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Solidsteel SS-5

Solidsteel SS-5

Stahl mit Stil

Solidsteel SS-5

„Solidsteel SS-5“ hört sich nach einem Arbeitsgerät von Dirty Harry an. Tatsächlich handelt es sich um elegante italienische Lautsprecherständer.

Solidsteel SS-5

Stative für Kompaktboxen stehen nicht gerade im Fokus der highfidelen Medien. Das liegt an ihrer wenig spektakulären Funktion, den Lautsprecher auf die optimale Distanz zum Fußboden anzuheben. Da jedoch die meisten so genannten „Regalboxen“ auf keinen Fall wandnah im Regal platziert werden sollten, um ihre vollen Qualitäten genießen zu können, besteht trotz ihres Mauerblümchendaseins ein durchaus nennenswerter Bedarf.

Die Anzahl der Hersteller hält sich, im Vergleich zu anderem Zubehör (Kabel, Absorber etc.) in überschaubarem Rahmen. Zu den raren Spezialisten gehört die von Gaetano Conti geführte Manufaktur Solidsteel. Sie ist in Pescara, einem Städtchen an der italienischen Adria, beheimatet und fertigt seit 1990 Racks, Ständer und Ähnliches für Privatnutzer und Tonstudios.

Unser Interesse weckte ein sprichwörtlicher „Oldtimer“, der jedoch bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat: der dreibeinige Lautsprecherständer SS-5 in schwarzer Ausführung. Dass dessen seit mittlerweile über 30 Jahren unverändertes Design uns auch heute noch anspricht und überzeugt, beweist, dass die Italiener ein Händchen für zeitlose Gestaltung besitzen. Und das kommt nicht nur in der FIDELITY-Redaktion gut an: Auf Messen und in den Showrooms vieler Händler sind die Ständer häufig zu sehen, wenn auch nur in der ihnen zugewiesenen Nebenrolle. Die Antwort auf die Frage, wie den Italienern das gelungen ist, könnte ich einfach mit „Man muss nur einmal alles richtig machen“ beantworten …

Der SS-5 erinnert mich an Stative für Fotoapparate oder Messinstrumente, von denen man genau dieselbe Leistung erwartet: ein stabiler Stand. So besteht die Grundstruktur des Tragwerks aus drei Stahlrohren mit ca. 30 Millimeter Durchmesser, die die vertikale Last abtragen. Um seitlichem Kippen entgegenzuwirken, sind diese nach außen gespreizt. Horizontal wird der Ständer oben und unten durch schlankere Stahlrohre ausgesteift. Verbunden sind die Rohre durch sauber ausgeführte Hartverlötungen. Insgesamt entsteht so eine sehr solide Konstruktion, die in ihrer Konsequenz an modernen Stahlbau erinnert.

Um zu verhindern, dass Schwingungen über den Ständer in das Lautsprechergehäuse eingeleitet werden und in Gegenrichtung Gehäuseresonanzen schnell abgeführt werden, sind weitere konstruktive Maßnahmen nötig, die Solidsteel auf ebenso einfache wie elegante Art gelöst hat. Der Kontakt zum Fußboden erfolgt über Spikes, die ihren Namen verdient haben. Sie drangen mühelos durch meinen zwei Zentimeter dicken Wollteppich auf den Betonboden. Für empfindliche Oberflächen legt der Hersteller massive Edelstahluntersetzer bei. Dauerelastische Pads verbinden den Lautsprecher mit der Trägerplatte, Stahlkugeln leiten die Last über definierte Kontaktflächen in die Stahlrohre.

Solidsteel SS-5
Rat Rod: Das bewusst ungeschliffene Design täuscht leicht über die technische Finesse der Solidsteel SS-5 hinweg: Die Kopfplatte ist über Kugeln an die Hauptkonstruktion angekoppelt, ein mittiger Zapfen sorgt für die Zentrierung und Fixierung. Wer das “rohe” Finish zu brutalistisch findet, kann sie auch im oben gezeigten, wertig wirkenden Schwarz ordern.

Da die Ständer im Wesentlichen als fertig montierte bzw. hartverlötete Einheiten angeliefert werden, blieb mir nur die Montage der Spikes und Trägerplatte. Eine Sache von wenigen Minuten. Zuerst schraubte ich die mit einem M8-Gewinde versehenen Spikes in die Stahlkegel, die den unteren Abschluss der Ständerrohre bilden. Bei Bedarf lässt sich durch die Gewindeöffnung in den Stahlkegeln beispielsweise Metallschrot zur zusätzlichen Resonanzdämpfung und Absenkung des Schwerpunkts einfüllen, erläuterte mir Verkaufsleiter Roberto Mastrogiovanni. Den oberen Abschluss der Rohre bildet eine Stahlkappe, in die ich die 12 Millimeter durchmessenden Stahlkugeln einlegte. Ich verschraubte die 19 x 19 Zentimeter große, mit eleganten Fasen versehene Trägerplatte aus schwarz beschichtetem MDF mit der darunterliegenden Stahltraverse. Eine Distanzhülse mit unterlegtem Elastomer-Ring verhindert den Kraftschluss. Die Last soll ausschließlich über die Stahlkugeln in die Rohre und über die Spikes in den Boden abgeleitet werden.

