Quadraspire SVT Bronze
120 Kilo. Eine echte Ansage. Da kann ich auch meine fette Mark-Levinson-Endstufe mit ihren fast 40 Kilogramm Lebendgewicht ohne furchtsam eingezogenes Genick auf eine der nur vordergründig filigran wirkenden Standebenen des Quadraspire SVT hieven. Brechen kann da nichts.
In aller Kürze:
Zusammenschrauben, „ins Wasser stellen“, Geräte drauf und genießen. Das Quadraspire SVT kommt ohne Anleitung aus, weil alles supereinfach ist. Und die Klangverbesserung ist unmittelbar hörbar.
Vorsichtshalber hatte ich Entwickler Eduard Spruit, der seine Racks auf der HIGH END in München ausstellte, nach der Tragfähigkeit der Ebenen gefragt. Wirken die „Regalbretter“, deren oberste Ebene auf kunstvoll designten Bronzekegeln steht, doch beileibe nicht so, als würden sie besonders schwere Lasten aushalten – Massivbauweise ade, Leichtbau-Konstruktion hallo. „Das SVT-Rack besteht aus Bambus-Einlegeböden mit Messing-Einsätzen und soliden Aluminium-Tragesäulen“, führt Eduard „Eddie“ Spruit aus. Das mit rund 550 Euro extra zu Buche schlagende „Bronze-Upgrade“ des FIDELITY-Testexemplars besteht aus solidem Bronzeguss, der auf Hochglanz poliert und dann lackiert wird. Die Böden werden in Schichtbauweise produziert, um vagabundierender Resonanzen effizient und zuverlässig Herr zu werden.
Hinter dem Konzept des SVT stehen laut Spruit die Erfahrungen, die man mit dem Vorgängermodell Q4 gemacht habe. Es sorge im Vergleich für einen offeneren Klang der Anlage. Die Verbesserungen habe man dadurch erreicht, dass das Gewicht der einzelnen Bambusböden durch eingefräste Schlitze deutlich reduziert wurde. Auch die Luftzirkulation werde durch die Schlitze verbessert, verspricht Spruit. Mein gerne etwas heißer laufender Unison-Röhrenverstärker dankt für dieses Konstruktionsdetail ebenso wie der Mark-Levinson-CD-Player, der ebenfalls zu den „Heißspornen“ zählt. Die abgerundeten Einsätze in den Schraublöchern – üblicherweise aus Messing, nicht jedoch beim Test-Rack – helfen nach Spruits Worten in Verbindung mit den geschwungenen Kanten der Böden und der Tragesäulen, stehende Wellen zu vermeiden und Resonanzen ebenso wie Verzerrungen zu reduzieren. So habe man einen „saubereren und organischeren Klang“ erreicht, meint Spruit.
Das Bronze-Upgrade – in erster Linie die erwähnten Standkegel, aber auch die eingelassenen Führungsbuchsen für die tragenden Alu-Säulen – ist die Antwort auf eine Frage, die zum 20-jährigen Bestehen der Firma Quadraspire gestellt wurde: „Wie kann man der Kundschaft zum Jubiläum etwas Besonderes bieten?“ Die Antwort sei ziemlich überraschend gekommen. Auf die Legierung mit hohem Kupferanteil habe man sich nach diversen Versuchen festgelegt. „Wir haben das Upgrade in sechs verschiedenen Materialien hergestellt und probegehört“, erzählt Spruit und fügt hinzu: „Bronze übertraf bei der Resonanzableitung und Vibrationsdämpfung jedes andere Material, das wir uns angehört hatten.“ Nichts habe die akustische Bühne derart weit geöffnet oder einen natürlicheren Klang geliefert. „Deshalb dachten wir uns, dass dies eine ausgezeichnete, weil direkt hörbare Verbesserung wäre.“ Die Versuchsreihen hätten zudem gezeigt, dass das Gesamtergebnis noch besser wurde, wenn jede Ebene das Bronze-Upgrade bekam. Deshalb schimmern die Gewindestabbuchsen beim Testexemplar des Quadraspire SVT nun auch konsequent in sattem Rotbraun.
