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Rekkord M500

Rekkord M500

Der Erbe

Rekkord M500

Der Rekkord M500 baut auf einer jahrzehntelangen Tradition auf. Er wird an historischer Stätte in Deutschland gefertigt. Und er hat jene Gene geerbt, die Analogfans von jeher schätzen. Das sorgt für beglückende Klangmomente – ganz ohne Bling-Bling.

Rekkord M500

In aller Kürze:
Der Rekkord Audio M500 ist im Kern ein Plattenspieler, wie es sie in den 1980er und 1990er Jahren gab: ein durch und durch unkompliziertes Plug’n’-Play-Laufwerk im besten Sinn!

Rekkord M500


Kennen Sie das? Sie treffen einen Menschen, der Ihnen auf Anhieb extrem bekannt vorkommt, von dem Sie aber gleichzeitig wissen, dass Sie ihn oder sie noch nie getroffen haben. Irgendwann wird das Rätsel gelöst: Man ist Tochter oder Sohn von jemandem begegnet, der einem einst nahestand, den man vielleicht sogar in- und auswendig kannte. Kurz: ein positives Déjà-vu.

Etwa so ging es mir, als ich den Rekkord M500 auspackte. Dieser Tonarm mit der unübersehbaren Bezeichnung „ULM“ für „Ultra Low Mass“ in der Typenbezeichnung. Dieses ultraschlichte Grundbrett. Das etwas wabbelige, auf vier sogenannten Parabelfedern abgestützte Subchassis (ein einteiliges MDF-Teil) samt Subteller, um den ein recht kurzer Gummiriemen geschlungen werden muss, ehe man den eigentlichen Alu-Plattenteller auf den Dorn setzt. Die Beschränkung auf zwei Geschwindigkeiten (33 und 45 Umdrehungen pro Minute). Und schließlich der Produktionsort: St. Georgen im Schwarzwald. Nur, dass das kleine Firmenschild auf der auch bekannt wirkenden Acrylhaube nicht den Namen „Dual“ trägt. Sondern „Rekkord“.

Rekkord M500
Mit dem Moving-Coil-System Goldring Eroica LX, das ideal zu dem ultraleichten Arm des Rekkord 500M passt, legt der Dual-Nachkomme klanglich stark zu, Räumlichkeit und Luftigkeit stellen auch höhere Ansprüche zufrieden. Eine solide Basis für Tuning per Tonabnehmer.

Das „Made in Germany“ betont man bei Rekkord Audio mit ebenso viel Stolz wie die Urväter, deren Plattenspieler sich auch in einer Epoche, als in Highender-Zirkeln (die damals noch nicht so hießen) längst japanische Direkttriebler-Boliden der Sorte „ultraschwer und noch teurer“ en vogue waren. Licht in die Firmengeschichte bringt Jürgen Reichmann, für den Vertrieb der Rekkord-Produkte zuständig: „Dual war mit rund 5000 Mitarbeitern einstmals der größte deutsche Plattenspielerhersteller. 1993 kaufte Alfred Fehrenbacher die Produktionsmaschinen“, erzählt Reichmann. Die Firma Fehrenbacher baute von da an jene Plattenspieler, die den Dual-Schriftzug trugen – und auch die Thorens-Automatikspieler entstanden bei Fehrenbacher in St. Georgen.

Irgendwann kommt Pro-Ject-Chef Heinz Lichtenegger ins Spiel. Der findige Österreicher, dessen Plattenspieler gemeinhin in Tschechien gebaut werden, wünschte sich einen „Automaten“ – und wurde bei Fehrenbacher fündig. Die Namensrechte an Dual gingen nach dem Konkurs in andere Hände. Und bei der Firma Fehrenbacher entschied man sich, den Weg von der OEM-Fertigung für andere Marken zum eigenen Firmennamen zu gehen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragt Analogfan Jürgen Reichmann und lächelt dabei hintergründig.

Den leisen Stolz Reichmanns, Traditionsgeräte „made in Germany“ im Programm zu haben, verstehe ich nur zu gut. Denn auch ich sperrte mich seinerzeit gegen den Japan-Fimmel, schloss mich auch nicht der Briten-Fanfraktion an, sondern nutzte von der Abiturzeit bis zum Ende des Studiums jenen „Golden One“ aus dem Schwarzwald, der mir nicht nur wegen seines klavierlackveredelten Korpus und seiner vergoldeten Metallteile ans Herz wuchs. Sondern wegen seines einfach „richtigen“ Klanges, dem Fußwipp-Potenzial seines Timings und seiner völlig unkapriziösen Art. Ein Plattenspieler, der souverän auch in allen anderen als optimalen Aufstellungsumgebungen einfach Musik machte.

