Rockidelity: Toad The Wet Sprocket – New Constellation
Zugegeben, zwischendurch darf’s auch mal richtig süß sein. Nicht doofsüß oder pappsüß, vielmehr popsüß. Mit Geschmack. Da kommt eine saubere, vielstimmig-harmonische Popscheibe gerade recht, wie sie die Hookline-Meister von Toad The Wet Sprocket mit New Constellation servieren. Nach 15 Jahren im Studio wiedervereinigt, klingen die Blue-Eyed-Mainstream-Chefmelodiker, die sich nach einem Sketch von Monty Python’s Flying Circus benannt haben, selbstverständlich mehr nach Kalifornien als etwa Crowded House in guten Tagen, blitzen hier mit Gitarrensequenzen à la Tom Petty auf, erinnern dort an Coldplay oder an Prefab Sprout, lassen aber insgesamt den sofort mitsummbaren US-College-Rock der Neunziger hochleben.
Das ist Protopop der Doppelrahmstufe, gar keine Frage, aber sehnsüchtig und selbstbewusst genug inszeniert, um nicht in reine Dur-Seligkeit abzugleiten, immer wieder dezent angepiekst von diesen kleinen Verschiebungen und Kicks in Harmonie und Rhythmus, die aufhorchen lassen. New Constellation schnurrt und tigert geschmeidig und tut garantiert nicht weh, durchdringt den sonnendurchfluteten Zuhörer wie gut gekühlte Zitronenlimo, wie der flüssige Caramelkern eines warmen Schokomuffins – nur kein unnötiger Stress. Allein klanglich kann die Produktion nicht wirklich punkten: Je besser die Anlage, umso flacher plätschert der praktisch dynamikfreie, „internationale“ Gute-Laune-Sound dahin. Immerhin schaffen Toad The Wet Sprocket das Kunststück, 14 der 15 Songs mit einem richtigen Ende abzuschließen. Und auch das verstehe ich unter geschmackvoll.