Rocky Mountain Audio Fest – RMAF 2016 und der Rocky Mountain International Hifi Press Award RIHPA 2016
Wenn sie eines können, die US-Amerikaner, dann ist es improvisieren.
So zeichnete sich schon zum Ende der Messe im letzten Jahr ab, dass es 2016 eng werden könnte. Der Hotelbetreiber hatte angekündigt, das Haus komplett zu renovieren, die Arbeiten dazu fingen auch gleich nach dem Rocky Mountain Audio Fest 2015 an. Weil aber das Denver Marriott Tech Center sehr groß und ein Jahr sehr knapp bemessen ist, kam, was kommen musste: Das Hotel war für das Rocky Mountain Audio Fest 2016 nicht fertig – der Veranstalter musste improvisieren.
Das zum Rocky Mountain Audio Fest gehörende CanJam – das Dorado für Kopfhörerfans – musste mit einem großen Zelt auf dem Parkplatz vor dem Hotel vorliebnehmen. Dort fand dann auch am Donnerstag vor Messebeginn der erste große Aufreger statt. Große Diesel-Stromgeneratoren liefen ab Donnerstagnachmittag und übernahmen die Stromversorgung des Zeltes. Leider hatte wohl die Firma der Stromgeneratoren vergessen, nach dem Einschalten das Netz abzunehmen, denn statt der üblichen 120 Volt lagen plötzlich 290 Volt an. Reihenweise wurden bereits am Netz hängende Geräte im Zelt gegrillt und gingen kaputt. Interessanterweise nahmen es die Aussteller aber weitgehend gelassen – vermutlich auch etwas typisch Amerikanisches. Kurze Zeit später lagen 120V an und die Welt war wieder in Ordnung … Ein schönes Erlebnis gab es auf dem RMAF gleich zu Beginn. Bei einigen Ausstellern sichteten wir das IKEA Bambus-Schneidbrett Aptitlig, dem wir in einem Artikel die Eignung als Gerätebasis bescheinigt hatten. Einer der Aussteller hatte unseren Artikel auf FIDELITY online entdeckt, gelesen und daraufhin Aptitlig für sich entdeckt. Darüber freuen wir uns sehr.
Den imposantesten Raum hatte in diesem Jahr eindeutig PS Audio. Das lag nicht nur an den Geräten von PS Audio, die allesamt aus der allerobersten Schublade stammten, sondern vor allem auch den Lautsprechern der Kategorie „Ich glaub’ nicht, was ich sehe“: Das Lautsprechersystem Scaena Silver Ghost besteht aus jeweils zwei Mittelhochtonsäulen mit Bändchenhochtönern, flankiert von zwei Bass-Gebilden. Was kommt da raus? Grobdynamik ohne spürbaren Grenzen und Feindynamik wie bei einem Kopfhörer. Ein fehlerfreies System also? Nun, während der Präsentation auf dem Rocky Mountain Audio Fest in Denver fiel uns eine sehr milde Hochtonwiedergabe auf, die sicherlich nicht auf das PS-Audio-Frontend zurückzuführen war. Auch die verwendeten Bändchenhochtöner waren bestimmt nicht dafür verantwortlich. Wahrscheinlich lag es an der konstruktionsbedingten starken Richtwirkung dieses großen Line Arrays. Befand man sich nämlich im perfekten Sweet Spot, dann stimmte der Hochtonanteil wieder.
