High End München 2014
Die geografische Nähe der FIDELITY-Redaktion zum Veranstaltungsort der HIGH END hat durchaus Vorteile. So kann man beispielsweise in den letzten Tagen vor Showeröffnung mal eben „auf ein Stündchen“ zum Veranstaltungsort MOC hinüberfahren und dort die teils sensationell aufwändigen Vorbereitungen der großen Aussteller in Augenschein nehmen! Und das alles nur, um das verehrte Publikum dann für gerade einmal vier Tage zu begeistern.
Während der Messezeit detektierten wir dann am bestens frequentierten FIDELITY-Stand rundherum gute Laune bei den meisten Beteiligten. Selbst notorisch nörgelige Besucher – die soll’s ja auch unter Highendern, sogar innerhalb der FIDELITY-Leserschaft geben – zeigten sich durchweg nachsichtig gegenüber den seit Jahren galoppierenden Preisen der absoluten Spitzenprodukte. Sie meckern ein bisschen hier und ein bisschen da, doch hören wollten sie die Showstopper, die Highlights, die fidelen Irrwitzigkeiten natürlich alle. Als Folge davon benötigte ich allein drei konkrete Anläufe, um überhaupt noch einen Sitzplatz im stets bestens gefüllten Magico-Raum zu bekommen. Wie zum Ausgleich war’s dann immerhin der Chefplatz im Sweetspot – danke dafür. Und jenseits aller Preis-Stratosphären hat sich die gewonnene Hörerfahrung dann wirklich gelohnt.
Wenn doch nur die allgemeine Musikauswahl ein wenig, sagen wir: mutiger wäre. In puncto Demo-Tracks schwächeln sehr viele Aussteller enorm, nur wenige der Vorführenden trauen sich an „anspruchsvollere“ Titel heran; es herrschte fast immer lauer Mainstream. Ein Tiefpunkt in diesem Jahr war beispielsweise die Demo des neuen Mark-Levinson-Vollverstärkers durch den Chefentwickler, der seine angestaubten Klangbeispiele zwar bis aufs Zehntel-dB exakt anglich, dann aber jeweils mittendrin im noch laufenden Track die Stopptaste betätigte. Großes Kino? Buh! Und kein Einzelfall. Zum Glück kann ich auch positive Ausnahmen vermelden, von den gigantischen Statement-Amps von Naim am Focal-Topmodell über die kompakte Aktivbox von Progressive Audio und die (kleinere) Living-Voice-Installation bis hin zu den wirklich verblüffenden Superminis von Boenicke Audio und Reimyo. Es war dann doch immer wieder spannend.
Auf der nahezu parallel im Marriott-Hotel stattfindenden Hifideluxe, die sich nicht nur im Vorfeld wieder einmal nahezu „unsichtbar“ präsentierte, begeisterte mich ein völlig abgefahrener, vermutlich nie in Serie gehender DAC-Prototyp von Audio Note. Statt Wandlerchip kam hier ein passives, penibelst ausgemessenes Widerstandsnetzwerk zum Einsatz, und tatsächlich gab’s hier Musik, Musik, Musik zu hören – und zwar über ein absolut bezahlbares Set-up.
Wieder zurück auf der HIGH END gab es, allen Unkenrufen zum Trotz, noch jede Menge anderer Räume im MOC zu entdecken, in denen ein sehr hohes Klangniveau herrschte – bei über 450 Ausstellern sollte auch für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei sein.
In diesem Zusammenhang ist und bleibt mir völlig unklar, warum wieder einmal derart viele HiFi-Händler, die sich doch so gerne „Fachhändler“ nennen, nicht den Weg zur HIGH END gefunden haben. Wie kann man denn zum Beispiel mit gut informierten Kunden auch nur mitreden wollen, wenn man keine persönliche Messeerfahrung aufzuweisen hat? Der jeweilige Termin einer HIGH END ist/war längst bekannt, die rechtzeitige Organisation der An- und Abreise ist kostengünstig organisierbar – wo also ist das Problem, die fachliche Kompetenz auf dieser wichtigen Leitmesse zu untermauern!?
Sei’s drum. Alle Besucher, die in München vor Ort waren und nachmittags am FIDELITY-Stand „anstrandeten“, konnten die Herren Harley, Hannon und Valin vom weltweit führenden Fachblatt „The Absolute Sound“ live erleben, mit ihnen ein wenig fachsimpeln und vielleicht auch ein persönlich signiertes Buch in Empfang nehmen. Nach der Messe jedenfalls hatte sich mein Sprachmodus ohne weiteres Zutun von Deutsch auf Englisch umgeschaltet.
Ladies and gentlemen, see you at the HIGH END exhibition in 2015.