Was kann den Hörgenuss vor der heimischen Anlage empfindlich stören, was lässt sich auch durch noch so teure Komponenten nicht in den Griff bekommen? Richtig: Störströme, Potenzialungleichheiten, alles das, was für „unegale“ Verhältnisse beim sauberen Strom- und Signalfluss sorgt.
Fotografie: Ingo Schulz
Zu den ganz wichtigen Faktoren zählt ausprobiertermaßen die korrekte Erdung einer Anlage. Erst vor kurzem landete ein „Trumm“ zur Erdung der Anlage im Hörraum, so schwer, dass die Bandscheiben jaulten und das Holzparkett kurz vor dem Bruch stand.
Vividus (lateinisch für „belebt“) ist anders. Im Postpaket liegt ein klitzekleiner stoßfester Tragekoffer, in dem sich ein genauso kleiner Quader – Abmessungen zehn mal zwölf mal 7,5 Zentimeter – verbirgt, aus dem ein an der Schmalseite vergleichsweise dünnes, aber steifes Kabel kommt, dessen Abschluss beim Testgerät auf Wunsch des Rezensenten ein üppig dimensionierter Kabelschuh bildet. Weiße Handschuhe liegen auch noch in dem Köfferchen; auf den edel dunkel verchromten Rahmenteilen (in denen auch die Standfüße integriert sind) und auf dem hübschen Zebrano-Holzgehäuse sollen ja keine hässlichen Fingerabdrücke hinterlassen werden.
Anzuschließen ist das Kästchen an der Gerätemasse. Entwickler Thomas Schlipper nennt den Vividus ein „modulares System“, weil er zum einen an jedes Gerät der Anlage andockbar ist und seine klangfördernde, weil Störströme aufsaugende Wirkung sich gleichsam fortpflanzt. Andererseits ist es nicht von Schaden, mehrere Vividus-Exemplare in der Anlage zu haben, um die Effizienz der Maßnahme zu steigern.
Was die hübsche kleine Schachtel macht? Als zusätzliche Erdung Potenzialströme ableiten, die selbst bei sorgsam ausgephasten Anlagen zwischen den Komponenten entstehen. Vagabundierende Strompotenziale sind schon länger als den Klang beeinflussende Übeltäter identifiziert. Je nach Anlagen-Konstellation kann sich verbesserte Erdung positiver auswirken als aufwendige Netzfilterung; im Idealfall ergänzen sich gleichwohl die „Säuberungsmaßnahmen“.
Wie sich der Klang mit dem Vividus an der Kette verändert? Erst einmal gar nicht. Denkt man zumindest. Aber Moment: War in der dicht orchestrierten Ouvertüre von Leonard Bernsteins West Side Story (Deutsche Grammophon SACD) schon immer diese filigrane Triangel zu hören? Und warum hat sich der Pianist Lang Lang eigentlich nicht die Fingernägel geschnitten, bevor er mit Herbie Hancock eine Jazz-Spezialversion von George Gershwins Rhapsody in Blue (New York Rhapsody, Sony Classical) einspielte? Der Vividus bringt tendenziell mehr Ruhe ins Klangbild, was den Blick auf Details klärt – und er räumt auf, bringt fühlbar Ordnung in den Anlagenklang.
Das Konzept nennt man bei Subbase „P.N.R.SYS“ (passive noise reducing system), es soll Potenzialströme aufnehmen und sie nicht mehr in die Komponente, an die der Vividus angeschlossen ist, zurückfließen lassen. Damit die Elektronen auf ihrem Weg ins Nirwana möglichst wenig Widerstand vorfinden, wird zur Verkabelung des Vividus ganz viel Reinsilber verwendet, das man von Refine Audio bezieht. Die Spezialisten von Refine sorgen auch für eine elektrische Formatierung der Komponenten. Der Materialmix mit (unter anderem) Holz und Metall spielt bei den Vividus-Schatullen, die tunlichst nicht zu öffnen sind, weil sogar das Drehmoment der Verbindungsschrauben ins Klangkonzept einfließt, ebenfalls eine entscheidende Rolle. Dazu gehört, dass der Rauschteppich weiter in den Hintergrund gedrängt wird.
Thomas Schlipper rät übrigens davon ab, den Vividus mit der Signalmasse zu verbinden, denn dies könnte eine unerwünschte Veränderung des Signalstroms zur Folge haben. Das Zauberkästchen findet seinen Anschluss am besten an einer Erdungsschraube des Gehäuses. Im Test-Setup war es eine Gehäuseschraube der großen Mark-Levinson-Endstufe, die als „Störstrom-Ventil“ herhalten durfte. Nach einigen Tagen Vividus – das Gerät muss sich eine Weile akklimatisieren – ist die Verbesserung dann deutlich wahrzunehmen: Stimmen bekommen mehr Kontur, wuchtige Basedrum-Schläge und Computerbässe – empfohlen sei an dieser Stelle das nagelneue Album Mint der deutsch-amerikanischen Pop-Sängerin Alice Merton – haben nicht nur mehr Nachdruck, sondern wirken tiefer und vor allem dreidimensionaler und dadurch körperhafter. Eine Verbesserung, von der selbst Mittelklasse-Anlagen unmittelbar profitieren.
Potenzialstromfilter/Zusatzderdung Subbase Audio Manufaktur Vividus
Maße (L/B/H): 12/7,5/10 cm
Anschlusskabel in verschiedenen Längen und mit verschiedenen Anschlüssen erhältlich
Preis: Einführungspreis 1380 €, ab 2. Serie 1580 €
Kontakt
Subbase Audio Manufaktur, Thomas Schlipper
Gut Vellbrüggen 7
41469 Neuss
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