Telos Macro G-Serie
Stromprobleme sind eine individuelle Angelegenheit, und ebenso verhält es sich mit den potenziellen: Man sollte Erdungshilfen oder Noise-Killer wie die Macro-G-Modelle von Telos ausprobieren und ihre Wirksamkeit in der eigenen Kette analysieren, ehe man sich für sie entscheidet. Aber da, wo sie ihr Werk in der von ihren Konstrukteuren angestrebten Art und Weise tun, will man nicht mehr auf sie verzichten.
In aller Kürze:
Die Macro-G-Familie von Telos Audio Design löst Erdungsprobleme, verbannt unerwünschte Störströme aus der (Streaming-)Kette und verpasst dem Klang bisweilen den entscheidenden Feinschliff.
Das Paket ist nicht groß. Auch nicht schwer. Aber prallvoll unter Ausnutzung aller Tricks. Danyel Rondthaler von SoReal Audio im Hopfenanbaugebiet Holledau hat in seine Testgerätesendung alles inkludiert, was die Erdungsspezialisten der taiwanesischen Firma Telos Audio Design in ihrer aktuellen Serie „Macro G“ aufzubieten haben. Und noch ein paar spannende „Kleinigkeiten“ aus dem restlichen Sortiment beigegeben.
Mit jenen Gadgets, die unter den verdächtig kleinen Verpackungen der Macro-G-Geräte zum Vorschein kommen, fange ich „zum Warmmachen“ vor der tieferen Beschäftigung mit dem Stromversorgungs-Universum der Telos-Entwickler auch an. Der theoretische Ansatz dahinter ist einfach nachzuvollziehen: Schlampt man bei einer beliebigen elektronischen Wiedergabekette an der Erdung, besteht die Gefahr unkontrolliert vagabundierender Störströme. Die äußern sich beispielsweise dadurch, dass der Nutzer „eine gewischt“ bekommt, wenn sich als unverkennbares Indiz von Erdungsproblemen zwischen dem Körper und der Anlage ein elektrisches Potenzial aufbaut.
Bekanntlich spart man sich die Erdung heutzutage – Stichwort Europastecker – durch Weglassen des Schutzleiters gern ein, setzt auf Stromnetze, die per se Vorkehrungen gegen Störpotenziale getroffen haben. Sparsame Highender phasen (was man sowieso tun sollte) ihre Geräte aus und ziehen darüber hinaus Erdungsstrippen zwischen sämtlichen Komponenten, ehe sie damit den in gängigen Schutzkontaktsteckdosen obligatorischen Nullleiter ansteuern – nicht sehr hübsch anzuschauen ist der dadurch entstehende Verhau, aber immerhin von einer gewissen Wirksamkeit. Eine Methode, die ich in der Vergangenheit auch schon bei professionellen Erdungssystemen zu sehen bekam. Und die bei analogen Ketten einen Versuch wert ist, ehe man zu aufwendigeren, teureren Lösungen greift.
Zurück zu besagten „Gadgets“. Neben den Macro-G-Geräten, deren Metallgehäuse mit x-förmigem Querschnitt sie von den Mitbewerbern unterscheiden, liegen ergänzende Noise-Killer im Karton. Ein Schukostecker ohne Kabel, der in einen freien Ausgang der Steckerleiste beziehungsweise des Netzfilters gesteckt wird, damit der Rest der Kette ein definiertes Potenzial sieht. Und kleine „Kurzschlussstecker“, die XLR-Ein- und Ausgänge elektrisch „befrieden“ sollen. Die vergoldeten Steckerchen mit dem stylischen Atomium-Logo der Marke stöpsele ich in meinen Mark-Levinson-CD-Player, Modell 390S – und erwarte ehrlich gesagt nicht, an der seit geraumer Zeit nur noch als zuverlässiges CD-Laufwerk an einem kleinen „Flamingo“-Wandler genutzten Vintage-Maschine überhaupt etwas zu hören.
Leider war keiner meiner fotografierenden FIDELITY-Kollegen in der Nähe, als ich die erste CD in den so simpel modifizierten Player gleiten ließ. Ich muss ziemlich verdutzt geschaut haben, weil sich eben doch unmittelbar etwas Hörbares tat. Die Abbildung des Player-Wandler-Gespanns wurde präziser, die Räumlichkeit näherte sich der in Sachen Auflösung eigentlich haushoch überlegenen SACD-Version derselben Aufnahme (Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 5 mit Claudio Abbado, Deutsche Grammophon) an. Wie wenn man ein an sich schon sehr gutes Foto mit einem Bildbearbeitungsprogramm noch ein wenig nachschärft. Details kamen besser, das Gesamtbild wurde natürlicher. Nuancen nur, aber deutlich nachzuvollziehen. Dies galt auch für den Blindstecker, der bestimmt keine Riesensprünge evozierte, aber hauchfeine Veränderungen in die richtige Richtung, hin zu mehr Stimmigkeit und Geschlossenheit.
