QAcoustics QActive 200 Aktivlautsprecher – Die Antwort auf die Q-Frage
Wenn schon streamen, dann gefälligst richtig – so die Auffassung von QAcoustics, die mit dem Aktivsystem QActive 200 eine endgültige Antwort auf die Q(ualitäts)-Frage haben wollen.
In aller Kürze
QAcoustics smarte Aktive sind die reinsten Wunderkisten: Die QActive spielen hervorragend, bieten viele Möglichkeiten und lassen sich extrem flexibel aufstellen – und all das auch noch (beinahe) strippenfrei. Systempreis um 2000 Euro.
Als das britische Unternehmen QAcoustics 2006 die Szene mit ersten Lautsprecher-Schöpfungen enterte, gab es einigen Widerhall seitens der Klangbesessenen. Die Debütanten tönten selbstsicher, waren bestens verarbeitet, sahen gut aus und kosteten vergleichsweise wenig. Inzwischen hat es einige feine Produkte von QAcoustics gegeben, etwa die hochgelobten Boxen der 3000i-Reihe, die als Preis-Leistungs-Wunder gelten. Dabei setzen die Entwickler stets auf individuelle Lösungen, die konstruktiv nicht zwingend mit dem Strom schwimmen, klanglich aber auf Ohrhöhe mit den Etablierten sein wollen. Das soll auch für die neu entwickelte QActive-Serie gelten, maßgeschneiderte Aktivsysteme fürs Digitalzeitalter, die alle Varianten des Streamings zum audiophilen Erlebnis machen. Das Konzept ist in zwei Ausführungen erhältlich: Neben den großen QActive 400 gibt es da die kompakten QActive 200, die sich unserer In-Augen- und -Ohrenscheinnahme stellen.
Drahtlose Dynamik
QActive besteht aus drei Zutaten: den beiden Lautsprechern sowie einem Hub, der als Schaltzentrale fungiert. Das kleine Kistchen im Taschenbuchformat ist ein unauffälliger Scheinzwerg. Er ist Anschlusszentrale, verarbeitet sämtliche Signale – digitale wie analoge – und sendet diese drahtlos über hochauflösenden 5,8-GHz-Funk ans Boxenpaar. Er bietet zwei RCA-Buchsen für analoge Signale. Die dürfen von Line-Quellen kommen oder vom Plattenspieler sein. Ja, der Hub hat einen eingebauten Phono-Pre, der MM-Signale vorverstärkt. Ein beigeordneter Kippschalter dient der Umschaltung. Der Entzerrer des Hub klingt sauber, und er hat genügend Verstärkungsreserven, um sogar MC-Systeme zu beherrschen. Einen High-End-Vorverstärker kann er derweil nicht ersetzen, das will er aber auch gar nicht. Abgesehen von der ARC-fähigen HDMI-Buche, die für den Anschluss eines Fernsehgeräts gedacht ist, gibt es einen optischen Toslink-Eingang. Ein zusätzlicher elektrischer S/PDIF-Eingang wäre schön gewesen, doch lassen wir das Nörgeln. Die USB-C-Buchse weckt falsche Hoffnungen, denn sie dient ausschließlich dem Anschluss des mitgelieferten Netzteils. Dafür gibt es eine LAN-Buchse. Der Hub erkennt aber auch WLAN-Netze, sodass Streaming in beiden Variationen möglich ist. Ein analoger Subwoofer-Ausgang sowie Bluetooth 4.1 vervollständigen den Verbindungsreigen.
In puncto Streaming ist das System auf der Höhe der Zeit: Apple AirPlay 2, BT, Spotify Connect und – na klar – auch UPnP/DLNA sowie Roon. Eine Sprachsteuerung – willkommen in der smarten Welt – ist ebenfalls möglich. Der Hub wird wahlweise mit integriertem Chromecast oder Amazons Alexa geliefert. Darüber hinaus ist eine Steuerung über Apples Siri möglich. Die Bedienung kann über die Sensortaster an der Front des Hub geschehen – oder über die mitgelieferte Fernbedienung. Konservative Digitalisten können sich also entspannt zurücklehnen. Eine proprietäre App-Steuerung ist ohnehin nicht erforderlich. Mobile-Devices dürfen bei QAcoustics schweigen, während der Musikliebhaber in Klängen schwelgt.
