Tenacious D – The Pick Of Destiny
Wenn Jack Black, Bach und King Kong eine Band gründen …
Bis heute bin ich mir nicht sicher, wie ernst man Tenacious D als Band nehmen darf. Klar, sie touren rund um die Welt und spielen auf den größten Festivalbühnen neben Metallica, den Red Hot Chili Peppers oder den Smashing Pumpkins. Doch bei solchen Auftritten wirkt Frontmann Jack Black immer wie ein Schauspieler, der mit zugegeben voller, soulbeladener Stimme einen Rockstar mimt. So spielt er bei Konzerten oft auch ein Solo auf seinem „Sax-a-boom“, einem elektronischen Kinder-Plastiksaxofon.
Als musizierenden Schauspieler habe ich Jack Black auch ursprünglich kennengelernt: im Hollywood-Film School Of Rock, und natürlich als exzentrischen Musical-Produzenten in Peter Jacksons King Kong. Tatsächlich aber wurde Tenacious D bereits 1994 gegründet, vor Blacks Durchbruch als Schauspieler. Seinerzeit wollte er mit seinem Kumpel Kyle Gass die Welt mit akustischen Rock-Opern beglücken. Richtig bekannt aber wurde das Duo, das sich von einer Band begleiten lässt, durch die Filmkomödie Kings Of Rock (Original: The Pick Of Destiny) aus dem Jahr 2006. Den Namen trägt auch ihr zweites Album The Pick Of Destiny. Und dieses Werk, das muss man auf jeden Fall ernst nehmen.
The Pick Of Destiny ist eine Mixtur aus Musik-Comedy und Rock-Oper, aus Klassik-Fragmenten und Folk-Arrangements. Hier zelebrieren zwei Quatschköpfe qualitativ grandiose Musik. Die Platte startet mit dem Song „Kickapoo“: Jack Black singt, nur von einer Akustikgitarre unterstützt, über seine (höchstvermutlich fiktive) Kindheit. Dann setzen Rock’n’Roll-Sounds ein. Gastsänger Meat Loaf übernimmt die gesangliche Führung, Baritonsaxofon und Piano sorgen für dezent orchestralen Wumms. Am Ende singt noch Rock-Ikone Ronnie James Dio (Rainbow, Black Sabbath). Viele Elemente wurden in den Capitol Studios in Hollywood aufgenommen, wo einst die Beach Boys ihr Album Surfin’ U.S.A. einspielten. Das eingängige Gitarrenriff von „Kickapoo“ übrigens musste Jack Black, der sich eher nicht mit Noten befasst, seiner Band erst einmal vorsingen, bevor es erstmals mit Saiten intoniert wurde.
Professionelle Produktion
Eine klangliche Sinnesüberflutung? Nein – und das liegt auch an der professionellen Produktion. Betreut wurde das Album von John King, Experte für das Überschreiten von Genre-Grenzen. Als Teil des Produzentenduos The Dust Brothers hat er bereits Alben für die Hip-Hop-Band Beastie Boys und für den Grammy-beladenen Künstler Beck produziert. Für ihre Mitarbeit am Album Supernatural von Santana wurden die Dust Brothers selbst mit einem Grammy ausgezeichnet. Dementsprechend gelungen sind auch die Stilwechsel auf The Pick Of Destiny. Das poppige „Papagenu“ wirkt fröhlich und klar, während „The Metal“ eine wilde Abrechnung Blacks mit diversen Metal-Subgenres zu sein scheint.
Überhaupt zeigt Black auf The Pick Of Destiny, dass er ein erstaunlich facettenreicher Sänger ist. Bei „Classico“ (eine Mischung aus Bachs Gitarren-Bourrée e-Moll, Beethovens Für Elise und Mozarts Eine kleine Nachtmusik) und dem an einen Kiss-Song erinnernden „Master Exploder“ bewegt er sich stimmlich über mehrere Oktaven – und natürlich zwischen Genie und Wahnsinn. Die Schlagzeugrhythmen stammen übrigens von Dave Grohl, ehemals Drummer bei Nirvana und Frontmann der Foo Fighters.
Klanglicher Höhepunkt von The Pick Of Destiny ist jedoch „Kong“, eine Hommage an Hollywood-Ikone King Kong. Beziehungsweise: „Kong“ könnte ein Höhepunkt sein, wäre der Track nicht nur auf einer japanischen Deluxe-Version des Albums veröffentlicht worden. Ich habe sie mir angehört: Besonders die „Soundtrack-Version“ des Tracks, in der Urwaldgeräusche, Buschtrommeln, der Klang einer japanischen Koto, verzerrte Gitarren und Opernstimmen den Gesang von Black unterstützen, hat mit Comedy nur noch wenig zu tun. Das ist, hier sei eine Floskel erlaubt, ganz großes Kino.
Tenacious D
The Pick Of Destiny
Label: Epic Records
Format: CD, LP, DL 16/44
Hier geht’s zur durchgeknallten Homepage einer durchgeknallten Band: www.tenaciousd.com