Rockidelity: Mastodon – Once More ’round The Sun
Sie gewähren uns gerade mal 22 Sekunden Akustik-Intro, bevor sich eine Wand aus Sound vor uns auftürmt, gegen die die Chinesische Mauer wirkt wie der Wall einer Sandburg. Mastodon melden sich mit ihrem sechsten Album zurück, und das markiert erneut eine Weiterentwicklung in Sachen Songwriting, Sound und Delivery. Stilistisch hat sich das Quartett aus Atlanta nie klar umschreiben lassen, „Metal“ wird den vielen Ansätzen, von Prog über Alternative bis hin zu Sludge, nicht gerecht – zu viel Punk, Grind, Psychedelic und Thrash steckt in den donnernden Grooves.
Vieles, was auf The Hunter angedeutet wurde, findet auf Once More ’round The Sun seine Fortführung, Ausdifferenzierung. Mastodon trauen sich. Während der Opener „Tread Lightly“ sich noch als Mastodon-Signature-Track präsentiert, lässt „The Motherload“ bereits aufhorchen: ungewöhnlich clean der Gesang, der Chorus mit Classic Rock-Harmonien, ein verhaltener Autotune-Effekt setzt Akzente. Selten gaben sich Mastodon so zugänglich. Ähnlich melodieverliebt im Chorus das schwer-groovende Midtempo-Monster „High Road“ und das hymnische „Ember City“. „Asleep In The Deep“ ist mit seinen Querverweisen auf Eighties True Metal wohl der untypischste Mastodon-Song ever, auch wenn der Cheerleader-Gesang am Ende von „Aunt Lisa“ ebenfalls – angenehm – überrascht. Mastodon halten fest an ihrem steten Willen zur Weiterentwicklung, bleiben dennoch in jedem Riff, jeder Bridge, jedem Chorus unverkennbar sie selbst. Damit sind und bleiben sie eine der spannendsten, impulsgebenden Bands des Rock.