Damit dies gewährleistet ist, verarbeitet der Hub sämtliche Signale und sendet sie mit fixen 24 Bit/96 Kilohertz an die Boxen. Laut Whitepaper kann er Signale mit einer Auflösung von bis zu 32/192 verarbeiten, nimmt dann aber stets ein Downsampling vor. Freilich gibt es inzwischen Systeme, die höhere Bandbreiten via Funk übertragen. Ankreiden wollen wir das QAcoustics jedoch nicht. Einerseits arbeiten die meisten Wandler ohnehin bei 24/96 am besten, zudem gibt’s auch noch die Frage der Relevanz – oberhalb der „kleinen“ HD-Abtastung ist nur wenig Musik verfügbar.
Trias des guten Tons
Da die Lautsprecher nur ein Stromkabel benötigen, lassen sie sich praktisch überall platzieren. Die QActive 200 sind Dreiwege-Systeme in Bassreflexbauweise. An der Front sind, geschützt hinter einem Gitter, die Treiber für den Hoch- und Mitteltonbereich erkennbar. Es handelt sich um „Balanced-Mode-Radiatoren“ (BMR), die, vereinfacht gesagt, das Prinzip des Kolbenschwingers bei tiefen mit denen von Partialschwingern bei hohen Frequenzen kombinieren. BMR genießen einen guten Ruf, da sie dem Ideal der Punktschallquelle nahekommen. Gleichzeitig strahlen sie extrem weit und ausgewogen ab. Der Hersteller betont, dass seine Flachmembranen eine „hervorragende Klangqualität“ auch außerhalb des Sweetspots gewährleisten. Die in den QActive verbauten Treiber sollen dank ihrer hohen Bandbreite einen besonders ausgewogenen Mittenbereich aufweisen. Gerade da schwächeln solche Kompaktlautsprecher ja gern.
Die beiden BMR können Frequenzen bis zur Übergangsfrequenz von 150 Hertz übertragen, für alles darunter ist ein dezidierter Tieftonlautsprecher zuständig. Die 200er sind mit einem nach hinten abstrahlenden 114-Millimeter-Treiber ausgestattet. Sichtbar ist das Chassis nicht. Sein Schall wird über einen „Waveguide“ übertragen, der den Schall durch zwei Öffnungen leitet. Die Gehäuse sind erfreulich dickwandig und auf Resonanzarmut optimiert. Ihre Steifigkeit wird durch eine Verstrebung hinter dem Tieftöner erhöht, die gleichzeitig die mechanische Stabilität des Basstreibers verbessert.
Auch an den Boxen gibt es Sensortasten für Pegel und Eingangswahl. Rückseitig findet sich neben der Bassreflexöffnung, die mittels eines mitgelieferten Schaumstoffstöpsels verschließbar ist (Stichwort „wandnahe Aufstellung“) zwei Kippschalter: Der erste dient der Definition als rechte oder linke Box, der zweite passt den Frequenzgang an die Aufstellung der Box an – freistehend, wand- oder eckennah. Die USB-Buchse dient einzig dem Aufspielen von Updates, direkt darüber findet sich eine versenkte „Reset“-Taste. Sollte sich mal etwas verschlucken, lassen sich damit die Lautsprecher in ihren Auslieferungszustand zurücksetzen.
Grundsätzlich handelt es sich bei den kleinen QActive um Regallautsprecher, die dort auch wirklich Aufstellung finden dürfen. Wer möchte, kann den Briten die optionalen „Tensegrity“-Standfüße für eine freie Positionierung im Hörraum spendieren. Sie schlagen mit rund 460 Euro zu Buche. Das Grundprinzip dieser ungewöhnlichen Stative hat sich bei den passiven Concept 300 – da gehören sie zum Lieferumfang – bewährt. Die Montage der Ständer ist recht aufwendig, und auch die Positionierung der Boxen erfordert etwas Geduld. Wenn sie aber erst einmal stehen, ist alles wunderbar. Denn diese Ständer funktionieren richtig gut.
