FIDELITY Klangtipp #10 – Router-Tuning
Der Router – ein unterschätztes Nadelöhr?
Illustration: Ralf Wolff-Boenisch
Pro
Der audiophile Hörer weiß, dass es sich bei einer hochwertigen Anlage immer um einen Organismus handelt, bei dem Einzelkomponenten nie isoliert betrachtet werden dürfen. Und wer schon einmal mit Brummschleifen oder Einstreuungen zu tun hatte, der weiß auch, wie die Verkabelung das Gesamtwohl des Organismus beeinflussen kann. Seitdem wir nun aber weitgehend auf Streaming umgestiegen sind, vergessen wir häufig, dass auch technische Akteure außerhalb unseres Hörraums Bestandteil der Anlage sind. Und wie bei der analogen Wiedergabe die Klangqualität direkt an der vordersten Quelle, etwa mit der Justage des Tonabnehmers, anfängt, so beginnt diese beim Streaming bei unserem Router.
Er ist das Nadelöhr, durch das die Datenpakete müssen, bevor sie unseren Netzwerkplayer bzw. DAC erreichen. Alle hier auftretenden Störfaktoren wirken sich auch auf unsere Musikreproduktion aus. Insofern wäre zunächst, wie bei allen High-End-Geräten, eine amtliche Stromversorgung mit einem hochwertigen, störungsfreien Netzteil erstrebenswert. Sie verhindert nicht nur Störeinflüsse, sondern bewirkt, dass der Router optimal funktioniert und die Datenpakete ohne störende Minimalunterbrechungen zum Netzwerkplayer gelangen. Und je geordneter die Datenpakete zugeführt werden, desto mehr werden Streaming Client und Wandler bei ihrer eigentlichen Arbeit entlastet – mit deutlich hörbarem Klanggewinn.
Haben wir die Stromversorgung optimiert, geht es weiter: Alle Veredelungstechniken, die wir unseren sonstigen Komponenten angedeihen lassen, können wir auch bei unserem Router anwenden, insbesondere wenn Störeffekte minimiert werden sollen. Das heißt also: mittels Unterstellbasis oder alternativer Füße Mikrofonie-Effekte vermeiden oder zumindest ein hochwertiges Netzwerkkabel verwenden, das minimalste Störungen herausfiltert. Die Bestandteile unserer Anlage mögen sich geändert haben, nicht aber die Tuningaufgaben.
Kontra
Eines der grundlegenden Missverständnisse bei der Betrachtung digitaler Musikwiedergabe ist, diese mit dem Know-how analoger Technik zu beurteilen. Da wird Jitter schon mal schnell mit der klanglichen Beeinträchtigung einer verschmutzen Vinylrille gleichgesetzt oder die Datenweiterleitung via USB mit dem Widerstand eines Lautsprecherkabels verglichen.
Hier setzt auch das Missverständnis an, bereits den Router als Bestandteil der Anlage zu betrachten. Der Router ist nichts anderes als ein Verteilerzentrum, das vor jeder musikalisch-technischen Aktivität steht. So wie es auch egal ist, ob die im Netz bestellte CD von Logistiker X oder Y in den heimischen Briefkasten gesteckt wird, so sind dem Netzwerkplayer und einem asynchronen DAC durch den Router verursachte Unregelmäßigkeiten beim Datentransport egal. Die Daten werden letztlich so lange angefordert, bis jedes Datenpaket beim Client angekommen ist.
Allerdings landen die eintreffenden Daten zunächst im Zwischenspeicher des DACs und werden erst dann gewandelt, weshalb die Sage vom Vorteil stetig fließender und vor allem streng geordneter Datenpakete zwar schön klingt, offenbar jedoch einem analogen Denken verhaftet ist und für die digitale Funktionalität irrelevant erscheint. Der Router ist eben wie der Paketbote nicht erster Punkt der Wiedergabekette, sondern von dieser komplett unabhängig.
Dass die Synchronisation des Routers mitunter versagt, dass unser Internetanbieter mal wieder nicht die zugesagte Datenrate liefert, das sind die eigentlichen Probleme des Streamens, diese haben aber nichts mit der Klangqualität, sondern mit Funktionieren oder Nicht-Funktionieren zu tun und können durch Tuningmaßnahmen ohnehin nicht beeinflusst werden. Gegen Dropouts hilft kein Netzteil und eine Unterstellbasis schon gar nicht.
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