Das machte Mut für den Rest des Tests. Allerdings wurde der Aha-Effekt nun kleiner und war nicht mehr in allen Situationen nachvollziehbar. Die überaus stabil konstruierten Kästchen – Vibrationen haben hier keine Chance – der Macro-G-Familie sind das Zubehör der Wahl, wenn man sich auf nichtphysische Musikspeicherung und -wiedergabe kapriziert hat. Die drei Kisten werden mit dem Stromnetz verbunden und auf der anderen Seite mit freien USB-, HDMI- oder RJ45-Anschlüssen der betreffenden Komponenten. Für Computer-Audio nutze ich meinen ausgemusterten Ex-Firmencomputer, einen einstmals flinken Intel-Rechner, der mit seinem reduzierten Windows immer dann herhalten muss, wenn ich ausnahmsweise etwas Heruntergeladenes, Hochauflösendes abspielen möchte. Hier ging die Wirkung der Macro-G-Komponenten – über deren Innenleben der Hersteller nur so viel verlauten lässt, dass es sich um eine per CPU stabilisierte, aktive Erdungslösung handelt, deren zentrales Modul die Jubiläumsausführung zum 15-jährigen Firmenjubiläum darstellt – gegen null. Für den knappen Tausender, den eine der kleinen Telos-Schachteln kostet, sollte ich also lieber einen neuen Laptop kaufen. Das heißt allerdings nicht, dass an anderen, in Sachen Erdung möglicherweise empfindlicheren Lap- oder Desktops nicht hörbare Verbesserungen zu verzeichnen sind. Gerade bei Digitalsignalen ist es das Zusammenwirken vieler verschiedener Faktoren, das Einfluss auf den Klang hat. Von Voodoo sind die G-Kästchen jedenfalls weit entfernt.
Letzter Versuch, geboren aus Langeweile und dem Ehrgeiz, doch noch zu verwertbaren Testergebnissen zu kommen: Ich hänge die HDMI-Variante der G-Serie an Blu-Ray-Player und Sony-Großbildfernseher, zugegeben ohne große Hoffnung auf nachvollziehbare Verbesserungen – und schaue mindestens genauso irritiert wie beim ersten Experiment mit den Telos-Blindsteckerchen. Das Bild, das von der hochauflösenden DVD-Nachfolgerin in die Flimmerkiste geschickt wird, gewinnt an Schärfe, der hochauflösende Blu-Ray-Sound, der die SACD als erstes Highres-Medium locker toppt, bekommt mehr Tiefgang und mehr Höhenglanz. Über alles betrachtet steigt der Spaßfaktor.
Mein Fazit: Die Telos-Erdungsgeräte der Serie Macro G sind ganz gewiss kein Zubehör für jedermann, auch keine Wundermaschinen, die immer und überall sofort die Performance einer Anlage steigern. Wer aber aus Computer-Audio und Streaming das maximal Erreichbare herauskitzeln will, sollte den Dingern eine Chance geben. Und sich nicht wundern, wenn er sich wundert.
Technische Daten
Telos Macro G-Serie
Konzept: Erdungs- und Stromoptimierer, erhältlich in verschiedenen Ausführungen
Ausführungen: je ein Macro G für USB-, HDMI- und RJ45(LAN)-Anschluss, zusätzlich gibt es einen reinen Stromverbesserer zum Anschluss an eine freie Steckdose
Lieferumfang: Stromstecker, passende Adapterkabel
Ausführung: robuste Metallgehäuse in Dunkelgrau/Schwarz
Maße (B/H/T): 6/3/14 cm
Gewicht: jeweils ca. 300 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1200 €/St.
Kontakt
SoReal Audio
Aresinger Straße 36
86561 Unterweilenbach
Telefon +49 8445 2670030 oder +49 0177 1757003
info@soreal-audio.de
Mitspieler
Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson 390S
SACD-Player: Pioneer PD06
Plattenspieler: Clearaudio Concept Signature, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Vollverstärker: Unison Simply Italy
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel: u. a. von in-akustik, AudioQuest und Silnote Audio