Die filigrane optische Anmutung befördere die Wohnraumkompatibilität und dem Vernehmen nach auch den „Wife Acceptance Factor“. Aber wie sieht es mit den inneren Werten, also den klanglichen Meriten jenseits der euphorischen Ausführungen von Entwickler Spruit aus? Toll gestaltete Stereomöbel findet man auf den gängigen Onlineplattformen schließlich zuhauf. Und sie kosten in der Regel weniger als die zugegeben sehr hochwertig verarbeiteten Quadraspire-Racks mit ihren angefasten Kanten und ihren sorgsam polierten, geölten Holzoberflächen.
Gerade hier greift die alte Regel, dass derjenige zweimal kauft, der spart. Steckt in den Kreationen des in England arbeitenden, aus den Niederlanden stammenden Tüftlers Eduard Spruit doch deutlich mehr Hirnschmalz als in der fernöstlichen Konkurrenz. Hier geht es um Klang, um clevere Vibrations- beziehungsweise Störfrequenz-Ableitung. Die eingefrästen Schlitze lassen nicht nur die Wärme der Stereobausteine abziehen, sie verhindern auch klug berechnet, dass ein solcher Boden als Ganzes unkontrolliert schwingt. Die Absorption funktioniert dabei in beiden Richtungen. So stoisch unbeeindruckt von Trittschall hat sich mein Clearaudio-Innovation-Plattenspieler auf seinem angestammten Tisch (der Axamo aus dem bekannten skandinavischen Möbelhaus) nie gebärdet. Okay, dieses Einfachst-Möbelstück kostet maximal 60 Euro. Je nach Rabattaktion auch mal deutlich weniger. Ein Quadraspire-Rack liegt in den preiswerten Kategorien in etwa beim Achtfachen.
Das ist in High-End-Gefilden immer noch nicht viel, das Geheimnis des elaborierten Leichtbaus kann man bei Quadraspire sogar schon für um die 500 Euro genießen – und man wird in der kleinsten Ausbaustufe (zwei Ebenen) bereits hörbare Verbesserungen wahrnehmen. Das Quadraspire SVT, das bei mir seit einigen Tagen die Kernkomponenten meiner Anlage trägt – an erster Stelle mein Unison-Röhrenvollverstärker Simply Italy, als Quelle mein Pioneer-SACD-Player PD06, der Clearaudio-Plattendreher und zu Referenzzwecken der CD-Player 390S von Mark Levinson mit DAC Flamingo – hat drei Ebenen, wobei alle die definierten Schlitze haben.
Wenn ich nicht schon vorher gewusst hätte, dass Eduard Spruit auf Leichtbauweise setzt, wäre mir das spätestens dann aufgefallen, als mein Paketbote das komplette SVT-Rack in der Packstation deponierte und ich das verblüffend flache und relativ wenig wiegende Paket einen halben Kilometer nach Hause schleppte. Wohlgemerkt ohne mir einen Bruch zu heben. Zum Thema Zusammenbau: Obwohl das Test-Rack die – kostenintensive – Upgrade-Variante mit den Bronzekegeln und damit eine Option mehr bot, war ich hier schneller fertig als mit besagten Tonmöbeln aus dem skandinavischen Möbelhaus. Zwei Sätze unterschiedlich langer „Beine“ aus gestrahltem Aluminium tragen die Ebenen, die unterste steht auf Spikes aus demselben Werkstoff. Eingebaute Gewindestäbe sorgen dafür, dass sich der Zusammenbau auf das Einschrauben der Beine und Spikes beschränkt. Ich habe bei mir die mittlere Ebene als jene mit der höchsten Bauhöhe angelegt, wo nun der Röhrenverstärker thront und noch genug Luft über den Röhren hat, um störungsfrei arbeiten zu können. Würde ich stattdessen die Vor-/Endstufen-Kombi von Mark Levinson aktivieren, wäre vermutlich die unterste Ebene die höchste. Mit der Breite gibt es bei Quadraspire keine Probleme, notfalls gibt es im Portfolio auch eine Variante mit nebeneinander liegenden Doppelebenen, die dann überbreite Geräte aufnehmen können. Dass man ultraschwere Endstufen und Ähnliches eher nicht in dieses Rack hineinhievt, versteht sich von selbst.
