Lehmann Audio Drachenfels Kopfhörerverstärker
Wer Musik über Kopfhörer hören möchte, tut gut daran, sich umzuschauen, was im professionellen Bereich gebräuchlich ist, beispielsweise Lehmann Audio.
Fotografie: Ingo Schulz
Zum Beispiel im Rundfunk: Hier gehört die Wiedergabe von Klang über Kopfhörer zum beruflichen Alltag. Und wenn man bedenkt, dass die Angestellten ganze Arbeitstage und -nächte unter Ohrpolstern verbringen, bedeutet dies eine gewisse Herausforderung für die Wiedergabekette. Klirren und Zerren und Rauschen sind da streng verboten. Seit Jahren sieht man in solch professionellen Studioumgebungen ein kleines, aber hochfeines Kästchen: Mit dem Kopfhörerverstärker Linear hat der Hersteller Lehmannaudio aus dem Rheinland eine dauerhafte Benchmark gesetzt.
Etwas unterhalb dieses Flaggschiffs gibt es nun mit dem Drachenfels eine Lösung aus der Lehmann-Manufaktur, die sich mit einem Preis von rund 500 Euro für den anspruchsvollen Heimeinsatz eignet – und eigentlich viel mehr ist als ein bloßer Kopfhörerverstärker: Beim Drachenfels handelt es sich eher um eine technologische Plattform, die sich nach eigenen Wünschen bestücken lässt.
Standardmäßig ist der Drachenfels – benannt nach einem Berg im Siebengebirge – für die Zuspielung von Hochpegelquellen wie einem CD-Player gerüstet. Dank einem modularen Aufbau lassen sich aber Rückwand und Modulplatinen austauschen, sodass der Kopfhörerverstärker seine Signale auch von WLAN, Ethernet oder Bluetooth empfangen kann. Und sollte eines Tages ein neues digitales Format in der Audiowelt Einzug halten, so wird Norbert Lehmann, seines Zeichens Toningenieur, eine geeignete Platinenbestückung entwickeln. Wer in einen Drachenfels investiert, kann sich also sicher sein, dass er für jedwede zukünftige Entwicklung gerüstet ist. Ferner lässt sich der Kopfhörerverstärker auch als Vorverstärker für Aktivlautsprecher oder eine Endstufe zum Einsatz bringen.
Anzusehen ist ihm seine Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit nicht: Mit seinen schlanken Abmessungen ist der Drachenfels ein echter Winzling. Groß sind bei ihm nur die vergoldeten Neutrik-Kopfhörerausgänge (6,3-mm-Klinke) und das ALPS-Lautstärkepotentiometer, mit dem sich die Kopfhörerlautstärke ebenso regeln lässt wie der Cinch-Pre-Out, wenn man die Kopfhörer ausstöpselt. Und gleich der erste Griff zum Regler macht deutlich: Gespart wurde hier an keiner Stelle. Der Lautstärkesteller überzeugt durch seinen satten Lauf. Zwölf Dezibel Maximalverstärkung liefert der Drachenfels, wenn das Potentiometer ganz rechts steht. Links im Frontpanel (wahlweise silbern oder schwarz ausgeführt) signalisiert die blaue LED des Standby-Schalters Betriebsbereitschaft. Der Netzschalter befindet sich auf der Geräterückseite, wo sich auch die Cinch-Eingänge und -Ausgänge befinden.
Im Test erweist sich der Kopfhörerverstärker im Verbund mit dem Amiron-Home-Kopfhörer von Beyerdynamic und dem NightOwl von AudioQuest als echter Langstreckenläufer. Imposant klingt zunächst einmal vieles, was man sich per Kopfhörer anhört – imposant und überzeichnet. Der Lehmann hingegen verhält sich stets souverän und neutral. Er ordnet schnelle Klangereignisse zuverlässig und zeichnet Klangfarben extrem sauber, ohne Unter- oder Übertreibung.