Schneller hören – Burmester und Porsche
Drei Dinge braucht der Chef: ein bisschen Zeit, ein anständiges Musiksystem, ein feines Automobil. Neulich traf alles drei zusammen – und führte uns am Porsche-Burmester-Soundday nach Belgien, direkt in die Galaxy Studios.
Gibt es etwas Schöneres, als Musik in erstklassiger Qualität zu hören, umgeben von einer wunderbaren Landschaft? Auch wenn Sie das möglichweise anders sehen – ich kann es dabei auch gut vertragen, wenn sich die wunderbare Landschaft um mich herum bewegt. Oder andersherum: Wenn die Lieblingsmusik über ein wirklich tolles Soundsystem in einem schönen (leisen) Automobil läuft. Dann werde ich beim audiophilen Reizthema „HiFi im Auto – geht das überhaupt?“ zum Befürworter. Zugegeben, das passiert nicht allzu oft. Doch die besten Soundsysteme klingen mittlerweile so gut, dass selbst notorische Kritikaster vor Ergriffenheit verstummen.
Vor allem, wenn zwei absolute Top-High-End-Marken aus der Schnittmenge „Audiophiles & Automotive“ ein Doppelpack präsentieren: Burmester stellte sein komplett neu entwickeltes „3D High-End Surround Sound-System“ gemeinsam mit Porsche im neuen Panamera und auch im neuen, akustisch eng verwandten Cayenne vor.
Bereits zur Premiere des Porsche Panamera vor gut acht Jahren war mir sofort klar, dass dieser große und überraschend komfortable Gran-Turismo-Wagen selbstverständlich nur dann als vollwertige Luxussportlimousine gelten darf, wenn darin auch die bestmögliche Soundanlage verbaut ist. Und die kam schon damals aus Berlin. Mit großem persönlichen Engagement von Dieter Burmester himself abgestimmt, gewann schon das ursprüngliche Burmester-Soundsystem im Porsche Panamera auf Anhieb meine Sympathie. Und kurz darauf auch diejenige meiner wechselnden Mitreisenden, die nur ungern wieder aus dem schnellen Konzertsaal aussteigen wollten. Viele hatten im Burmester-Panamera in kürzester Zeit sogar audiophile Marotten entwickelt: „Nur noch dieser eine Song, bitte, nur noch dieser eine Song – büttöö!“
Wer mit Porsche ausschließlich laute, hautenge und hart abgestimmte Zweisitzer assoziiert, hat ungefähr anderthalb Jahrzehnte verschlafen. Die auch physisch großen Modelle Cayenne und Panamera transportieren bequem vier bis fünf Passagiere, sind dabei – wenn man nicht gerade auf die Tube drückt wie ein Berserker – angenehm leise und bieten feinste Voraussetzungen für eine absolut erstklassige Soundanlage. Eine in Teilbereichen vergleichbare Entwicklung hat Burmester Audiosysteme gemacht. Die Berliner Manufaktur hat es in einem ähnlichen Zeitrahmen geschafft, den Klang seiner High-End-Anlagen in einige der weltbesten Automobile zu implantieren. Als Porsche vor knapp einem Jahrzehnt den ersten Panamera mit einer Burmester-Soundanlage präsentierte, konnte mich dieses Doppel auf Anhieb begeistern. Seither habe ich etliche „Signature“-HiFi-Soundsysteme in diversen Automobilen der Oberklasse erlebt. Allein der Grad der Perfektion, wie er im Porsche mit Burmester-Soundsystem gegeben ist, verschafft den Zuffenhausener Expresslimousinen und Luxus-SUVs eine Alleinstellungsposition. Die sie nun mit der neuesten Erweiterung „Auro-3D“ noch deutlich ausbauen konnten. Hier haben die Entwickler von Burmester und Porsche ein neues Highlight der automobilen Klangkunst geschaffen.
Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten die Teams um Burmester-Entwicklungschef Stefan Größler und Mathias Renz (Leitung Audio/Akustik bei Porsche) eng verzahnt zusammen. Mit dem neuen Burmester 3D High-End Surround Sound-System im Porsche Panamera und im Cayenne wurde, wenn Sie mich fragen, das Bestreben nach bester Performance auf ein neues Level gehoben. Großen Anteil am tatsächlich nochmals erstarkten Klangerlebnis hat Auro-3D, das dem ohnehin hervorragend abgestimmten Burmester-Soundsystem eine wortwörtlich weitere Klangdimension hinzufügt.