Ein interessantes Konzept bot Pure Audio Project mit ihren „Open-Baffle“- Lautsprechern, die nur aus einer offenen Schallwand bestehen und auf ein Gehäuse mit all seinen Nachteilen verzichten. Prinzipbedingt arbeiten die offenen Schallwände am unteren Ende des Frequenzspektrums im sogenannten „akustischen Kurzschluss“: Druckunterschiede von Vorder- und Rückseite der Bassmembranen heben sich auf, es entsteht kein wirklich verwendbarer Schalldruck. Solche Konzepte bieten in den seltensten Fällen ein zufriedenstellendes Bassfundament. Anders jedoch bei Pure Audio Project. In einer langen, intensiven Zusammenarbeit mit dem Chassishersteller Morel wurden Lautsprecherchassis mit speziellen Eigenschaften für den Einsatz in einer offenen Schallwand entwickelt – und es gab tatsächlich Bass zu hören. Pure Audio Project hatte in Denver ein riesiges, tatsächlich richtig gut funktionierendes Dreiwege-Konzept am Start. Zum Preis von rund 20000 EUR nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber eine interessante Alternative zu anderen offenen Flächenstrahlern. Wir erlebten tiefe, ausgewogene Bässe, die den Raum sehr gleichmäßig anregen und nahtlos an die Mittel-Hochtonlagen anknüpfen. Der Wirkungsgrad von gut 88 dB ist nicht gerade monströs, aber mit stabilen und kräftigen Verstärkern durchaus zu betreiben. Für alle, die es gern auch eine Nummer kleiner mögen, gab es eine Schallwand für rund 2800 EUR zu bewundern, die mit ähnlichen Tugenden aufwarten konnte.
Eine große Überraschung wartete im Raum von Crystal Cable aus den Niederlanden. Dort gab es nämlich nicht nur – wie der Name vermuten lässt – Kabel zu bestaunen, sondern eine eigene Kette, bestehend aus dem kleinen Lautsprecher „Arabesque Minissimo“ und dem neuen Vollverstärker „Cube System“, der starke 180 Watt aus einem Class-A-Konzept herausholt, alles natürlich verkabelt mit Crystal Cable. Klanglich stimmte einfach alles: Finesse und Strahlkraft und eine Prise Opulenz, vereint im kompakten Bookshelf-Format. Ein Grund hierfür ist sicher das recht komplexe Gehäuse aus Aluminium, das einerseits parallele Wände weitestgehend vermeidet, andererseits der Musik ihre Lebendigkeit belässt, hinzu kommt der typische Schmelz eines guten Class-A-Verstärkers. Für uns bot Crystal Cable ganz klar das beste „kleine“ System der Show.
Zwischendurch ein kleiner Ausflug zur „Pepsi-Maschine des Todes“, die prototypisch für das amerikanischste aller Geschäftsmodelle stehen soll: die große „We-are-very-sorry-Sir“-Nummer. Denn warum einen Gegenwert liefern, wenn man das Geld auch „einfach so“ einsammeln kann? In der 9. Etage des Hotels haben wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen versucht, aus der auf dem Flur stehenden Pepsi-Maschine ein belebendes Erfrischungsgetränk zu bekommen. An allen drei Tagen hat die Maschine gerne den Fünf-Dollar-Schein genommen und auch brav drei Dollar Wechselgeld herausgegeben. Nur die Cola blieb sie uns an allen Tagen schuldig … Natürlich haben wir den Hotelbetreiber darüber informiert, der sich natürlich auch sofort darum kümmern wollte – mit der Betonung auf „wollte“. Denn geschehen ist an allen Tagen nichts, ganz nebenbei sind sie uns auch das Geld schuldig geblieben. Um es auf FIDELITY zu münzen: Gehen Sie doch bitte zum Kiosk, geben dort ihr Geld ab und lassen Sie bitte das Heft dort liegen. Oder noch besser, überweisen Sie uns einfach Ihren Abo-Betrag direkt auf unser Urlaubskonto – vielen Dank. Und, äh, ach ja: „We are very sorry“ …
Sehr spannend ein völlig anderes, glücklicherweise sehr high-endiges Thema, das gar nicht mal sooo taufrisch, aber bisher offenbar unbemerkt an uns vorbeigezogen ist: die Glass-CD. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei tatsächlich um eine CD aus Glas. Lincoln Cheng und Rebecca Chin, Herausgeber des Magazins Audiotechnique und Veranstalter der AV Show in Hongkong, gaben dazu zwei erhellende Präsentationen bei Crystal Cable und bei Wilson Audio. Es galt zu klären, ob die Glass-CD besser klingt. Eindeutige Antwort: ja, und zwar deutlich! Dafür scheint es zwei grundsätzliche Gründe zu geben. Erstens: Die bei der Herstellung einer üblichen CD aus Polycarbonat prinzipbedingte Verrundung der Pits der Digitalspur entfällt nahezu völlig. Der Laser kann somit die Digitalinformation „eindeutiger“ auslesen und muss weniger entscheiden, wann aus einer Null eine Eins geworden ist und umgekehrt. Zweitens: Die Glass-CD ist planer als eine Polycarbonat-CD. Beides zusammen führt zu einem qualitativ deutlich besseren Datenstrom. Und, ja, das kann man hören. Beim direkten Vergleich einer normalen CD mit einer Glass-CD (The Hunter von Jennifer Warnes) vom gleichen Mastertape war die Glass-CD spürbar räumlicher und insgesamt straffer, kontrollierter. Die Haken dabei: Eine derartig hergestellte CD kostet um die 1500 EUR. Richtig gelesen, schlanke eintausendfünfhundert Euro! Der Gesamtkatalog dieser Spezies umfasst derzeit ungefähr 80 Werke, und die Glass-CDs haben eine Auflage zwischen 100 und 300 Stück. Und sie sind selbstredend bruchempfindlich. Noch Fragen zur Wertanlage, anyone?
