Sonoro Meisterstück Gen.2
Digitalquelle, DAC, Vorverstärker … stop! Treten wir einmal einen Schritt zurück, überlassen hochgezüchtete High-End-Tugenden neidlos den Enthusiasten und wenden uns „trivialen“ Dingen wie Vielseitigkeit, Einfachheit und Alltagstauglichkeit zu – in einem einzigen Gehäuse und bei einer Klangqualität, die im schnöden Alltag glücklich macht.
In aller Kürze:
Das Sonoro Meisterstück Gen.2 ist ein klasse verarbeitetes, unprätentiöses Universalgenie, das keine Fragen stellt, sondern einfach macht, dass Musik spielt.
Die gesunde HiFi-Mitte scheint langsam wieder zu erstarken: Man kann sich immerhin für einen niedrigen vierstelligen Betrag eine sehr ordentliche Stereoanlage zusammenkaufen – die meisten Vollverstärker haben mittlerweile einen integrierten DAC und Bluetooth-Funktionalität an Bord. Im Verbund mit einem Paar vernünftiger Lautsprecher hat man so schon ein valides Setup, das man per PC oder Smartphone ansteuern kann.
Manchen ist das aber immer noch zu viel und zu wenig zugleich: Zu viel, weil sie einfach eine One-Box-Lösung wollen, zu wenig, weil schließlich noch die CD-Sammlung da ist, die in einer klassischen Kette noch eine weitere Komponente erfordern würde. Außerdem will der Fernseher eingebunden werden. Und dann hört Opa ja immer noch Radio …
Für genau diese Klientel, die einerseits Qualität erwartet, sich dem Thema HiFi andererseits aber mit der Nonchalance eines Normalverbrauchers nähert, hat Sonoro das „Meisterstück“ geschaffen, das nunmehr in der zweiten Generation vorliegt. Dass das Meisterstück Gen.2 zwar nicht das Flaggschiff, wohl aber so eine Art Galionsfigur für die Neusser ist, erkennt man direkt daran, dass es als erstes Modell das neue Firmengesicht in Gestalt einer markanten Linienstruktur in den Lautsprechergrills trägt. Abgesehen davon werden die optischen Unterschiede zum Vorgänger nur im Direktvergleich offensichtlich: Vor allem die schönere Oberflächenqualität mit der lasergeschnittenen Frontplatte fällt auf, die sich über eine Schattenfuge mit dem Hauptgehäuse verbindet. Das Tastenfeld, über das sich alle Quellen jeweils per Knopfdruck direkt anwählen lassen, wurde zudem aufgeräumt und optisch vereinheitlicht. In Verbindung mit drei Tasten rechterhand des Displays übernimmt der Lautstärkesteller die Navigation durch die diversen Menüs, in denen sich Klang- und Energiespareinstellungen anpassen lassen – wenn die Bedienung nicht über die Sonoro-App erfolgt. Ich habe nach einem halben Tag den Energiesparmodus außer Gefecht gesetzt, der das Gerät bei Werkseinstellung nach fünf Minuten ohne Signal schlafen schickt, was in meinem Fall alle naslang der Fall war. Insgesamt navigiert es sich ganz flüssig durch die übersichtliche Menüstruktur; das Einzige, was ich mir hier gewünscht hätte, wäre die Möglichkeit, Eingaben per Druck auf den Drehregler bestätigen zu können, statt mit dem Finger jedes Mal zur separaten „OK“-Taste zu wandern. Ansonsten gibt es bei der Bedienung aber nichts zu beanstanden.
Mit allen Wassern gewaschen
Auch und vor allem beim Funktionsumfang lässt das Meisterstück keine Wünsche offen – wie bei kaum einem anderen Gerät auf dem Markt dürfen wir den Begriff „all-in-one“ hier wörtlich nehmen: Von Streaming über CD bis hin zu DAB ist selbstverständlich alles an Bord. Per HDMI-ARC/eArc-Eingang lässt es sich dazu noch als Soundbar einsetzen. Wem das nicht reicht, der kann per 3,5-Millimeter-Klinke, RCA oder den optischen Eingang externe Quellen anschließen.
Einzig ein Phonoeingang fehlt, was gerade bei dieser Gerätegattung aber absolut verzeihlich ist; die Art Plattenspieler, die man mit dem Meisterstück verbandeln würde, bringt in der Regel ohnehin einen internen Entzerrer mit – allen voran der Platinum SE aus dem eigenen Hause. Das mit dem Radio weiter oben war übrigens kein Witz: Selbst einen FM-Tuner besitzt das Meisterstück. Wenn wir von einer Tape-Schleife absehen, beherrscht der Alleskönner damit alle wesentlichen Musikwiedergabemethoden der letzten 100 Jahre – und ist zugleich auch voll der Zukunft zugewandt: AirPlay, Chromecast und die Einbindung der gängigen Streamingdienste inklusive Spotify Connect und Tidal Connect sind heute selbstverständlich, doch das Meisterstück geht noch einen Schritt weiter und unterstützt bekannte Smarthome-Standards wie Busch-free@home, KNX oder Gira X1.