Bei Auro-3D handelt es sich im Prinzip um eine feinsinnig programmierte, auf Wunsch per Drehregler abruf- und einstellbare Raumklang-Matrix. Jedes zugespielte Signal – vom Nachrichtensprecher bis zum Sinfonieorchester, vom Jazzduo bis zur Bigband, von Joan Baez bis Kraftwerk – kann damit um einen praktisch beliebig großen Raum um den Hörplatz herum ergänzt werden. Der dabei übrigens auch „in die Höhe wächst“ – dank prinzipbedingt nötiger Extra-Lautsprecher. Im Panamera und im Cayenne übernehmen diese Aufgabe zwei kompakte Treiber, die in den A-Säulen links und rechts neben der Windschutzscheibe untergebracht sind. Praktisch unsichtbar, aber akustisch hoch effizient. Die Gesamtzahl der in Panamera und Cayenne mit Burmester-Soundsystem integrierten Lautsprecher hat sich übrigens von vormals 16 auf nunmehr 21 erhöht. Und wenn wir schon bei ein paar Zahlen sind: Die verfügbare Leistung des gesamten Soundsystems beträgt exakt 1455 Watt. Das ist für die automotiv-audiophile Praxis ähnlich relevant wie die Beschleunigung des Fahrzeugs von null auf zweihundert – schön zu wissen, doch für das Gesamterlebnis absolut nachrangig. Für ein entspannt-aktives Fahren und Hören zählen ausreichende Reserven in jeder Situation und eine perfekte Balance ungleich mehr als nackte Zahlen aus dem Messlabor.
Auro-3D funktioniert im Burmester-Soundsystem des neuen Porsche Panamera oder Cayenne jedenfalls hervorragend. Die überaus echt wirkende Dreidimensionalität, die sich selbst mit Mono-Signalen erzeugen lässt, drängelt sich nämlich nicht akustisch effektheischend in den Vordergrund, sondern erweitert subtil den klanglichen und manchmal auch musikalischen Horizont. Auf Knopfdruck kann man sich einen virtuellen Konzertsaal – oder auch Dancefloor – um sein audiophiles Gefährt herum maßschneidern, auf Wunsch aber auch wieder verschwinden lassen, wenn es „direkter“ klingen soll. Nun sind künstlich erzeugte Klangräume prinzipiell ja nichts Neues in der Audiotechnik, doch erneut überzeugt bei Burmester und Porsche das Maß an Perfektion mit der diese spezielle Funktion glaubwürdig integriert wurde und wie bequem sie abrufbar ist.
Hinter den genialen Algoritmen der Auro-3D-Funktion steckt vor allem ein Mann, den FIDELITY in den berühmten Galaxy Studios traf. Wilfried Van Baelen hat sich im belgischen Örtchen Mol den Traum einer optimalen „Soundfabrik“ erfüllt und entpuppte sich als ebenso perfektionistischer wie unterhaltsamer Tausendsassa in Sachen Soundqualität. In dörflich ruhiger Umgebung hat er seine Galaxy Studios zu einer Art Kreativpool für Klangkulinariker zusammengefügt. Entstanden in den 1990er Jahren, etablierten sich die Galaxy Studios international rasch als erste Adresse für herausragend klingende Musikproduktionen. Mittlerweile kümmert man sich in der belgischen Provinz zwar verstärkt mit den speziellen Soundanforderungen von großen Kinoproduktionen und ambitionierten Electronic Games. Doch hinter allem steht immer und unbedingt das Bestreben nach bestmöglichem Klang. High-End pur, wenn Sie mich fragen. Oder Burmester. Oder Porsche.