Rekkord M500
Einer der Fortschritte des Rekkord 500M gegenüber den Dual-Ahnen ist das Bedienfeld für Ein/Aus beziehungsweise für die Geschwindigkeitsumschaltung zwischen 33 und 45 Umdrehungen pro Minute. Statt eines Drehknopfes gibt es eine Touch-Taste mit Beleuchtung.

Und nun steht da ein Plattenspieler vor mir, der seinem Verwandten von vor 40 Jahren genau da überaus ähnlich ist, wo es zählt: beim Klang. Nach vergoldeten Metallteilen und Klavierlack wird man beim Rekkord M500 vergeblich suchen. Dafür besann man sich bei Rekkord Audio auf alte Tugenden. So ist auch der M500 kein Massenprodukt, sondern wird komplett in St. Georgen handgefertigt. Das äußert sich – trotz simpel schwarz foliertem Chassis – in einer Anfassqualität, die andere selbst für ein Mehrfaches der für den Rekkord M500 aufgerufenen 1100 Euro nicht realisieren können. Und in einer Klangqualität, die ich im Blindtest in einer anderen Klasse verortet hätte. Der Hersteller gibt für den M500, der das Einstiegsmodell der manuellen Plattenspieler-Linie bei Rekkord Audio verkörpert (es gibt, wie gesagt, auch ein paar Vollautomaten) Gleichlaufschwankungen von 0,06 Prozent an. Das reicht in der Praxis locker, um selbst langsame Klaviermusik ohne nerviges „Eiern“ wiederzugeben. Dieser kleine Plattenspieler ist ohne Abstriche „klassiktauglich“ und macht mit großer Sinfonik auch viel Freude.

Denn der Rekkord M500 schafft, was jenen berüchtigten 129-Euro-USB-Plastikdrehern vom Discounter gewiss nicht gelingt: Er baut glaubwürdige Räume auf, weist Instrumenten felsenfest ihren Platz im Orchester zu, verliert selbst in den wüstesten Tuttipassagen von Riesenwerken wie Gustav Mahlers Achter Sinfonie nie den Überblick und widersteht allen Versuchen, ihn zur Produktion von indifferentem Orchesterbrei zu überreden. Füttere ich ihn mit Pop – zum Test lag auf dem Plattenstapel eine pressfrische Produktion von Stings Album Duets – dann groovt der M500 gnadenlos. Dabei erzählt er mir über die Geheimnisse der schwarzen Scheibe fast alles, selbst das, was ich eigentlich gar nicht wissen möchte. Etwa, dass Stings Tonmeister ihm und seinen Duettpartnern, darunter illustre Sangesbrüder wie Zucchero Fornaciari, in manchen Nummern eine Extraportion Hall mitgegeben haben. Wahrscheinlich, damit die in Ehren ergrauten Kämpen bei jenem Publikum ihr Gesicht wahren, das eigentlich zur Generation Streaming gehört und jetzt gerade das überaus trendige Thema „Analog“ für sich entdeckt.

Rekkord M500

Der Rekkord M500 ist gleichwohl alles andere als ein „Me-too-Produkt aus der Lifestyle-Ecke. Zur Einordnung seiner Qualitäten hat Jürgen Reichmann gleich zwei M500 in die FIDELITY-Redaktion geschickt. Einer in der vorjustierten Grundkonfiguration, wie er aus der Manufaktur in St. Georgen kommt: Hier prangt ein Ortofon-Tonabnehmer, der 2M Blue Moving Magnet, in der Headshell – ordentliches MM-Equipment für High-End-Einsteiger ohne den Anspruch, auch noch die letzten Einzelheiten aus der Plattenrille zu kitzeln. Dafür erfreulich homogen, klangfarbenstark und auf den Punkt spielend wie ein guter Ensemblemusiker. Damit ist der M500 ein unkomplizierter Spielpartner für die Stunden, die dem entspannten Hören entspannter Musik gehören.

