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Oswalds Mill Audio Graphite Mat Plattentellerauflage

Oswalds Mill Audio Graphite Mat

Es war doch alles gut. Und nun zeigt die Grafitplatte von Oswalds Mill Audio, dass noch mehr geht.

Oswalds Mill Audio Graphite Mat Plattentellerauflage

Es war doch alles gut. Und nun zeigt die Grafitplatte von Oswalds Mill Audio, dass noch mehr geht.

Fotografie: Ingo Schulz

Eigentlich ist das Thema Analog durch. Die grundlegenden Prinzipien sind seit einigen Jahren hinlänglich bekannt und erforscht, man weiß, welche Parameter erfüllt sein müssen, damit ein Plattenspieler funktioniert. Zwei der wichtigsten Punkte sind – so lächerlich es sich anhört − das konstante Drehen der Platte mit 33⅓ Umdrehungen pro Minute. Zum anderen ist eine wirklich kraftschlüssige Verbindung zwischen Tellerlager und Armbasis unabdingbar, soll nicht ein Gutteil der Motorkraft in den Untiefen einer Fehlkonstruktion verpuffen. So weit, so leicht, sollte man meinen. Solide Motoren lassen sich finden, und jedes Brett mit solider Verschraubung stellt den nötigen Kraftschluss her. Woher kommt es dann, dass es doch immer wieder klangliche Unterschiede gibt? Eigentlich müssten die Hausaufgaben der Entwickler erledigt sein, wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind. Was eigentlich bedeutet, dass jedes Laufwerk oberhalb eines Rega Planar 2 kompletter Blödsinn ist. Genau hier kommt ein Begriff ins Spiel, der eine riesige Spielwiese eröffnet und guten Entwicklern wie Scharlatanen gleichermaßen Tür und Tor öffnet: Die Resonanzen. Jene kleinen Schwingungen, die in dem ganzen System Plattenspieler an allen Ecken und Enden auftreten und dem reinen Klang in die Suppe spucken, da ein gutes Tonabnehmersystem sehr fein arbeitet und sehr tief in die Konstruktion hineinhören kann.

Oswalds Mill Audio Graphite Mat Plattentellerauflage

Um zu verdeutlichen, mit welchen Größenordnungen wir es hier zu tun haben, ein kleines Rechenbeispiel. Bei Frequenzen jenseits der 13 Kilohertz, dort also, wo es mit den schönen Obertongespinsten einer guten Aufnahme erst richtig losgeht, liegt je nach Schnelle die abzutastende Amplitude bei einem Mikrometer, ein Wert, den wir der leichten Handhabbarkeit halber jetzt als exemplarisch annehmen. Nun ist ein Mikrometer so wenig, dass man sich nur schwer etwas darunter vorstellen kann. Vergrößerten wir den Plattenspieler jetzt so weit, dass die Amplitude bei gleicher Frequenz einen Zentimeter betrüge, hätte der maßstabsgerechte Neunzoll-Tonarm eine Länge von 2250 Metern. Das verdeutlicht wohl recht gut, mit welchen Feinheiten wir es hier zu tun haben.
Die Krux mit den Resonanzen ist zudem, dass sie sich kaum vollständig bedämpfen lassen, irgendwas bleibt immer übrig. Und hat man sie dann größtenteils mit enormem Aufwand ruhiggestellt, klingt es auf einmal nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Denn der kleine verbleibende Rest koloriert den Klang vielleicht auf eine Weise, die einem nicht behagt. Oder es ist so schön ruhig, dass es als langweilig empfunden wird. Offenbar macht auch hier mal wieder die Menge das Gift, und die dargereichte Portion sollte treffsicher gewürzt sein.

Zwei Dinge werden also klar: Erstens gibt es keine völlige Resonanzfreiheit, alles wird irgendwie noch etwas schwingen. Und zweitens sorgt jede Regulierung der Resonanzreste für eine klangliche Signatur. Damit verlassen wir den Bereich der Neutralität, und genau so sollte man Zubehör auch bewerten: Passt es in dieser Anlage zu meinen Erwartungen? Vor diesem Hintergrund kann ich jetzt sehr subjektiv meine Erfahrungen kundtun.

Oswalds Mill Audio Graphite Mat Plattentellerauflage

Damit sind wir bei der Plattentellerauflage von Oswalds Mill Audio, kurz ΩMA, die ursprünglich für den lustig klingelnden Metallteller des Technics SP-10 entwickelt wurde, allerdings auch auf allen anderen Laufwerken benutzt werden kann, bei denen sich der Arm entsprechend verstellen lässt − ein um sechs Millimeter höherer Teller muss ausgeglichen werden. Sie besteht aus „polykristallinem Grafit“, nicht, wie betont wird, aus Carbon, das „lediglich Grafitstaub in Harz“ sei. Warum das eine besser als das andere ist, bleibt im Dunkeln. Wie auch immer. Ich höre einige Platten, um meine Ohren zu justieren, lege dann die Grafitplatte auf, gleiche den Höhenunterschied aus und höre noch einmal. Um es kurz zu machen: Die ΩMA Graphite Mat ist das beste Analogzubehör, das ich bis jetzt in meiner Anlage hatte. Ich stehe solchen Dingen gerne skeptisch gegenüber, gebe aber in diesem Falle gerne zu, meine Vorbehalte aufgeben zu müssen, da die Wiedergabe schlicht auf ein neues Niveau gehoben wird. Tonal ändert sich nicht viel, die Räumlichkeit wird allerdings zugleich weiter und präziser. Noch bedeutsamer ist allerdings, dass alles „fokussierter“, konzentrierter, mehr auf den Punkt gebracht wird. Einzelne Töne sind sowohl in ihrer Ansprache als auch im räumlichen Kontext schärfer umrissen, griffiger, kompakter. Der musikalische Fluss kommt nun etwas natürlicher in Gang, die Wiedergabe ist insgesamt geschmeidiger, aber zum Glück auch nicht aufgesetzt groovig. Es wirkt einfach alles etwas aufregender und passt lustigerweise gut zu ΩMAs Slogan „Music is an event, not a soundtrack“.

Es kann natürlich sein, dass sich in anderen Setups ein unterschiedliches Bild ergibt, auf meinem Transrotor allerdings ist die ΩMA Graphite Mat ein Volltreffer.

 

Plattentellerauflage ΩMA Graphite Mat

Preis: ca. 415 €

 

www.oswaldsmillaudio.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.