Radamés Gnattali – Klavierwerke
Radamés Gnattali (1906–1988) ist bei uns kaum bekannt, in seinem Heimatland aber eine Legende.
Der Brasilianer italienischer Abstammung war schon mit 14 ins Konservatorium von Porto Alegre eingetreten und schien auf eine große Karriere als Klassikpianist zuzusteuern. Stattdessen aber avancierte er zu einem der führenden Arrangeure populärer brasilianischer Musik. In der Stummfilmzeit leitete Radamés Gnattali ein Kino-Orchester, später arbeitete er für Rundfunk, Fernsehen und Film. Quasi nur nebenher schuf er auch ernsthafte Werke: Nahezu 30 Solistenkonzerte soll er geschrieben haben, darunter nicht weniger als zwölf Klavierkonzerte.
Natürlich hat er nie aufgehört, für sein Instrument, das Piano, auch Solostücke zu komponieren. Viele davon orientieren sich an populären Tanzformen (Chôro und Walzer), in die sich auch gewitzte Jazzrhythmen mischen. Ob romantisch getönt oder harmonisch freier: Eine stupende Spieltechnik verlangen sie alle. Etwa ab 1945 wird Gnattalis Klaviermusik sachlicher und karger, aber auch persönlicher und sperriger. Der Walzerzyklus Valsas para piano ist dafür ein gutes Beispiel – es sind zehn rund einminütige Miniaturen zwischen fragil und motorisch. Aus späterer Zeit stammen die Exercicios para piano (1965) – im Stil dieser modernistischen Etüden würde man gerne mehr hören. Am liebsten wieder von Martin Jones gespielt, dem Myra-Hess-Preisträger (1968) und Spezialisten für selten gehörte Klaviermusik.
Radamés Gnattali – Klavierwerke
Martin Jones
Label: Nimbus
Format: CD
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