Der große Rest der Wiedergabeelektronik profitiert gleichwohl sehr nachvollziehbar von der unaufdringlich gestylten SVT-Plattform. Vor allem die Präzision der Schallereignisse nimmt in praktisch allen Kombinationen und mit allen Quellen eindeutig zu. Schon in den ersten Sekunden der Hörsession musste ich meinen Verstärker spontan leiser drehen, weil das, was aus den Lautsprechern kommt, deutlich energiereicher als gewohnt scheint. Auch die Klangfarben machen mit dem Quadraspire SVT den Eindruck, als habe man den Sättigungsregler weiter in Richtung Maximum geschoben.
Interessanterweise geht dies nicht mit einer unerwünschten Überbetonung einzelner Frequenzbereiche einher. Weder werden die Höhen schrill noch verwandeln tiefe Töne meinen Hörraum in eine Disco (was im Mietwohnungsalltag von echtem Vorteil ist). Stichwort tiefe Frequenzen: Das SVT eliminiert jene minimalen Mulm-Tendenzen, die mein Simply Italy mit seinen ECC82-Vorstufenröhren und EL34-Endröhren (mächtige acht Watt pro Kanal) je nach Musikmaterial bisweilen an den Tag legt. Auf dem Notizzettel steht: „Schlagartige (Racks muss man nicht warmspielen …) Konturenschärfung ohne negative Nebeneffekte.“ Nachdem ein A/B-Test mit Tonmöbeln kaum vernünftig machbar ist, nutzte ich als Testsoftware überwiegend gut abgehangenen Stoff, den ich in meinem HiFi-Leben oft genug gehört habe, um die Scheiben (schwarz oder silbern) quasi auswendig zu kennen. Zum Beispiel Mark Knopflers Filmmusik zu dem 1983 erschienenen Film Local Hero, die schon in seligen CD-Zeiten eines meiner Lieblingsalben war und in der von MFSL 2023 herausgebrachten SACD-Fassung definitiv gewonnen hat. Hier bekommt man elegische Gitarrenballaden und rockig-folkige Nummern mit treibendem Schlagzeug dicht an dicht, und dank des Quadraspire SVT kommt der bunte Soundtrack-Bilderbogen angenehm knackig, präsent und körperlich spürbar über die Rampe, die Kette spielt gefühlt mindestens eine Klasse höher als gewohnt.
Wir bleiben im Filmgenre und werden mit Hans Zimmers großformatigem Soundtrack zum James-Bond-Finale No Time To Die großsinfonisch. Ich freue mich an frappanter Tiefenstaffelung, breitem Stereopanorama und Musik, die deutlich auch hinter und neben den Lautsprechern passiert. Noch besser funktionieren solche mit dem ganz fetten Orchesterstoff, etwa Mahlers Achter Sinfonie, bei der die Zahl der Menschen auf der Bühne jene vor der Bühne meist übersteigt. Baden in Klang – mit dem Quadraspire einfacher denn je.
Info
HiFi-Rack Quadraspire SVT
Konzept: intuitives Leichtbau-Racksystem, lieferbar in verschiedenen (bis zu dreifacher) Breiten und mit optionalem Bronze-Upgrade
Tragfähigkeit pro Ebene: 120 kg
Abstand zwischen den Ebenen: optional 10, 14, 18, 22, 26 oder 33 cm
Nutzbare Fläche pro Ebene: 48 x 47 cm
Nutzfläche oberste Ebene: 59 x 47 cm
Stärke jeder Ebene: 2 cm
Holzoberflächen: Bambus (wahlweise naturbelassen, kirschfarben, dunkel oder schwarz)
Säulen: Schwarz oder Silber, beide matt
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: ab 180 €/Ebene, Testrack um 700 €, Bronze-Upgrade um 550 €
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Sieveking Sound
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