Die Methode zur Befestigung der Lautsprecher mag im ersten Moment banal erscheinen, erweist sich aber als effektiv und flexibel. Hierzu formte ich jeweils vier Patafix-Pads (die gehören zum Lieferumfang) zu Kugeln und positionierte diese auf die Ecken der Trägerplatte. Die elastisch bleibenden Pads gleichen geringfügige Toleranzen aus und unterdrücken den Übergang von Vibrationen. Nachdem ich die Ständer mithilfe einer Wasserwaage ausgerichtet hatte, konterte ich die Spikes mit den zugehörigen Muttern. Jetzt nur noch die Lautsprecher auf die Trägerplatte drücken, das war’s!

Im Gespräch mit Mastrogiovanni äußerte ich die Idee, Trägerplatten in verschiedenen Größen oder sogar nach Kundenwunsch anzubieten. Ähnliche Gedanken sind firmenintern erörtert worden, sollen aber zur Zeit nicht umgesetzt werden, so der Verkaufsleiter. Die Aktivitäten konzentrieren sich augenblicklich auf das neue Top-of-the-Line-Produkt, die HB-Rack-Serie, die auf der HIGH END 2022 in München vorgestellt wurde und Ende des Jahres in den Handel kommt.

Als ich die Einheit von Box und Ständer so betrachtete – beim Test kam uns Audio Physics Spark zu Hilfe –, sinnierte ich darüber, wie dieser sowohl funktionell wie auch optisch vollkommen stimmige Eindruck erzeugt wird. Die Grundkonstruktion, die sich zwischen Lautsprecher und Fußboden stemmt, zeigt klar den Verlauf der Lastabtragung auf. Durch die filigrane Struktur steht der Ständer weder akustisch noch optisch im Weg. Die schlanken Spikes und kleinen Auflagekugeln treten, auch unterstützt durch ihre glänzend spiegelnde Oberfläche, in den Hintergrund, sodass die Lautsprecher zu schweben scheinen. Bei meinen seidenmatt schwarz lackierten Testmustern kommt dieses besonders zur Geltung.

Die Verarbeitungsqualität lässt nichts zu wünschen übrig, gerade die Verbindungsstöße der Metallrohre sind äußerst sorgfältig ausgeführt, dies ist keine Selbstverständlichkeit!

In meinem Test-Setup konnte ich keinerlei den Klang negativ beeinflussende Auswirkungen der Ständer feststellen. Die Lautsprecher klangen klar, definiert, mit trockenem und kraftvoll federndem Tieftonbereich. Die abbildenden Eigenschaften waren makellos. Durch seine stabile Konstruktion, verbunden mit einem aus der Funktion entwickeltem zeitlosen Design und der flexiblen Einsetzbarkeit (selbst wenn die Lautsprecher ihres Weges ziehen müssen, die Ständer können in vielen Fällen weiter verwendet werden), wird das Bedürfnis nach Neuem so schnell nicht aufkommen. Das ist Nachhaltigkeit im besten Sinn.

Diese Produkteigenschaften und die zivile Preisgestaltung erklären meines Erachtens die über 30-jährige Erfolgsgeschichte des SS-5 und seiner Geschwister SS-6/7. Falls es einen „Long-Time-Top-Performance-Award“ gäbe, hätten die Boxenständer der Solidsteel-SS-Reihe ihn redlich verdient!

Info

Lautsprecherständer Solidsteel SS-5

Konzept: robustes Dreibein mit superber Resonanzkontrolle, geeignet für „mittelgroße“ Kompaktlautsprecher
Material: MDF-Kopfplatte, rostfreier Stahl mit resonanzdämmender Beschichtung
Sonstiges: höhenverstellbare Spikes
Ausführungen: Schwarz, Weiß oder roh metallisch; auch als SS-6 (63 cm) und SS-7 (73 cm) erhältlich
Maße (B/H/T): gesamter Ständer 33/53/31 cm, Trägerplatte 19 x 19 cm
Gewicht: 11,5 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 480 €

Kontakt

Solidsteel
Strada Lungofino 187 – Centro Ibisco, blocco B1
65013 Città Sant’Angelo (PE)
Italien
info@solidsteel.it

www.solidsteel.it

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.