Interpret: Toundra
Albumtitel: (IV)
Label: Superball
Format: CD, 2LPs+CD
Im achten Jahr das vierte Album: Es läuft gut für Toundra. Die Band aus Madrid soll in ihrem Heimatland inzwischen die großen Hallen rocken und auch auf den Festivals richtig abräumen. In halb Europa war sie schon unterwegs – offenbar trifft dieser Sound gerade einen Nerv. Bemerkenswert ist das schon, denn Toundra spielen Rockmusik ohne jedes Gefrickel, ohne solistische Identität, ohne wirklich ausgeprägte Melodien und völlig ohne Gesang! Ein Jahr lang hat das Quartett an seiner neuen Scheibe gearbeitet, einem Werk mit kraftvollem Flow und atmosphärischer Mächtigkeit. Über weite Strecken genügten ihnen dabei ihre zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Man mag das Ergebnis experimentellen Metalrock nennen, Post-Rock oder Indie-Rock, wie auch immer: Der kollektive Sog dieser Musik, ihre anschwellenden Klangflächen, die sich ergänzenden Gitarrenfiguren, die dynamischen Umbrüche ins Laute oder Leise und die gekonnten Klangwechsel sind für Rockfans ganz verschiedener Fraktionen attraktiv. Da wird nichts überdehnt und nichts ästhetisiert. Die Sounds bleiben breit und hart, aufwühlend und ekstatisierend. Eine spirituelle oder politische Botschaft ist diesem Seelenaufruhr allerdings nicht zu entnehmen. Das Cover zeigt zwei Füchse auf der Flucht vor einem Feuer, angeblich erzählt die rein instrumentale Musik deren Geschichte. Die Stücktitel helfen jedoch nicht weiter: „Strelka“ (russisch: „Pfeil“), „Lluvia“ (spanisch: „Regen“) oder „Kitsune“ (japanisch: „Fuchs“) ergeben zusammen keine Story. Der kräftige emotionale Flow der Musik genügt ja auch so.