Zum verlieben!
In einer Nacht und Nebel-Aktion konnten wir uns für wenige Tage eins der exklusiven (weil unbegreiflich seltenen) Exemplare von Monitor Audios Studio 89 sichern … und waren schon nach kurzer Zeit hoffnungslos in den spritzig-agilen Kompaktmonitor verschossen.
In aller Kürze:
Sie ist kompakt, unkompliziert, wunderschön und besitzt eine Spielfreude wie von einem anderen Stern. Monitor Audios grundehrliche Studio 89 ist schlichtweg vorzüglich!
Mit der Studio 89 bescherte mir Monitor Audio ein sprichwörtliches Wechselbad der Gefühle. So begeistert ich nach wenigen Augenblicken von dem wunderschönen Lautsprecher war, so irritierend empfand ich Abstammung und Begleitumstände seines “Auftauchens”: Die Studio 89 kam mit lediglich 30 Exemplaren am 1. Juli 2024 in den Handel. Alle nötigen Eckdaten finden Sie in unserer Pressemitteilung …
Nur 30 Exemplare verfügbar
Der britische Hersteller betont, dass es sich trotz knapp bemessener Muster nicht um eine „Limited Edition“ handele. Die Studio 89 wurde – so der Wortlaut – „auf wenige Exemplare begrenzt“ und man „werde sehen“, ob (und was) da noch kommt. Diese Strategie lässt freilich atemberaubenden Spielraum für Spekulationen. Möchte Monitor Audio die Reaktionen von Handel und Endverbrauchern testen? Vielleicht wollten die Lautsprecherprofis auch ein Produkt erschaffen, das am Gebrauchtmarkt abgeht wie der Bitcoin.
Unter Umständen steckt dahinter aber einfach die Befürchtung eines ungewollten Torpedos in Richtung bestehender Produktfamilien. Denn vorstellbar wäre, dass der Hersteller nach einem Produkt suchte, das Charakter und Know-how der Marke auch jenen Händlern zugänglich macht, denen die umfangreichen Silver-, Gold- und Platinum-Serien zu platzraubend und kostspielig sind. Sollte so das Motiv der Produktplanung ausgesehen haben, dann wäre die Studio ein Volltreffer.
Studio 89: ein perfektes Medley aktueller Monitor Audio-Technologien
Die Entwickler stauchten ein Medley feinster Technologien in ein erstaunlich kompaktes Gehäuse. Etwa die D’Appolito-Anordnung ihrer bewährten Standlautsprecher. Sämtliche Treiber der Studio 89 sind in einer gemeinsamen Alu-Einfassung verankert. Die beiden RDT-III-Tiefmitteltöner besitzen Membranflächen aus einer keramisierten Alu-Magnesium-Legierung, die durch zwei Schichten um 90° versetzter Carbon-Waben stabilisiert werden. Für maximale Ruhe sorgen Verstrebungen zum Gehäuserücken („Single Bolt Through“ im Jargon des Herstellers), die beide Chassis verankern, zentrieren und beruhigen.
Der MPD-III-Hochtöner, ein Air-Motion-Transformer (AMT), stammt aus der aus der Platinum-Serie und erinnert in seiner Ausführung mit Wabengitter ein wenig an die Superbox Hyphn. Das ganze garnierten die Tüftler mit einem versteiften Pianolack-Gehäuse sowie zwei exzellenten (wenngleich optionalen) Ständern mit justierbaren Spikes und Kabelkanälen.
Am Ende schrieb man einen verdaubaren Paarpreis von 2350 Euro auf die Kartons (zuzüglich 600 Euro für die Ständer) und bekam vielleicht etwas Angst vor der eigenen Courage: Viele der vorzüglichen, jedoch optisch unaufgeregten hauseigenen Standard-Kompakten werden von der schillernden Studio 89 in den Schatten gestellt.
Im fahlen Licht einer Tiefgarage
Ich konnte die vorgestellten Muster der Studio 89 auf der HIGH END einsammeln. Kurz nach Messeschluss war der deutsche Vertriebsleiter Marcel Pannes so freundlich, mir die Lautsprecher in den Kofferraum zu legen. Im Verlauf eines Händlerevents wurden sie einer geladenen Schar von Händlern präsentiert.
Gehört haben die Gäste ganz sicher nichts, denn wie mir beim Auspacken klar wurde, war einer der beiden Wandler noch nie aus der Kartonage gehoben worden. Vermutlich stand das andere Exemplar einfach zum Betrachten und Befühlen im Showroom. Und so konnte ich die Studio 89 im jungfräulichen Hörraum der neuen FIDELITY-Räumlichkeiten in dem befriedigenden Wissen aufbauen, dass ich der Erste war, der die neue Studio in Deutschland hören konnte …
Wundervolle Details
Viel spannender als diese Tatsache fand ich aber schon nach wenigen Handgriffen die Detailfülle, die Monitor Audio seiner kleinen Studio spendierte. Die Intarsien mit dem Firmenlogo etwa. Oder das rückseitige Terminal, dessen dreieckige Schraubklemmen sich nach dem Zudrehen symmetrisch gegenüberstehen. Die leicht zugängliche Kabelführung an den Ständern und nicht zuletzt die präzisen, zugleich aber auch sehr ansehnlichen Spikes. Alles in allem hinterlässt der kompakte Lautsprecher einen haptischen Eindruck, den man in dieser Klasse nicht (mehr) häufig findet.
Jetzt bitte etwas Konzentration!