Zur Aufmunterung ein Kommentar, den wir im Vorbeigehen auf dem Flur von einem Hersteller vor seinem Raum aufgeschnappt haben: „I don’t care about bass.“ – Blitzschnell waren wir im Demoraum und konnten bestätigen, dass er Recht hat.
Eine sehr gute Figur gab übrigens Canton mit seiner Reference 3K am Vollverstärker Esoteric F-05 ab. Hier passten Raumgröße, Lautsprecher und Elektronik perfekt zusammen und erzeugten die Magie, die wir doch alle suchen. Ganz anders die Riesen-Arrays von VOS Loudspeakers, einem sehr aufwendig gebauten, vollaktiv angesteuerten, riesigen Line Array mit vier Lautsprechertürmen im Furnier der Schrankwände unserer Eltern. Diese Präsentation wirkte eher wie ein begehbarer Lautsprecher, war viel zu groß für den kleinen Raum und klang dementsprechend unerquicklich. Schade, denn das Konzept war gut ausentwickelt und der Entwickler entpuppte sich im Gespräch als jemand, der sein Handwerk zu verstehen scheint. Wir sind sicher, dass dieser Lautsprecher in einer adäquaten Umgebung ein fantastisches Hörerlebnis hätte zaubern können.
Apropos Umgebung: Einen gemeinsamen Nenner gab es tatsächlich in Denver. Ausnahmslos alle gut klingenden Setups bedienten sich eines mehr oder weniger aufwendigen Room-Treatments – und wenn es nur eine strategisch bei der schlimmsten Spiegelreflexion platzierte Pflanze war. Räume gänzlich ohne akustische Behandlung fielen klanglich dagegen auffällig ab.
In Denver stößt man regelmäßig auch auf kleine oder kleinste Firmen, was ebenfalls vlel zum Charme der Messe beiträgt. Beispielhaft seien hier JTR Speakers, Burwell & Sons, aber auch Wavelength oder Border Patrol genannt. Sie alle präsentierten liebevoll gemachte Kleinstserienprodukte mit großem Spaßfaktor, teilweise mit „historischem“ Sound, oft aber doch ziemlich im Hier und Jetzt verankert. Die Spitze bildeten jedoch zwei nicht mehr ganz blutjunge Gentlemen von Serious Stereo. Die beiden altgedienten Militärelektronik-Entwickler, die sich auch schon etwas länger im offiziellen Ruhestand befinden, zeigten den jungen Hüpfern der Szene mit Ihrer Kette aus einem passiven Vorverstärker, einer eigenen 300B-Interpretation und einem koaxialen Hornlautsprecher, wie Stereo auch „geht“. Nämlich lässig, unaufgeregt und doch aufregend. Und ihr Setup findet offenbar immer mehr Anhänger – zu Recht, wie wir ausdrücklich hinzufügen wollen.
