TEAC UD-701N und TEAC AP-701 – An der Quelle
Die neue Flaggschiff-Reihe von TEAC kommt als Mini-Kette und vermittelt gekonnt zwischen nutzerfreundlicher Bedienbarkeit und exquisitem Klang – auch im hochauflösenden Bereich.
In aller Kürze
TEACs 701er-Kombi vermittelt Verve und Esprit, verlässt dabei aber nie ihren neutralen Standpunkt.
Keith Richards und Mick Jagger hatten es Anfang der Sechziger noch leicht gehabt: Ein paar Chuck-Berry-Schallplatten unter Jaggers Arm hatten ausgereicht, um auf dem Bahnsteig zwei in Dartford ein erstes Gespräch über gemeinsame musikalische Vorlieben in Gang zu bringen. Heute wäre das komplizierter: Zwar erscheint jeder Besuch zum Kaffeekränzchen Bluetooth-bewaffnet mit umfangreichen Musiksammlungen auf dem Smartphone. Der Umgang mit unendlich vielen Formaten, Zuspielern und Anschlussmöglichkeiten erfordert jedoch oft beträchtliche Housekeeping-Tätigkeiten.
Die Lösung wiegt zusammengerechnet 21,7 Kilogramm und kommt in zwei unscheinbaren Postkartons: der D/A-Wandler UD-701N und der Endverstärker AP-701 aus der neuen Flaggschiff-Linie von TEAC – deren einzige Vertreter sie derzeit sind. Sie folgen auf die kleinere 505-Reihe und erweitern sie nach oben, was schon durch die größeren Abmessungen augenfällig wird. Mit einer gebürsteten Metallfront und den reduzierten Bedienelementen bringen sie einerseits wohnzimmertaugliche Eleganz mit, die seitlichen Kühlrippen und die markanten Griffe wirken andererseits bolidenhaft; schließlich soll klar werden, dass ordentlich Leistung unter der Haube steckt.
Der UD-701N unterstreicht das auch durch sein Gewicht: Er ist überraschenderweise etwas schwerer als der AP-701. Kunststück, denn er ist mehr als nur ein Wandler – er fungiert ebenso als Vorverstärker in einem Dual-Mono-Aufbau, weswegen im Inneren vier Ringkerntrafos in einer schwebenden Konstruktion verbaut wurden. Zwei werden für die getrennten Signalwege benötigt, die anderen dienen der stabilen Stromversorgung der digitalen Steuerungseinheit und insbesondere des Netzwerkmoduls. Zusammen mit dem ebenfalls konsequent in Dual-Mono ausgeführten AP-701-Leistungsverstärker ergibt sich so eine bestens aufeinander abgestimmte Kette.
Edel und aufgeräumt präsentiert sich die Vorderseite des DAC: Ins Auge fallen die beiden Kopfhörerausgänge, einmal symmetrisch, einmal mit einer XLR4-Buchse. Denn man meint es damit durchaus ernst, die Kopfhöreranschlussmöglichkeiten sind mehr als nur eine nette Dreingabe: Der UD-701N versorgt den Kopfhörer mit einer eigenen Verstärkerschaltung, die es erlaubt, auch Kopfhörer mit hoher Impedanz zu betreiben. Der Pegelsteller fasst sich hochwertig und passend schwergängig an und ist die schnellste Möglichkeit zu reagieren, wenn die Nachbarn leise klopfen: Die analoge Lautstärkeregelung wird in 0,5-Dezibel-Schritten vollzogen, was eine feine Justage der Lautstärke ermöglicht, allerdings mit der – ebenfalls sehr übersichtlichen – Fernbedienung im gutnachbarschaftlichen Notfall etwas länger dauert.
