Phonovorstufe incl. Kopfhörerverstärker Cambridge Audio Duo
Brexit hin oder her, Cambridge Audio reagiert erfreulich kaltschnäuzig auf die ungewisse Wirtschaftslage auf der Insel und präsentiert für sonnige dreihundert Euro eine ziemlich pfiffige Kombi aus Phonovorverstärker und Kopfhörerverstärker.
Fotografie: Ingo Schulz
Geblieben sind dem neuen Topmodell Duo die von der „kleinen“ Schwester CP2 bekannten Features wie der Balanceregler zur Behebung eventueller Ungleichheiten zwischen linkem und rechtem Kanal und die parallelen Anschlüsse für MM- und MC-Systeme auf der Rückseite. Der fummelige Schiebeschalter der CP2 ist hingegen verschwunden. Besitzer der Duo schalten per Drucktaster auf der Front komfortabel zwischen ihren Systemen hin und her. Die gewohnt hochwertige Verarbeitung sowie das elegante Design konnten sich glücklicherweise halten. Schlicht, aber funktional, mit Alufront und hochwertigem Gehäuse aus pulverbeschichteten Stahlblech, passt die Duo optisch in jedes moderne Wohnzimmer.
So weit erst mal nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht das kleine Drehpoti auf der Front. Es regelt den Pegel der Kopfhörerausgangsstufe. Eine Option, die nicht allzu häufig an Phonoverstärkern zu finden sein dürfte, aber meiner Meinung nach Sinn ergibt. Je weniger Geräte im Signalweg liegen, desto „näher“ kommt man dem ursprünglichen Signal der Aufnahme. Einfach eine LP auflegen, Kopfhörer in die Duo stöpseln und direkt den kraftvollen, warmen Sound von Vinyl genießen, ohne das Signal durch weitere Umwege zu verfälschen.
Die kleine Britin zeigt sich erfreulich unbeeindruckt von umhervagabundierenden Störeinflüssen und musiziert direkt aus der Packung schon verblüffend fein auflösend. Ein Grund dafür dürfte das neue Platinenlayout sein, das im Vergleich zur CP2 komplett überarbeitet wurde. Störungsresistent hinter einem Abschirmblech verbirgt sich ein recht potentes Schaltnetzteil, das für die Spannungsversorgung beider Ausgangsstufen zuständig ist. Auch wurde dank SMD-Bestückung der Signalweg im Vergleich zur CP2 nochmals verkürzt, was den klanglichen Meriten der kleinen Britin sicher nicht abträglich sein dürfte.
Ungewöhnlich auch die Standby-Funktion. Ohne Signal verfällt die Duo in einen EU-regulierungskonformen Schönheitsschlaf, aus dem sie sich nur nach erneuter Betätigung des Powerschalters wachküssen lässt. Spart sicher zwei Cent Strom pro Jahr, sorgt aber die ersten Male eventuell für Verwirrung, wenn trotz korrekter Quellenwahl am Amp kein Ton aus den Boxen kommt.
Klanglich gehört die Duo eher zu den kernigen Vertretern, ist mehr ehrlicher Arbeiter als vergeistigter Intellektueller. Mir machte die Duo besonders mit kraftvollen Tönen aus dem Blues oder hartem Rock (etwa mit Queens of the Stone Age) am meisten Spaß. Hier brilliert sie mit Verve und Esprit, unterschlägt allerdings das allerletzte Fitzelchen an Glanz und Gloria, das meine (allerdings deutlich teurere) Phonovorstufe vermittelt. Was angesichts des schmalen Kurses eine überaus respektable Vorstellung ergibt.
Cambridge stellt mit der Duo eine clever gemachte, mehr als praktisch ausgestatte Phonovorstufe vor, die es Neu- und Wiedereinsteigern ermöglicht, mit minimalen Mitteln Musik auf hohem Niveau genießen zu können. Mehr als einen Plattendreher, einen ordentlichen Kopfhörer und die Duo braucht es dafür theoretisch nicht. Wobei der knackig-erdige Charakter der Duo auch und erst recht über potente Verstärker und Lautsprecher richtig Spaß verbreitet. Wer den Schwerpunkt seiner Plattensammlung auf Rock, Blues oder Pop legt, sollte sich die kleine Britin ruhig mal zu Gemüte führen.
Cambridge Audio Duo, Phonovorstufe/Kopfhörerverstärker, Preis: 299 €