Eine Neuentdeckung ist die erst jüngst gegründete Firma ONO Audio, die einen Lautsprecher auf Basis eines bekannten Fostex-Breitbänders fertigt. ONO macht aber nicht den Fehler, diesem Chassis großartig Bass entlocken zu wollen oder aber von dessen zweifelhaften Hochtonfähigkeiten zu schwärmen. Stattdessen setzt man das Fostex-Chassis exakt da ein, wo es richtig gut ist, nämlich im Mitteltonbereich. Bei ONO Audio spielt es sogar in einer offenen Schallwand ohne störendes Gehäuse, zur klanglichen Abrundung „untenrum“ mit Bassunterstützung, obenrum mit extra Hochtöner – fertig! Das Ganze funktionierte so gut, dass wir diesen Raum mehrmals täglich aufsuchten. Der Clou dieses Lautsprechers ist aber die auswechselbare, magnetisch fixierte kleine Schallwand für den offenen Mitteltöner. Mit dieser kann der Lautsprecher in puncto Tonalität an den eigenen Geschmack angepasst werden. Ein Feature, das bisher wohl noch niemandem eingefallen ist. Der Lautsprecher ist gut verarbeitet und wird in den USA für knapp 3000 Dollar angeboten. Für Bassgewitter-Freunde bietet ONO noch einen speziellen Subwoofer in Form zweier kleiner runder Beistelltische an, die jeweils einen langhubigen Zehn-Zöller in sich tragen. Und was sollen wir sagen: Da geht was! Das Subwoofer-Pärchen kostet übrigens nur schlanke 1000 Dollar. Wir können nur hoffen, dass diese junge, innovative Firma ihre Produkte schon bald auch in Deutschland anbietet, denn hier stehen Performance, Design und Preis in einem sehr gesunden Verhältnis zueinander. Nichts weniger als DIE Überraschung der Messe.
Überrascht hat uns auch Sugarcube. Diese neue Firma kümmert sich um Vinyl, oder genauer: um die „Reinigung der Musik“. Allerdings nicht in Form einer Plattenwaschmaschine: Sugarcube reinigt die Platte von Knistern, Rauschen, Clicks und Plops, ohne dabei das Musiksignal zu zerstören. Für diese anspruchsvolle Aufgabe gibt es natürlich schon längst Computer-Software, doch die Lösung von Sugarcube namens SC-1 und SC-2 kommt ohne Rechner aus und ist zudem kinderleicht zu bedienen. FIDELITY konnte sich in Denver von der Wirksamkeit dieses Systems überzeugen. Äußerst interessant ist die Möglichkeit, sich vom System alle entfernten Störungen vorspielen zu lassen, womit dann endgültig klar wird, wie hilfreich dieses System vor allem für alte Platten sein kann. Um nicht das Musiksignal zu zerstören, kommt ein 64Bit-4-Kern-Prozessor mit einer komplexen Software zum Einsatz, die von Sugarcubes Akustik- und Software-Experten innerhalb von zwei Jahren selbst entwickelt wurde. Das SC-2 getaufte Produkt kann darüber hinaus auch Schallplatten digital archivieren. Dazu wird das Analogsignal zunächst mit 192/24 gewandelt und kann dann in beinahe jedem beliebigen Speicherformat gespeichert werden. Gleichzeitig sucht das System nach Metadaten und Albumcover und und bindet beides gleich mit ein. Und wie schon gesagt: Alles ist kinderleicht zu bedienen. SC-1 (ohne Archivierungsfunktion) wird es ab Ende 2016 geben und SC-2 (mit Archivierungsfunktion) dann im Frühjahr 2017. Die Geräte kosten dann in den USA 1500 bzw. 2500 Dollar. Der Clou: Ab 2017 gibt es dann auch für beide Geräte 200 Entzerrungs-Kurven praktisch aller Plattenlabels und Jahrgänge, so dass jede Schallplatte immer mit der korrekten Entzerrung gespielt werden kann. Auch hier bleibt zu hoffen, dass die beiden Sugarcubes rasch ihren Weg nach Deutschland finden. Für uns das Highlight-Produkt der Messe.
Selbstverständlich gab es auch dieses Jahr wieder die Traumräume, bei denen es einfach keine weiteren Fragen mehr gibt und sich Kritik fast schon verbietet. So erging es uns beispielsweise bei den Paarungen von Boulder (Elektronik) und Rockport (Lautsprecher), bei Mark Levinson und JBL Everest, bei Nagra und Avalon, bei Zanden und Tidal, aber auch bei Sudgen und DeVore Fidelity. Diese Ketten markierten in ihrer jeweiligen Klasse wohl das klangliche Maximum.
