustav Holst, eingespielt für Decca 1971 mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, in einer sehr gelungenen XRCD-Ausgabe. Seit kurzem hat sie Konkurrenz in Form einer SACD-Version, für die sich die Klanggurus von Analogue Productions die Masterbänder neu vornahmen. Eine Arbeit, von der auch die CD-Spur dieser Hybridscheibe hörbar profitiert hat. Der Audio Note CD-2.1x glänzt hier mit natürlicher, nie überzogen wirkender Räumlichkeit – und er lässt den Orchesterkörper als Gesamtheit intakt, ohne ihn zur amorphen Klangmasse zu reduzieren. Genau so, wie man sich das Live-Erlebnis vorstellt.
Zu ganz großer Form läuft der Audio Note bei kleinen Besetzungen auf. Wenn die blitzschnelle, aber leider auch etwas rappelige Schublade das nagelneue Kari-Bremnes-Album Det Vi Har (Strange Way Records/Indigo) verschluckt und der CD-2.1x die Scheibe in Windeseile eingelesen hat, ist Chillen auf Maximalniveau angesagt. Hypnotische Songs wie „Det Kunne Skjedd“ hüllen den Hörer ein wie ein wärmender Wintermantel, der Geist geht auf Reisen, die Seele hängt durch. Schon die nächste Nummer, „Glem Ikkje“ gleicht einem scharf formulierten Weckruf: „Vergiss die leichten Tage nicht, lass sie nicht so an Dir vorüberziehen, dass alle schweren Dir nur bleiben und Du dann glaubst, nur diese wollen was von Dir“, warnt die 61-jährige Norwegerin in diesem unverwechselbar lakonischen Ton, der ihr Markenzeichen ist. Und der über den Audio Note CD-2.1x für unmittelbare Adrenalin-Ausschüttungen sorgt, weil man diese typische Bremnes-Stimme nur selten so ausdrucksstark erlebt hat. Dass Schlagzeug-Impulse knackig und scharf umrissen kommen, dass der Bass perfekt auf den Punkt spielt, ist einer von vielen Belegen, dass der Audio Note CD-2.1x zwar ein ganzheitliches Konzept verfolgt, aber gewiss kein notorischer Weich- oder Schönzeichner sein will. Dafür ein Spielgefährte, der locker und lässig einen Wohlfühlmoment an den nächsten reiht. Und dessen leuchtende Klangbilder man sich am liebsten an die Wand hängen würde … Kurzum: Mehr Musik fürs Geld geht nicht!
CD-Player
Audio Note CD-2.1x
Funktionsrinzip: CD-Spieler mit Röhren-Ausgangsstufe
Spielbare Formate: Audio-CD, Audio-CDR nach Redbook-Standard
Ausgang analog: unsymmetrisch (Cinch)
Ausgang digital: S/PDIF koaxial
Besonderheiten: kein Oversampling, kein Digitalfilter, Röhrenausgangsstufe mit 6111WA
Ausführungen: Front Acryl hochglanzschwarz mit goldenen Knöpfen oder Aluminium natur mit silbernen Knöpfen
Maße (B/H/T): 45/9,6/28 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 3850 €
Alexander Voigt Audiosysteme
Altenhainer Straße 20
65779 Kelkheim
Telefon: 06195 61003
Mitspieler:
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38s, Musical Fidelity M1 CLIC
Endverstärker: Audio Note P2SE, Mark Levinson No. 27, Musical Fidelity M1 PWR
Vollverstärker: Audio Note Meishu und Oto, Hegel H360, Marantz PM-10 und HD-AMP1, Vincent SV-238 MK
Lautsprecher: Audio Note „E“ Spe HE, Bowers & Wilkins 800 D3, Burmester B18, Dynaudio Special Forty, Infinity Kappa 7.2 MkII, KEF LS50, R900 und Reference 3, MartinLogan Expression ESL 13A, Phonar Veritas 10p, Wilson Audio Yvette
Kabel: Audio Note, AudioQuest, HMS, in-akustik, Vovox
Zubehör: Harmonix, Subbase Audio