Neben einer USB-Buchse und einer Clock-Anzeige werden die Bedienelemente der Vorderseite durch einen Quellensteller komplettiert sowie durch zwei Drucktaster zur Wahl des Outputs (RCA und XLR) und zum Einstieg in das zwar verschachtelte, aber intuitiv navigierbare Bedienmenü. Das Display ist klein, liefert jedoch das Nötigste – wozu eine Titelanzeige oder die Darstellung eines Albumcovers eben nicht gehört. Auf der Rückseite ist naturgemäß etwas mehr los, schließlich soll sich der DU-701N als Schaltzentrale einer modernen Kette eignen: Es gibt je ein Paar RCA-XLR-Eingänge für analoges Audio, einen USB-Port, zwei Koaxialeingänge, einen optischen Eingang, einen Ethernet-Anschluss, und auch ein USB-Stick würde dort seinen Platz finden.
Im Inneren verrichtet ein diskreter Delta-Sigma-DAC sein Werk, dessen Mikroprozessor auf FPGA-Basis operiert. Dabei handelt es sich um eine Eigenentwicklung aus dem Hause TEAC. Durch diese Architektur können DSD256-Files mit 22,5 Megahertz umstandslos wiedergegeben werden, ohne zuvor in PCM umgewandelt zu werden. PCM seinerseits durchläuft den umgekehrten Prozess und wird in 1-Bit-Signale umgerechnet, ehe es den Wandler passiert. Hier sind 32 Bit/384 Kilohertz möglich. MQA kann nativ wiedergegeben werden. Darüber hinaus werden die gebräuchlichen Audio-Standards in den gängigen Auflösungen akzeptiert, was es auch Kaffeekränzchenbesuchern mit Bluetooth-Handy und Streaming-Abo ermöglicht, Musik an den Endverstärker zu schicken.
Der Verstärker ist mit seinen beiden VU-Metern ein echter Hingucker. Zwar muss man als Musikhörer im tontechnischen Sinn in aller Regel nichts aussteuern, aber sie sorgen nun mal für ein schönes Tonstudio-Feeling. Der Farbton der sanften Beleuchtung unterscheidet sich etwas von demjenigen des DAC-Displays, aber das sind Nuancen. Das Meter lässt sich mit je einem Kippschalter in der Empfindlichkeit anheben und in der Beleuchtung dimmen oder wahlweise auch abschalten. Ferner gibt es an der Front einen Schalter zur Wahl von RCA- oder XLR-Eingang, wobei Letzteres zu bevorzugen ist: Der Endverstärker setzt die Dual-Mono-Struktur in seinem Schaltungsaufbau konsequent fort. Im Inneren verbaut sind zwei Ringkerntrafos zur Stromversorgung und zwei Ncore-Verstärkermodule von Hypex, die von TEAC auf den AP-701 angepasst und schwingungsneutral von der Bodenplatte abgekoppelt wurden. Mit einer Ausgangsleistung von 260 Watt an vier Ohm respektive 170 Watt an acht Ohm sollte der Leistungsverstärker auch die Leistungshungrigeren unter den Standschallwandlern locker in Schach halten. Bi-Amping ist möglich, die Stromsparfunktion lässt sich deaktivieren. Wie auch der UD-701N thront der Verstärker auf „Pinpoint“-Füßen: Die Metallspikes und Unterstellfüße sind lose, sorgen allerdings für einen sicheren Stand. Die darunterliegenden Oberflächen lassen sich im Bedarfsfall durch beiliegende Unterlegscheiben schützen.
Die Aufstellung und Einstellung des Geräteensembles lassen sich innerhalb von nur wenigen Minuten bewerkstelligen. Lediglich eine Geschmacksfrage muss jeder für sich vor dem Hörgenuss noch beantworten: Möchte man für die Netzwerkwiedergabe mit dem „HR Streamer“ die TEAC-eigene App für Smartphone oder Tablet benutzen? Falls einem dieses nicht behagt – der UD-701N ist „Roon ready“ und versteht sich auch mit OpenHouse.