Ein anderes Kaliber stellt die Spezialausführung dar, die Reichmann und sein Team zusammengestellt haben, um die Talente des Rekkord M500 deutlicher herauszuarbeiten: Eigens für den FIDELITY-Hörtest gönnten sie dem sympathischen Spieler ein Goldmund Eroica LX. Und diese Moving-Coil-Preziose, die mit rund 600 Euro Straßenpreis deutlich mehr als das Ortofon 2M Blue kostet, ließ dem preisgünstigeren System nicht den Hauch einer Chance – was aber nur im direkten Vergleich auffiel. Das spricht für die überaus solide Basis, die der Rekkord M500 für jene High-End-Beginner bietet, die in die analoge Welt langsam hineinwachsen wollen.

Bildergalerie
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Wie sein Vorfahr aus der seligen Dual-Epoche kommen der M500 und sein auf Leichtgewichtigkeit gezüchteter, von Rekkord Audio im Vergleich zum Ausgangsprodukt noch einmal subtil verbesserter Tonarm mit einer ganzen Reihe von Tonabnehmern zurecht, die nur nicht allzu schwer sein sollten. Das Goldring wiegt 5,5 Gramm und hat eine Nadelnachgiebigkeit von 18 µm/mN, beim Ortofon sind es 7,2 Gramm und 20 µm/mN. Empfohlen sind beide für leichte bis mittelschwere Arme, verkörpern also ideale Spielpartner für den ULM-Arm des M500. So richtig Fliegen lernt der gerade bei anspruchsvollerer „Software“ allerdings erst mit dem Goldring Eroica LX. Chronisch unvernünftige Analogos wie ich entblöden sich auch nicht, Systeme in den Rekkord zu schrauben, die den Plattenspielerpreis um ein Vielfaches übersteigen. Die Unterschiede bleiben stets hörbar, was für die so einfache wie effiziente Laufwerkskonstruktion spricht.

Diese wurde gegenüber der jahrzehntealten Konstruktion freilich an den entscheidenden Stellen optimiert. So steht der M500 nur auf drei Füßen, um jegliches Kippeln im Ansatz zu unterbinden. Statt eines „angewachsenen“ Tonarmkabels gibt es ein Anschlussfeld mit vergoldeten Cinchbuchsen und einer soliden Masseklemme. Und die Geschwindigkeitswahl beziehungsweise das Ein- und Ausschalten geschieht auch nicht mehr mit einem Drehschalter, sondern mit einem beleuchteten Touch-Taster, sodass nicht die Gefahr besteht, den relativ leichten M500 auf seiner Standfläche zu verrücken. Die Materialwahl von Korpus und Zarge ist auf Vibrationsarmut und Störfrequenz-Eliminierung abgestimmt – eine Erklärung dafür, warum die leichte Subchassis-Konstruktion so punktgenau spielt und im Bass so unaufhaltsam anschiebt. Ein Plattenspieler, der sogar eingefleischte Digitalos zu Konvertiten machen könnte. Beeindruckend.

Rekkord M500

Info

Plattenspieler Rekkord M500

Konzept: manueller Plug’n’-Play-Plattenspieler mit Subchassis
Anschlüsse: Cinchbuchsen, Klemme für Erdungskabel
Antrieb: Flachriemen (innenliegend), elektronisch geregelter DC-Motor
Geschwindigkeiten: 33⅓ und 45 U/m, umschaltbar
Plattenteller: ø 12″, Material Aluminium, antimagnetisch, bedämpft
Tonarm: 8,3″, Ultra-Low-Mass, masselose Auflagekraft
Antiskating: Feder, feinjustierbar
Tonabnehmer: Ortofon 2M Blue (Moving Magnet, Ausgangsspannung 5,5 mV)
Stromversorgung: externes Netzteil 12 V/100 mA
Zubehör: Cinchkabel, Staubschutzhaube, antistatische Filzmatte und Adapter für Singles mit großem Mittenloch
Ausführungen: Mattsilber oder Schwarz
Maße (B/H/T): 44/13/37 cm
Gewicht: 5,5 kg
Garantiezeit: (bisher keine Rückmeldung)
Preis: um 1199 € (ohne Ortofon 2M Blue um 1099 €)

Kontakt

Reichmann AudioSysteme

Graneggstraße 4
78078 Niedereschach im Schwarzwald
Telefon +49 7728 1064
info@reichmann-audiosysteme.de

www.reichmann-audiosysteme.de

Mitspieler

SACD-Player: Sony SCD 333 ES, Denon CX2
Neztwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel u. a. von: in-akustik, AudioQuest, Silnote Audio

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.