Doch ehe Sie mich im Geiste in den Hörraum begleiten dürfen, sollten wir über die Abstammung der Studio sprechen. Tatsächlich ergibt sich aus den Informationen, die ich von Monitor Audio erhielt, ein Geflecht, das an das julisch-claudische Kaiserhaus erinnert: Da war jeder miteinander verwandt, ohne auf den ersten Blick etwas mit den übrigen Familienmitgliedern zu tun zu haben.
Die Studio 89 ist eine direkte Nachfolgerin der Studio 1G von 2018. Die berief sich konzeptionell auf die 1989 vorgestellte Studio 15, den kleinsten Monitor der damaligen Studio-Familie. Technisch basierte die 1G allerdings auf den Grundlagen der Platinum-2G-Modelle. Die Studio 89 – unser Testkandidat – erscheint zum 35. Geburtstag der Studio 15, im Gegensatz zur ausgelaufenen 1G ist sie also eine echte Anniversary-Hommage an die Legende von 1989. Technisch jedoch basiert sie auf den aktuelleren 3G-Varianten der Platinum-Familie. Ist Ihr Gehirn genug durchgeschüttelt? Dann gehen wir jetzt hören …
Das Recht des ersten Hörtests
Wie gesagt konnte ich die Monitor Audio in unserem neuen Hörraum in Betrieb nehmen. Sie war sogar der allererste Lautsprecher, der dort überhaupt lief – eine Sperrfrist bis zum 1. Juli sorgte dafür, dass Sie erst jetzt davon erfahren. Der Umstand bereitete mir natürlich auch etwas Sorgen, denn mit all den Umzugskartons, jeder Menge improvisierter Elektronik und seiner (zu diesem Zeitpunkt) noch ungeschliffenen Akustik war der Hörraum alles andere als optimal. Der Studio 89 war das allerdings egal. Wie die Idealvorstellung eines „Monitors“ fegte sie an Trigons Proceed los, zeichnete eine plastische, vom Fleck weg harmonische und zusammenhängende Bühne in den großen Raum.
Wie gewohnt hatte ich sie zunächst im idealen Stereodreieck angeordnet, die Kantenlänge bei etwa 4 Meter, beide Boxen waren direkt auf den Hörplatz ausgerichtet. Zumindest letzteres erwies sich als optimal. Direkt auf den Hörer gerichtet bietet die kleine Box eine geradezu überirdische Transparenz und einen extrem durchsichtigen Hochton, ohne auch nur im Geringsten zu schneiden oder zu nerven. Der AMT-Tweeter ist schlicht exzellent.
Kleine Box – kleiner Raum. Ist doch ganz einfach!
Das große Stereodreieck erwies sich allerdings als überzogen. Auch die phänomenale Studio 89 muss sich den Grenzen der Physik beugen. In unserem Hörraum mit seinen über 50 Quadratmetern spielte sie dann doch etwas schlank und körperlos. Als erste Hilfe rückte ich die Boxen auf rund drei Meter zusammen und schob das Sofa einen Meter näher heran. Das erwies sich als Volltreffer: Die Studio wirkte nun im besten Sinn des Wortes “punchy”. Sie macht mehr Bass, als man den kleinen Gehäusen zutrauen möchte, bleibt aber stets schnell und präzise, was ihr einen sehr musikalischen Charakter verleiht.
Als wahrer Segen erwies sich schließlich der Umzug in einen kleineren Raum: Auf 20 bis 25 Quadratmetern fühlt sich die Studio definitiv am wohlsten. Hier besitzt der Lautsprecher eine herrliche Stimmigkeit, zaubert Stimmen lebhaft und herrlich sonor in den Raum. Auch einen grummelig tiefen Bass wie im Intro von London Grammars “Hey Now” setzt sie mit beeindruckendem Wabern in Szene, ohne jedoch je die Kontrolle über das Geschehen abzugeben.
Wir schlussfolgern …
Ich denke, das Erlebnis lässt sich kaum besser zusammenfassen, als der Monitor Audio Studio 89 echte Monitor- und Studio-Qualitäten anzuheften. Angesichts des Herstellernamens und der Produktbezeichnung könnte man fast meinen, das sei Absicht gewesen. Über die Verfügbarkeit müssen wir allerdings noch ein ernstes Wörtchen reden: Einen der (schon preislich) spannendsten Schallwandler des Jahres zur bewussten Mangelware zu erklären, grenzt beinahe an Zynismus. Doch den kann ich erdulden – sollten sich Händler und weitere Tester meiner uneingeschränkten Begeisterung anschließen, kommt Monitor Audio um eine Serienproduktion schließlich kaum herum.
Fazit
Sie ist kompakt, unkompliziert, wunderschön und besitzt eine Spielfreude wie von einem anderen Stern. Monitor Audios grundehrliche Studio 89 ist einfach vorzüglich!
Info
Monitor Audio Studio 89
Konzept: 2-Wege-Kompaktlautsprecher mit Bassreflexöffnung und D’Appolito-Anordnung (MTM-Array)
Bestückung: 2 x 11 cm RDT III Tief/Mitteltöner (keramisierte Aluminium-Magnesium-Membranen), 1 MPD III-Hochtöner (Air Motion Transformer)
Frequenzgang: 53 Hz bis 60 kHz
Impedanz: 6 Ohm
Wirkungsgrad (2,83 Volt@1 Meter): 86 dB
Empfohlene Leistung: 50 bis 300 Watt
Sonstiges: Single-Wire-Terminal für Bananen/Schraubklemmen; optionale Lautsprecherständer
Gewicht: 7,6 Kilogramm
Maße (B/H/T): 16/34/36 cm
Garantie: 5 Jahre
Preis: 2350 € (Studio 89), 600 € (Ständer)
Kontakt
Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
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