Und dann kann es auch schon losgehen: Beginnen wir einfach mal mit „Hot Stuff“ von Donna Summer. Traditionelle Disco-Mixe wie dieser zeichnen sich bekanntlich durch eine enorme Breite aus. Mit der TEAC-Kombi kann man gut nachvollziehen, woran das liegt: Instrumentengruppen werden im Mix nach ihren jeweiligen Frequenzspektren zusammengefasst und minutiös im Stereopanorama platziert. Gut zu hören ist auch, wie der Schlagzeuger – so zackig, wie es klingt, kann es eigentlich nur Keith Forsey sein – versucht, die Four-on-the-Floor-Bassdrum auf den Zählzeiten zwei und vier etwas zurückzunehmen, damit der Klang mit der Snare zu einer Einheit verschmilzt. Und weil das so gute Laune macht, gehen wir gleich weiter zum enorm überdrehten „Pussy Wiggle Stomp“ von Don Ellis in der Autumn-Albumversion, den man durchaus bedenkenlos bei erhöhtem Pegel hören kann und eigentlich auch muss: Das kreischende Gebläse-Wirrwarr über ein Siebenertaktmaß wird wunderbar klar aufgelöst, die Räumlichkeit ist so brutal wie die nachgerade „punkrockige“ Spielweise der großen Band.
Mit audiophilerem Spezial-Content gibt es natürlich keinerlei Probleme: Die mit Kunstkopf aufgenommene Straßenszene, die das Album Water Falls von Sara K. eröffnet, wird derart plastisch in den Raum gestellt, dass es sich anhört, als würden die vorbeifahrenden Autos nicht aus dem Lautsprecher kommen, sondern direkt unterhalb des Balkons bei geöffneter Tür verkehren. Bei den nachfolgenden Spielgeräuschen der Akustikgitarre glaubt man sich nicht als Zuhörer vor der Bühne, sondern fast schon zwischen den Stahlseiten des Instruments – und zwar schon bei geringer Abhörlautstärke. DAC und Verstärker erweisen sich auch über lange Hörstrecken als perfekt aufeinander eingespielt und bewältigen souverän jede musikalische Situation: Man kann präzisionsversessene Karajan-Einspielungen auf CD ebenso hören wie das eher auf Kompaktheit bedachte Reign In Blood-Album von Slayer, das zwar gnadenlos dort seziert wird, wo die Schwächen der Aufnahme liegen, überraschenderweise aber nicht an Wucht verliert.
Neutral und zurückhaltend, aber dabei durchzugsstark und spielfreudig: Die Edellinie von TEAC musiziert materialunabhängig auf einem beeindruckenden Niveau. Tatsächlich dürfte es einigermaßen schwierig werden und einen erheblichen Mehreinsatz an Budget erfordern, zu einer merklichen Klangverbesserung zu gelangen – und zwar unabhängig davon, ob man eher einen Allrounder sucht oder HiRes-Files abspielen möchte oder einfach nur seinem Kopfhörer etwas Gutes tun will.
Info
Streaming-Vorverstärker/DAC TEAC UD-701N
Konzept: DAC/Netzwerkplayer und Vorverstärker
Leistung (8/4 Ω): 2 x 260 W/2 x 170 W
Eingänge: 1 x XLR (Paar), 1 x RCA (Paar), USB-B 2.0, 2 x USB-A 2.0, 2 x koaxial, 2 x Toslink, 1 x Ethernet, Bluetooth
Ausgänge: 1 x XLR (Paar), 1 x RCA (Paar); Kopfhörer: Stereoklinke (6,3 mm), XLR4
Formate und Codecs: MP3, AAC, ALAC, FLAC, MQA, DSD, WAV, AIFF, SBC, LDAC, LHDC, aptX, aptX HD
Besonderheiten: Kopfhörerverstärker
Ausführungen: Silber, Schwarz
Maße (B/H/T): 44/11/35 cm
Gewicht: 11,8 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 3700 €
Endverstärker TEAC AP-701
Konzept: Class-D-Endstufe
Leistung (8/4 Ω): 2 x 260 W/2 x 170 W
Eingänge: 1 x unsymmetrisch (RCA-Cinch), 1 x symmetrisch (XLR)
Besonderheiten: dimmbares VU-Meter
Ausführungen: Silber, Schwarz
Maße (B/H/T): 44/11/35 cm
Gewicht: 9,9 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 3200 €
Kontakt
Aqipa GmbH
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