Eine Kombination allerdings ragte in diesem Jahr noch spürbar weiter heraus: die neue Wilson Audio Yvette, angesteuert von VTL-Elektronik. In der allerletzten Stunde des Rocky Mountain Audio Fest am Sonntag präsentierte Peter McGrath von Wilson Audio einige selbst aufgenommene Stücke, die das Potential dieser Kette, speziell das der neuen Yvette und ihrer tiefen Durchhörbarkeit ausloteten. Die musikalische Spannweite reichte von großer Kirchenorgel aus dem 17. Jahrhundert, die man förmlich atmen hören konnte, über kleine akustische Besetzungen aus Klassik und Jazz, bis hin zu großen Orchestern. Den Abschluss des RMAF bildete dann noch ein nicht von Peter McGrath aufgenommener Track: Boris Blank setzte einen harten Kontrast zu den zuvor gehörten, rein akustischen Instrumenten. Unser Fazit: Die Yvette hat vor gar nichts Angst. In dieser Klasse geht es schon lange nicht mehr um die höchsten Höhen oder tiefsten Bässe – hier zählt einzig und allein die Glaubwürdigkeit der akustischen Präsentation. Und die war dermaßen hoch, dass man sich tatsächlich in der Aufnahmesituation wähnte. Hervorzuheben ist auch die Fähigkeit der Yvette, nicht nur „moderat dimensionierte“, sondern auch richtig „große“ Schallereignisse glaub- und körperhaft abzubilden. Das würde man der keineswegs riesigen Yvette auf den ersten Blick gar nicht zutrauen.
Desweiteren scheint das Thema Tonband (auch) in den USA an Fahrt zu gewinnen. Bisweilen konnte man den Eindruck bekommen, dass Open Reels sogar einen größeren Stellenwert als bei uns in Deutschland haben. Man sieht in den USA zwar weniger Profigerätschaften als bei uns, dafür aber mehr dicke, schicke Technics-Maschinen.
Den Charme und die Emotionen von Vinyl wussten einige Aussteller auf eine ganz besondere Art und Weise für sich zu nutzen, nämlich zu rein dekorativen Zwecken. Zu sehen waren dann ein, zwei Laufwerke und ein paar Plattencover, gespielt wurde jedoch ausschließlich digitales Material. Fairerweise muss man aber sagen, dass es bei den meisten „falschen Vinylisten“ durchweg gut klang.
Wunderbar leicht und offen klang es im Raum von emmLabs, Mutec und YFS (Your Final System). Ob das an den bestens beleumundeten Clock-Regeneratoren von Mutec lag, ist schwer zu sagen. Eines war aber klar: Hier stimmte einfach alles. Brutaler ging es dann schon bei Seaton Sound zu: Lautsprechersäulen mit Profi-Bestückung plus 21-Zoll Subwoofer, alles vollaktiv angesteuert. Da gab es dann direkt „auf die Zwölf“, da stand das Schlagzeug absolut locker und präsent im Raum. Höchster Spaßfaktor! Wieder etwas milder ging es bei Dynaudio zu, wo die neue Contour 20 zu erleben war, ein kompakter Lautsprecher, der nicht nur verblüffend tief und auch verblüffend laut, sondern auch sehr kontrolliert aufspielt. Quasi ganz nebenbei vermittelte die Contour 20 neben ihrem hochwertigen Finish (mit 15-lagigem Klarlack!) den Eindruck, die Gesetze der Physik verschoben zu haben. Eine sehr überzeugende Vorstellung!
