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Sonoro Orchestra Slim

Sonoro Orchestra Slim

Raum ist in der kleinsten Hütte

Sonoro Orchestra Slim

Die Modellbezeichnung „Orchestra“ ist schon eine Ansage: mächtig, fulminant und zwangsläufig auch raumgreifend. Mit der Orchestra Slim zeigt Sonoro, dass sich die volle Wirkung auch im Kleinen erzielen lässt.

Sonoro Orchestra Slim

In aller Kürze
Mit ihrem unprätentiösen Charme spielen sich die Sonoro Orchestra Slim sofort die Sympathie des Hörers ein und halten sie auch langfristig mit ihrem unaufgeregt-atmosphärischen Klangbild und einer beeindruckenden Bühnenabbildung.

Sonoro Orchestra Slim


Bei Sonoro bauen sie Regallautsprecher – wirklich: Schallwandler, die man vor den Augen der Entwickler einfach so in ein Regal oder auf ein Sideboard stellen kann, ohne dass diese wutschnaubend den Raum verlassen. Dass die Orchestra Slim mit einer bestimmten Rolle im Sinn entwickelt wurden und nicht einfach nur ein weiteres Modell unterhalb der regulären Orchestra sein sollen, erkennt man schon daran, dass sie gar nicht unterhalb angesiedelt sind: Trotz ihrer kompakteren Dimensionen und eines gewissen Membranflächenschwundes im Tiefmittelton (13 statt 15 cm Durchmesser) kosten beide Modelle genau das Gleiche – „schlank“ heißt hier also nicht „abgespeckt“, es geht einzig und allein um die Linie.

Das elegante schwarze Kleid der Testmuster unterstützt den Effekt, die Farb- und Formensprache unterscheidet sich von ihrer großen Schwester zwar nur in Details, allerdings sorgen diese für einen völlig anderen Gesamteindruck: Die kantige, grundsätzlich silberne Frontplatte des Orchestra-Hochtöners weicht bei der Slim einem runden und recht tiefen Waveguide, der wie der Zierring um den Tiefmitteltöner schwarz ist. Und wer genau hinschaut, dem wird auffallen, dass die Schallwand ganz dezent geneigt ist, ebenso wie der Gehäusedeckel nach hinten hin leicht abfällt. Der Größenunterschied wirkt dadurch wesentlich ausgeprägter, als er tatsächlich ist. Alles an den zierlichen Kistchen wirkt auf eine ungezwungene Art schick und wertig – vom tiefschwarzen, matten Finish über die Treibereinfassungen aus Aluminium bis hin zum Single-Wiring-Terminal, das optisch einfach, aber haptisch sehr vertrauenerweckend wirkt.

Sonoro Orchestra Slim
In der Seitenansicht erkennt man gut, dass die Orchestra Slim komplexer aufgebaut ist, als es auf den ersten Blick scheint: Schallwand und Gehäusedeckel sind leicht nach hinten gelehnt, wodurch zwei von drei parallelen Flächenpaaren wegfallen und stehende Wellen somit vermieden werden.

Gleichzeitig erkennt man jedoch dort, wo man hinschaut, dass die Entwickler bei jedem Detail akustisch mitgedacht haben: Der Waveguide passt nicht nur das Abstrahlverhalten des AMT-Tweeters an den Woofer an, sondern bedingt auch eine Platzierung der gefalteten Membran weiter hinten im Gehäuse. Durch die leichte Schallwandneigung liegt sie ziemlich exakt auf einer Ebene mit der Schwingspule des Tiefmitteltöners, womit schon mal beste Voraussetzungen für ein gutes Zeitverhalten gegeben sind. Da nur die Seitenwände parallel zueinander stehen, muss im Innern nur eine statt dreier stehender Wellen gebändigt werden. Und um die mache ich mir spätestens dann keine Sorgen, wenn ich die Kleinen anhebe: Immerhin etwas über sieben Kilogramm pro Stück bringen sie auf die Waage – auch der Klopftest zeigt deutlich, dass ich hier ein ordentlich versteiftes und bedämpftes Gehäuse in den Händen halte.

Erstmal dehnen

Das Erste, was ich mache, nachdem ich die Orchestra Slim aus der Packung genommen habe: Ich stelle sie auf Ständern in unserem Hörraum auf. Mir ist natürlich vollkommen klar, dass ich ihnen damit Unrecht tue – es geht mir auch mehr darum, mithilfe einer fetten Luxman-Endstufe ihre Membranen ein wenig in Form zu schütteln. Wie so oft lege ich einen audiophilen Sampler von Accuphase ins Laufwerk, drücke auf „Play“ und mache mich auf den Weg aus dem Hörraum, um die Neuen ihrer Aufwärmübung zu überlassen – drehe mich nach den ersten Takten aber doch spontan wieder um, setze mich hin und höre ein wenig rein. Was das Lungenvolumen angeht, gibt es hier nichts Überraschendes zu vermelden: Ein 40-Quadratmeter-Raum bei freier Aufstellung ist merklich nicht das Szenario, für das die Orchestra Slim entwickelt wurde. Dennoch staune ich bei der einleitenden Fanfare im vierten Satz von Dvořáks Achter Sinfonie nicht schlecht: Unerwartet weit hinter den Lautsprechern steht der Blechbläser wie in Stein gemeißelt im Raum. Dynamisch fordert das Stück den Schallwandlern zumindest eingangs nicht allzu viel ab, und als die Celli einsetzen, fällt mir direkt auf, dass die Sonoros etwas ungemein Atmosphärisches an sich haben.

