High End München 2014
Dass sich die High End genießen lässt, mag keiner glauben, der die unfassbare Menge an Ausstellern und das einem Volksfest alle Ehre machende Gedränge in den Gängen erlebt hat. Das Geheimrezept lautet: Begegnungen.
Die weltgrößte HiFi-Messe ist nicht zuletzt ein Treffpunkt Gleichgesinnter, also: musikliebender Menschen. Unter dem Gesichtspunkt vergehen die vier Tage Münchner Audio-Wahnsinn wie im Flug. Tipp: als Gesprächsthemen bevorzugt Essen, Trinken, Kunst und überhaupt Lebensart im Allgemeinen wählen.
Über den Klang in den Ausstellungsräumen soll jeder nach Gusto und persönlichen Vorlieben urteilen. Wie üblich wurde kaum Klassik gespielt. Wer will sich da noch wundern, dass der Bayerische Rundfunk konsequenterweise die Klassik-Welle aus dem noch vom allerletzten Autoradio empfangbaren UKW in die ach so moderne digitale Nische verbannen will? Traurig.
Der Hardware-Trend geht eindeutig zur Bandmaschine. 2014 waren so viele dieser HiFi-Dinosaurier aus bevorzugt Schweizer Fertigung zu sehen wie wohl zuletzt 1979. Gerüchten zufolge plant gar einer der bekannten Traditionshersteller die Markteinführung eines neuen Tonbandgeräts – da darf man nun wirklich gespannt sein.
Die Enttäuschung des Jahres ist ein Satz, der von einer ganzen Reihe Hersteller freimütig geäußert wurde, als es um ihre besonders imposanten cost-no-object-Spitzenmodelle ging: „Das bauen wir für den asiatischen Markt.“ Ob das die Asiaten wissen? Gibt es in Fernost auch Produkte, die eigens für den europäischen Markt gefertigt werden? Wie sehen die dann aus? Sind sie von Old-Europe-mäßig bescheidener Physis, nur dem Wohlklang verpflichtet? Stand High End nicht mal für das legitime Streben nach allerbestem Klang, dem sich die Budgetplanung ausnahmsweise unterordnen durfte? Wedelt da heute womöglich der Schwanz mit dem Hund? Das wäre auch traurig.