Voxativ war mit einem neuen Vollverstärker angereist: Röhrentechnik mit 211er Ausgangsgläsern zum Preis von 13900 Dollar ohne – und satte 16900 Dollar mit – Fernbedienung. Acoustic Signature, bekannt für hochwertige Laufwerke und Tonarme, konnte gleich mehrmals in verschiedenen Setups und Räumen punkten. Auch der eigens zur Messe angereiste Chef Gunther Frohnhöfer schien recht zufrieden mit der Messe zu sein. Bei ELAC wiederum konnte man den unmittelbar vor der Messe bekannt gegebenen Deal, dass man die Marke Audio Alchemy übernommen hat, bereits live erleben. Hier lieferte ein Rack voller Audio-Alchemy-Komponenten eine sehr überzeugende Vorstellung. Ebenfalls überzeugen konnte uns Sven Boenicke mit seinen Schallwandlern. An einem Frontend von SOtM (Soul Of the Music) spielten seine Kleinode filigran, detailliert und doch raumfüllend – etwas ganz Besonderes für die Feingeister unter uns. Kein Lautsprecher erinnerte uns mehr an ein edles Instrument als an ein Industrieprodukt, als die supereleganten Konstruktionen von Sven Boenicke. Ein besonderes Schmankerl war auch die uns bisher unbekannte Firma Austin Audio. An einer Accuphase-Frequenzweiche präsentierte Austin Audio ein vollaktives Drei-Wege-System. Die Verstärker erinnerten ein wenig an Kondo, die Mittel- und Hochtontreiber hätten mühelos auch Goto- oder Ale-Treiber sein können, stammten aber – wie man uns auf Nachfrage bestätigte – komplett aus eigener Fertigung.
Zwei Besonderheiten fielen uns beim diesjährigen Rocky Mountain Audio Fest ganz besonders positiv auf. Zum einen kümmert man sich beim RMAF aktiv um den „Nachwuchs“. So gab es im zweiten Stockwerk insgesamt fünf Ausstellungsräume, in denen Veranstalter und Aussteller gemeinsam fünf unterschiedliche Einsteigeranlagen vorstellten. Die Abstufungen wurden durch den Gesamtpreis der spielfertigen Anlagen definiert: 500, 1000, 1500, 2500 und 5000 Dollar sollten zeigen, was mit diesen Budgets klanglich möglich ist
Zum anderen gab es draußen vor dem Zelt einen großen Hörraum, der aus insgesamt fünf Containern aufgebaut war. In diesem POD genannten Raum gab es an allen drei Messetagen jeweils zwei „listening sessions“ der Bewegung „Classic Album Sundays“. Hierbei geht es darum, gemeinsam und ungestört ein komplettes Vinylalbum anzuhören. Mobile Telefone müssen dabei ausgeschaltet sein, während der Hörsession sollte auch niemand aufstehen und gehen oder aber den Raum betreten. Das Setup war dezidiert hochwertig, die Komponenten stammten von Cardas Cable, Channel D Pure Music/Pure Vinyl, Jeff Rowland Design Group, Joseph Audio und VPI Industries. Aber das war nur untergeordnet, denn bei den Classic Album Sundays geht es nicht vordergründig um den bestmöglichen Klang, sondern zuerst um die Musik und das gemeinschaftliche Musikerlebnis. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass diese Bewegung sich mittlerweile weltweit einer ziemlich großen Beliebtheit erfreut. Die in Denver gespielten Vinylalben waren übrigens am Freitag „Innervisions“ von Stevie Wonder und „Remain In Light“ von den Talking Heads, am Samstag Joni Mitchells „Blue“ und „OK Computer“ von Radiohead und am Sonntag „Lady In Satin“ von Billie Holiday sowie „Spirit Of Eden“ von Talk Talk. Wer mehr über Classic Album Sundays erfahren möchte, klicke hier.