Durchsetzungsfähiger Ohrenschmeichler
Ebenso wichtig wie das Was ist natürlich das Wie – ich denke, es wird niemanden schockieren, wenn ich hier schreibe, dass das Sonoro Meisterstück Gen.2 keinerlei Anstalten macht, eine Studioabhöre zu mimen, sondern sich vielmehr als unkomplizierter Musikbegleiter für den Alltag gebart. Die Klangsignatur gibt sich dementsprechend unapologetisch füllig mit einem höflich zurückgenommenen Präsenzbereich. Dennoch hat es mich in zweifacher Hinsicht verblüfft. Die geringere der zwei Überraschungen ist die Autorität im Bass – Langhubtreiber, Class-D-Endstufen und Equalizer-Spielereien machen hier ja seit geraumer Zeit einiges möglich. Trotz allem hätte ich jedoch nicht gedacht, dass der im Gehäuseboden eingelassene Subwoofer so tief graben würde: In Wednesday Campanellas „Shakushain“ (Zipangu) lässt sich der rhythmusgebende elektronische Bass auf vielen Systemen nur erahnen – hier ist er jederzeit präsent. Klar liegt das auch daran, dass die Abstimmung die unteren Register merklich bevorzugt, aber wir reden hier immerhin von geschätzten 40 Hertz und damit von einem veritablen Tieftonfundament, das auch in größeren Zimmern ein angenehm raumfüllendes Klangbild trägt.
Die weitaus größere Überraschung kam in Form der Bühnenabbildung: Bei Geräten im Ghettoblaster-Format frage ich mich manchmal, wieso man sich die Mühe macht, Lautsprecher auf beiden Seiten zu verbauen – hofft hier allen Ernstes jemand auf eine Stereobühne? Im Falle des Meisterstücks darf man das tatsächlich: Als die Stimme von Oscar Brown Jr. auf „Mr. Kicks“ von seinem Album Between Heaven And Hell schön klar mittig auf der Gehäuseoberkante platziert wurde, war meine Welt noch in Ordnung – als dann allerdings die Blechbläser einsetzten und nicht nur weit jenseits der Basisbreite, sondern auch deutlich hinter und über dem Meisterstück hörbar wurden, ist mir zugegebenermaßen die Kinnlade heruntergeklappt – da entsteht doch in der Tat ein dreidimensionales Hologramm des musikalischen Ereignisses – Respekt! Dabei bleibt das Timbre bei Sänger und Begleitinstrumenten erfreulich glaubhaft, wenn auch nicht nach strengsten Maßstäben originalgetreu.
Keine Frage, beim Meisterstück drängt sich die vielleicht etwas abgegriffene Phrase „gelungenes Gesamtpaket“ förmlich auf: Mit 1400 Euro ist es durchaus selbstbewusst bepreist, aber der Funktionsumfang lässt wirklich keine Wünsche offen, und der Klangcharakter macht bei Jazz- und Klassikaufnahmen ebenso viel Spaß wie bei rotzig produzierten Punk-Rock-Scheiben. Schön anzusehen und anzufassen ist es obendrein.
Info
All-in-one-Musiksystem Sonoro Meisterstück Gen.2
Konzept: 2.1-Musiksystem mit CD-Laufwerk und umfassender Radio-, Streaming- und Smarthome-Funktionalität
Bestückung: 2 x 0,75″-Hochtöner, 2 x 3″-Mitteltöner, 5,25″-Tieftöner, jeweils mit eigenem Class-D-Verstärker
Drahtlosverbindungen: Bluetooth bidirektional, WLAN IEEE 802.11 a/b/g/n/ac/ax, 2,4/5 GHz
Eingänge: digital optisch und koaxial, USB A, USB C (Lade- und Abspielfunktion), 2 x AUX in (1 x RCA, 1 x 3,5-mm-Klinke), Kopfhöreranschluss (3,5-mm-Klinke), HDMI eARC
Ausgänge: analog Line-Out RCA
Netzwerk: Ethernet oder WiFi
Musikübertragung: aptX HD, Apple AirPlay, Chromecast, Spotify Connect, Tidal Connect, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music, DLNA, UPnP
Besonderheiten: Bedienung am Gerät, per Fernbedienung oder App; Raumkorrektur-App (nur iOS ab iPhone 6); Smarthome-Einbindung über Busch-free@home, KNX, Gira X1
Ausführungen: Anthrazit/Silber, Weiß oder Schwarz
Maße (B/H/T): 57/17/26 cm
Gewicht: ca. 10 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (3 Jahre gegen 49 € Aufpreis)
Preis: um 1400 €
Kontakt
sonoro audio
Hammer Landstraße 45
41460 Neuss
Telefon +49 2131 8834-141
info@sonoro.de
Mitspieler
CD-Player: Arcam CD72T
Verstärker: Cambridge Audio Azur A840 v2, Abrahamsen 2.0
Lautsprecher: GamuT Phi 5
USB-Interface/DAC: AudioQuest DragonFly Cobalt
Zuspieler: Desktop-PC, Sony Xperia XZ1
Kabel: Cardas, Straight Wire, QED
Rack: Lovan Classic