Sonoro Orchestra Slim
Das mattschwarze Finish ist erstklassig – es empfiehlt sich allerdings, jederzeit ein Mikrofasertuch griffbereit zu haben. Die Grills sitzen dank kräftiger Magnete sicher in der richtigen Position und nehmen einen Hauch Energie aus dem AMT-Tweeter.

„Atmosphärisch oder einfach nur diffus?“, frage ich mich und lege das Album Arfur des isländischen Singer-Songwriters Bubbi Morthens ein. Das Stück „Allt í nafni frjálshyggju og frelsis“ hat rein gar nichts Schwelgerisches an sich: Es wird vollkommen dominiert von der hart und kantig gespielten Gitarre und der markanten Reibeisenstimme des Sängers. Die Orchestra Slim platzieren beides einwandfrei in der Bühnenmitte und haben zu keinem Zeitpunkt auch nur die geringsten Schwierigkeiten, den Fingern des Skalden auf den Saiten zu folgen. Jetzt gönne ich ihnen aber doch mal eine Pause – später am Tage wandern sie zu mir nach Hause und können dann auf meinem Schreibtisch zeigen, was sie sonst noch so können.

Die nächsten Tage verbringen sie also zwischen meiner Tastatur und dem Bildschirm, gefüttert mit Mischkost aus Youtube, Qobuz und meinem Arcam CD 72T. Schon beim Nebenherhören zeigt sich schnell, wie gut die Orchestra Slim im Nahfeld funktionieren. An meinem Arbeitsplatz stehen sie weniger als einen Meter von meinen Ohren entfernt – dennoch gibt es keine Reibereien zwischen den Treibern, selbst auf kürzeste Entfernungen malen sie stets ein absolut homogenes Klangbild. Bei der Aufstellung hat es sich in meinem Fall am besten bewährt, die Lautsprecher ohne jede Einwinkelung gerade nach vorn strahlen zu lassen – ansonsten kann sich der AMT über den eher zurückhaltenden Bass hinweg etwas mehr Aufmerksamkeit herausnehmen, als ihm zusteht. Strahlen sie aber geradeaus, bleibt der Air-Motion-Transformer mit seiner üppigen Membranfläche stets schön gesittet.

Bildergalerie
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Kleines Setup, großes Kino

Auch im Desktop-Szenario bin ich von der Bühnenabbildung sehr angetan: Bei „MindSet“ von Gacharic Spin (Gacharic Spin) steht das Schlagzeug klar hinter meinem Monitor und treibt von dort aus die funkige Basslinie vor sich her, Effektstimmen links und rechts dringen von deutlich außerhalb der Basisbreite an mein Ohr. Gerade bei diesem recht schlank produzierten Stück wird mir aber auch klar, dass ich es hier durchaus mit diplomatischen Schmeichlern zu tun habe: Der atmosphärische Raumeindruck ergibt sich teilweise aus einem gewissen Mehr an Grundton, während sich der Präsenzbereich in höflicher Zurückhaltung übt. Wer eine schonungslos ehrliche Studioabhöre will, schaut sich besser woanders um – die Orchestra Slim bestechen mit wohligem Charme, der echten Hörbedingungen entgegenkommt und mittelprächtige Studioqualität geflissentlich überspielt.

Stichwort Atmosphäre: Zum Schluss gönne ich mir noch das „Theme From Rawhide“ aus The Blues Brothers – Music From The Soundtrack. Hier demonstrieren die schlanken Orchesterköfferchen, wie sie um die Begleitchoräle herum eine richtig schön dichte Atmosphäre weben können – dass Nahfeld so groß wirken kann! Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich Jake und Elwood ohne aufzustehen jederzeit mit einer lässigen Handbewegung die Hutkrempen zurechtrücken könnte.

Keine Frage – das letzte bisschen Ehrlichkeit mag ihnen abgehen, vermisst habe ich es jedoch zu keinem Zeitpunkt. Die Sonoro Orchestra Slim sind Schmuckstücke, die jedes Sideboard schöner machen, als es vorher war. Vom Schreibtisch bis hin zu kleineren Räumen füllen sie die Szene mit Musik, die nicht nur eine konzentrierte Hörsession lang, sondern vor allem den ganzen Tag über Spaß macht.

Sonoro Orchestra Slim

Info

Lautsprecher Sonoro Orchestra Slim

Konzept: passiver 2-Wege-Kompaktlautsprecher, Bassreflex
Bestückung: 1 x AMT-Hochtöner, 1 x 13-cm-Tiefmitteltonkonus mit PE-beschichteter Papiermembran
Trennfrequenz: 2800 Hz
Nennimpedanz: 4 Ω
Wirkungsgrad: 87 dB
Frequenzgang (−6 dB): 45 Hz bis 32 kHz
Empfohlene Verstärkerleistung: 50 bis 140 W pro Kanal
Maße inkl. Bespannung (B/H/T): 18/33/25 cm
Gewicht: 7,2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Paarpreis: um 1000 €

Kontakt

sonoro audio

Hammer Landstraße 45
41460 Neuss
Telefon +49 2131 8834141

www.sonoro.com

Mitspieler

CD-Player: Audio Note CD 3.1x, Arcam CD72T
Mediaplayer: T+A MP 200, Lumin P1
Vorverstärker/DAC: T+A DAC 200
DAC/Kopfhörerverstärker: AudioQuest DragonFly Cobalt
Endverstärker: Luxman M-10x
Vollverstärker: Cambridge Audio Azur 840A, Abrahamsen v2.0, Serblin & Son Frankie, Trigon Exxceed
Lautsprecher: GamuT Phi 5, DALI Epicon 6, Quadral Chromium Style 105
Kabel: Straight Wire, Cardas, AudioQuest, HMS
Rack: Lovan Audio, Creaktiv, Finite Elemente, Solidsteel

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