Was bleibt vom Rocky Mountain Audio Fest 2016 in Erinnerung: die „Pepsi Maschine des Todes“ und eine große Baustelle? Nein! Trotz erschwerter Umstände war auch das RMAF 2016 wieder einmal ein echter Quell der Freude, gespickt mit Neuigkeiten, Überraschungen und staunenswerten Erlebnissen. FIDELITY wird natürlich auch 2017 wieder mit dabei sein – und wer weiß, vielleicht sogar mit einem eigenen Stand …
… and the OSCAR goes to …
Am 7.Oktober war es soweit. Im Rahmen des Rocky Mountain Audio Fest in Denver, Colorado, wurde zum zweiten Mal der Rocky Mountain International HiFi Press Award, RIHPA, vergeben. RIHPA ist einzigartig, da bei diesem Award eine Vielzahl führender globaler HiFi-Medien gemeinsam abstimmt. RIHPA wird deshalb auch jetzt schon der OSCAR der Audio Industrie genannt. 14 globale HiFi-Medien bilden derzeit das Voting-Panel und weitere haben ihren Wunsch geäußert, sich anschließen zu wollen. Die Abstimmung erfolgt in zwei Runden: Zunächst werden die Teilnehmer aufgefordert, 5 Kandidaten in der jeweiligen Kategorie zu benennen, die sie für Preiswürdig halten. Diese Stimmen werden ausgezählt und es entsteht die Liste der für den Preis nominierten. Hierbei gibt es in jeder Kategorie 5 Kandidaten. Diese Liste der Nominierten wird nun erneut zur Abstimmung in die zweite Runde gegeben. Nach dieser zweiten Runde steht dann der Gewinner fest.
Im Rahmen einer feierlichen Abendgala werden dann diese „OSCARS“ den Gewinnern durch den Veranstalter von RIHPA, in Person von Marjorie Baumert und den zwei Co-Producern „The Audio Beat“ und „FIDELITY“ in Person von Roy Gregory und Ingo Schulz übergeben. In diesem Jahr wurde die Anzahl der Kategorien auf 31 erweitert, um einige Produktgruppen, die in der Erstausgabe von RIHPA „untergegangen“ sind, besser gerecht zu werden.
Wie auch bei der Erstausgabe nahmen gut 200 geladene Gäste an der Award-Veranstaltung teil. RIHPA ist bereits jetzt fester Bestandteil des Rocky Mountain Audio Fest und wir freuen uns auf die dritte Ausgabe im Herbst 2017, wenn es wieder heißen könnte:
And the OSCAR goes to …
Der Veranstalter wird in Kürze auf seiner Website www.audiofest.net/awards/ neben den 5 Nominierten pro Kategorie auch alle anderen Nominierten öffentlich machen, die es leider nicht in die letzte Runde geschafft haben.
Jetzt aber kurz und knapp die Auflistung der Gewinner des 2. Rocky Mountain International HiFi Press Award 2016 in allen 31 Kategorien.
1. CD Player/Transport
Audio Note CDT One/II
dCS Rossini Player
dCS Vivaldi Transport
McIntosh MCT450
> MSB Technology Universal Media Transport
2. DAC
AudioQuest Dragonfly Red
Aqua La Scala MKII
> Chord Electronics DAVE
Exogal Comet Plus
MSB Technology Analog DAC
3. Digital Control Unit
> AURALiC ARIES
CH Precision C1
DigiBit Aria
iPad
Meridian 818V3 Reference Audio Core
4. Computer Audio Server
Antipodes DX Reference
> Aurender N10
Burmester 151
Naim UnitiServe
SOtM sMS-1000SQ
5. Mobile Player
Astell & Kern AK380
FiiO X7
Lotoo PAW Gold
Pioneer XDP-100R
> Questyle QP1R
6. Turntable
Dohmann Helix 1
Kronos Pro
Rega RP8
> TechDAS Air Force One
Technics SL-1200GAE
7. Tonearm
Abis SA1.2
AMG 9W2
Audio Origami PU-7
> Kuzma 4 Point
Schroeder CB
8. Pickup Cartridge
Benz Micro Gullwing SLR
Clearaudio Goldfinger Statement
> DS Audio DS-W1
Hana SL
Lyra Etna SL
9. Phonostage
> Aesthetix Rhea Signature
Lyra Connoisseur 4.2 PLE
Karan Acoustics KA PH reference
Thoeress Parametric Phono Equalizer