Das Q bei QActive steht für Qualität.
Sind alle Komponenten bestromt, richtet sich das System selbst ein. Etwas Geduld ist allerdings nötig, denn es dauert bei der ersten Inbetriebnahme einige Minuten, ehe eine Fanfare Spielbereitschaft verkündet. Dann ist der Umgang aber so einfach, wie es von derartigen Gerätschaften zu erwarten ist. Egal, ob via Bluetooth, Netzwerk oder über den heißen Analog- oder Digitaldraht: Das System läuft stabil und fehlerfrei.
Nun zum Wesentlichen, dem Klang des Systems: Dazu habe ich mir, via Bluetooth vom MacBook zugespielt, den genialen Live-Clip der Eagles von „Hotel California“ aus dem Jahr 2005 zu Gehör gebracht. Ehe Sie die Nase rümpfen: Das klingt richtig gut. Der Tonfall ist wunderbar räumlich, schön befreit von den Lautsprechern, mit einer superben Breiten- und Tiefenstaffelung. Das Impulsverhalten – bestens am knackigen Schlagzeug zu überprüfen – ist ebenfalls erfreulich gut. Bei der Transientenwiedergabe erweisen sich die BMRs als flinke Schallwandler. Sie folgen den Anschlägen der beiden Gitarristen oder dem perfekt aufspielenden Bläsersatz auf dem Fuß.
Natürlich beherrschen die Kompakten auch audiophile Gangarten. Dazu speise ich den Hub mit digitalen Signalen aus der hauseigenen Referenzcombo. Optimal hierfür ist Joschos Stephans Album Guitar Heroes, das von Audiodatas MS II ein reinstes Feuerwerk virtuoser Gitarrenspielkunst offenbart. Der Titel „Blues For Tommy“ steht am Anfang, Joscho Stephan teilt sich hier die Soloparts mit Gitarrenlegende Tommy Emmanuel. Da bleibt kein Auge trocken, so dermaßen geht es auf diesem Blues ab! Während der Hörer ehrfürchtig lauscht, bleibt das QActive-System völlig gelassen, bringt ausnahmslos alles an die Ohren, was diese exzellente Aufnahme zu bieten hat. Dabei sind die Lautsprecher durchaus Ohrenschmeichler mit stimmungsvollen Mitten und herrlich samtigen Höhen. Der Bassbereich erweist sich als fokussiert und hinreichend tief. Tatsächlich ist die Wiedergabe bei freier Aufstellung am besten. Wer also das letzte Quäntchen aus dem System herausholen möchte und über Montagegeschick verfügt, sollte sich die Ständer leisten. Dann ist die Q-Frage endgültig zugunsten der QActive 200 beantwortet.
Info
Drahtlos-Lautsprechersystem QActive 200
Konzept: 3-Wege-Regallautsprecher in Bassreflexbauweise
Funktionsprinzip: digitales Drahtlos-Lautsprechersystem mit zentraler Steuereinheit
Bestückung: 2 x BMR mit 58-mm-Membran, 114-mm-Tieftöner
Übergangsfrequenz: 150 Hz
Verstärker: 3 x 100 W
Raumanpassung: 3 Voreinstellungen
Drahtlos-Verbindungen: WLAN, Bluetooth
Eingänge: 1 x optisch (Toslink), 1 x HDMI-ARC, 2 x analog RCA (umschaltbar Line-Level/Phono), LAN
Ausgänge:1 x Subwoofer Out
Interne Signalverarbeitung: max. 32 bit/192 kHz, Ausgabe mit 24 bit/96 kHz
Formate: WAV, AAC, FLAC, MP3, OGG Vorbis, WMA, ALAC
Bedienung: über berührungsempfindliche Taster oder Fernbedienung
Besonderheiten: zentrale Steuerung über Hub, keine Steuer-App erforderlich
Ausführung: Weiß
Lieferumfang: Lautsprecher, Hub, Fernbedienung
Optionales Zubehör: Ständer Tensegrity (um 460 €)
Maße(B/H/T): 17/28/29 cm
Gewicht (je Lautsprecher): 7,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Systempreis: um 2000 €
Kontakt
IDC Klaassen International Distribution
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860-285