Die technischen und akustischen Voraussetzungen sind in den Galaxy Studios kompromisslos bis ins Detail optimiert, um wirklich ungestört Aufnahmen zu produzieren und in Form zu bringen. Das wird schon beim Betreten des großen Hauptaufnahmeraumes spürbar. Der 330 Quadratmeter große Saal, der mühelos einem kompletten Sinfonieorchester Platz bietet, ruht in seiner baulichen Gesamtheit – immerhin 1600 Tonnen schwer – auf speziellen Stahlfedern, die den Betonbunker von sämtlichen umgebenden Regie- und Aufnahmeräumen mit einer Resonanzfrequenz von unter drei Hertz radikal entkoppeln. Lohn dieser Mühe: Der Ruhepegel, sozusagen das Grundgeräusch des großen Raumes liegt auch dank einer selbst entwickelten Klimaanlage bei etwa 14 Dezibel. „Es ist das leiseste Studio der Welt“, sagt Wilfried Van Baelen – so leise, dass man beim Luftanhalten den eigenen Herzschlag hört. Oder eine Stecknadel, die aus geringer Höhe auf den Holzboden fällt. Erst bei der Frage nach wachsendem Gras muss Wilfried Van Baelen kurz überlegen …
Der Raum ist akustisch derart perfekt, dass er beispielsweise von Yamaha oder Roland für die Sample-Aufnahmen ihrer Digitalpianos genutzt wird. Der große Galaxy-Raum verfügt über ein ausgesprochen „natürlich“ und harmonisch wirkendes Reflektionsverhalten, so dass sich praktisch alle Musiker, die hier zum Aufnehmen ihre Instrumente anstimmen, sofort wohlfühlen. Und das quer durch alle Genres: Wilfried Van Baelen nennt auszugsweise Sting, Rammstein, Grönemeyer, Maffay und Lady Gaga, aber natürlich auch etliche namhafte Orchester jeglicher Stilrichtung. Zudem werden in den Galaxy Studios derzeit etwa 25 Scores zu kommenden Blockbustern eingespielt. Und können im hauseigenen Luxuskino im benachbarten Gebäudekomplex auf den Punkt abgemischt und gemastert werden. Dort gibt es dann noch ganz andere Varianten des Auro-Soundverfahrens zu erleben, über die ich an dieser Stelle schon gar nicht mehr berichten möchte – nur soviel: Das ist auch klanglich ganz großes Kino, geradezu jenseitig!
Zur Adaption an die „echte Welt des Klanges“ gibt jetzt erst einmal Wilfrieds Herzensdame, eine Konzertpianistin, am großen Steinway-Flügel eine Live-Kostprobe ihres Könnens – und auch der Saalakustik. Und schon sind wir beim nächsten Weltrekord: Die Geräuschdämpfung zwischen dem superleisen Saal und der Tonregie beträgt nahezu unfassbare 107 Dezibel. Für den Sichtkontakt zwischen Regie- und Aufnahmeraum sind zwei extra angefertigte, jeweils elf Zentimeter dicke Glasscheiben installiert. Ein beherzter Klopftest des zunächst ungläubigen Autoren endet mit schmerzendem Knöchel und großem Respekt. Um übrigens vom Saal in die Regie zu gelangen, sind gleich drei 150-Kilo-Türen mit jeweils 400 Kilo Anpressdruck zu durchschreiten …
Bei der spannenden Tour durch die Räumlichkeiten seiner Galaxy Studios – Wilfried Van Baelen ist für etliche Entwicklungen höchstselbst verantwortlich und hält das eine oder Patent – machen wir auch einen kurzen Abstecher ins halbhohe Untergeschoss zu den Stahlfedern unterhalb des Hauptsaales. Interessanter jedoch sind die zahlreichen Möglichkeiten im Erdgeschoss, wie hier der Klang konserviert und gemastert wird. Analog oder digital – das ist überhaupt keine Frage, sondern schlicht eine Frage der Präferenzen. Alles ist auf höchstem Niveau möglich, das Undenkbare realisierbar, das dazugehörige Equipment grundsätzlich vom allerfeinsten, die Crew um Wilfried Van Baelen stets hellwach und absolut vom Fach. Was auch das Porsche-Team um Mathias Renz sowie Andreas Henke und Stefan Größler von Burmester überzeugt hat, für den großen Klang(fort)schritt im neuen Panamera und im neuen Cayenne mit den sagenhaften Belgiern zu kooperieren.
Eine wahrlich weise Entscheidung. Die abschließende Rückfahrt in einem Panamera Turbo S gerät – wie schon die Hinfahrt im „burmesterisierten“ neuen Cayenne – zu einer einzigen musikalischen Versuchung. Credo: „Nur noch dieser eine Song zum Abschluss, bitte …“
Ich erneuere daher gern meine Einschätzung: Das Burmester High-End Surround Sound-System ist in der jüngsten Variante mit Auro-3D das beste, was einem Luxusautomobil und seinen Passagieren passieren kann. Großes, (sich selbst) bewegendes Klangkino!