Thrax Audio Orpheus
10. Integrated Amplifier
Devialet 200
> Gryphon Diablo 300
Line Magnetic Audio LM-518IA
Jeff Rowland Design Group Daemon
Vinnie Rossi LIO
11. Preamplifier
> Audio Research GSPre
Ayre Acoustics P-5xe
Bespoke Audio Company
Octave HP700
Robert Koda Takumi K-10
12. Stereo Power Amplifier
Accustic Arts AMP II-MK3
Audio Research Reference 75 SE
Benchmark AHB2
First Watt J2
> PS Audio BHK Signature 250
13. Mono Power Amplifier
Audia Flight Strumento No. 8
AVM M30
> Ayre Acoustics MX-R Twenty
Thrax Audio Teres
VTL Siegfried Series II Reference
14. Bookshelf Speakers
Crystal Cable Arabesque Minissimo Diamond
> ELAC Debut B5
Focal Sopra No. 1
KEF LS50
KEF Reference One
15. Floor Standing Speakers under 15,000 EUR
DeVore Fidelity Orangutan O/93
> Focal Sopra No. 2
PMC twenty.26
PSB Imagine T3 Tower
Ubiq Audio Model One
16. Floor Standing Speakers over 15,000 EUR
> Bowers & Wilkins 800 D3
Diapason Dynamis
Focal Sopra No. 3
Magico S3
Vandersteen Model Seven Mk II
17. Loudspeakers over 100,000 EUR
Estelon Extreme
Focal Grande Utopia EM
Living Voice Vox Olympian
> Wilson Audio Alexx
YG Acoustics Sonja 1.3
18. Subwoofer
JL Audio Fathom f113v2
JL Audio Gotham g213v2
REL Acoustics 212/SE
> Wilson Audio WATCH Dog
Vandersteen Audio Sub Nine
19. Headphones
Audeze LCD-4
Focal Elear
HiFiMAN Edition X
MrSpeakers Ether C Flow
> Sennheiser HD 800
20. Headphone Amplification
aune X7s
> Chord Electronics Mojo
Lake People ViolectricÊHPA V281
Pass Labs HPA-1
Woo Audio WA8 Eclipse
21. AC Cable
Crystal Cable Absolute Dream
Göbel High End Lacorde Statement
Isotek Evo3 Syncro
> Nordost ODIN 2
Shunyata Research ZTRON Sigma
22. Signal Cable
AudioQuest Wild Blue Yonder
> Crystal Cable Absolute Dream
Göbel High End Lacorde Statement
Nordost ODIN 2
Nordost Valhalla 2
23. Racks and Supports
Artesania Audio Aire floor platform
Box Furniture Racks
HiFi Audio Rack Grandstand
> Harmonic Resolution Systems M3X
Subbase Audio Shambala TSS
24. AC Distribution and Conditioners
> AudioQuest Niagara 7000
IsoTek EVO3 Mosaic Genesis
LAB12 Gordian
PS Audio PerfectWave P10
Shunyata Research Hydra Triton v2
25. System and Software Enhancers
AudioQuest JitterBug
Audirvana Plus
Daniel Hertz Master Class
Furutech DeMag II
> Roon Labs Roon
26. Set-up Aids and Tools
Acoustical Systems SMARTractor
Audio Systems Optimised
Ayre Acoustics IBE disc
Dayton OmniMic v2
> Dr Feickert Protractor NG
27. Digital Recording
Bill Evans – Some Other Time: The Lost Session from the Black Forest 2xhd
Rachmaninoff: Piano Concerto 2, Channel Classics
Lyn Stanley – Interludes
Nicholas Alsteadt, Shostakovich, Weinberg Cello Concertos, Channel Classics
> Stripped by Macy Gray, Chesky Records
28. Analogue Recording
Leonid Kogan plays the Brahms Violin Concerto, Electric Recording Co.
Stealers Wheel,ÊIntervention Records
> Igor Stravinsky: Le Sacre Du Printemps/Minnesota SO, Eiji Oue, Reference Recordings
A Meeting By The River – Ry Cooder and V.M. Bhatt, Analogue Productions
Vanessa Fernandez, When The Levee Breaks, Groove Note
29. Innovation
Audioquest Dragonfly Series
Devialet SAM
Focal „M“ – shaped headphone dome driver
> MQA by Meridian
MSB Technology Select DAC II
30. Value For Money
> AudioQuest Dragonfly Red
Chord Electronics Mojo
Crayon Audio CIA-1
ELAC Debut B5
Jerry Harvey Audio JH16 Pro
31. Lifetime Achievement
Andrew Jones
Bill Low
> Bob Stuart
David Wilson
Richard Vandersteen
FIDELITY gratuliert allen Gewinnern recht herzlich.