PS Audio PerfectWave SACD Transport – Der Zauberschlüssel
In CDs und SADCs steckt mehr Wohlklang als gemeinhin angenommen. Es braucht nur einen Zauberschlüssel, um die Musik zu entschlüsseln. Das neue SACD-Laufwerk von PS Audio könnte passen.
Auch wenn es heutzutage als anachronistisch, gar uncool gilt, als Musikliebhaber die Silberscheiben zu hegen, zu pflegen und zu hören: CD- und SACD-Player der Extraklasse werden von den High-End-Schmieden unserer wunderbaren Audio-Welt weiterhin entwickelt. Auch in Boulder, Colorado, wo das US-amerikanische Unternehmen PS Audio ansässig ist, glauben die Designer und Ingenieure um den unermüdlichen Chefdenker Paul McGowan – er ist das „P“ im Firmennamen – an die Klangqualität von CDs und SACDs. Deswegen sind CD-Laufwerke schon seit einiger Zeit fester Bestandteil des umfangreichen Portfolios des Herstellers, der in der analogen und der digitalen Welt einen sicheren Stand hat: „PerfectWave Transport (PWT)“ und „Direct Stream Memory Player (DMP)“ heißen die Vorgänger des neuesten Streichs aus Colorado. Und nun wird also der „PerfectWave SACD Transport“ – kurz und knackig: „PST“ – zu uns kommen, um für die FIDELITY in Ohrenschein genommen zu werden. Der Neue ist mit knapp 7500 Euro deutlich kostspieliger als seine hochangesehenen Vorgänger, soll dafür aber das endgültige Hörerlebnis garantieren. Paul McGowan selbst spricht ganz unbescheiden vom „besten CD-Player aller Zeiten.“ Nun, Sir, wir nehmen die Herausforderung an und sehen uns den PST aus nächster Nähe an.
PS Audio – Einzig eigensinnig
Der PST ist kein CD-Spieler. Die Bezeichnung „Laufwerk“ trifft es, obschon ebenfalls unscharf, besser. Denn aus klanglichen Gründen verzichtet der Hersteller auf einen D/A-Wandler. Der PST reicht digitale Signale an einen angeschlossenen DAC, der die Folgen aus Einsen und Nullen in Klang verwandelt. Sie stutzen und meinen: „Dafür soll ich so viel Geld hinlegen? Laufwerke gibt es für ein paar Groschen.“ Richtig, aber der PST ist kein Laufwerk, sondern ein hochpräziser Ausleser und Aufbereiter der in einer CD oder SACD digital verschlüsselten Informationen. Ein Laufwerk für den Datenträger hat das schmucke und gewichtige Gerät im massiven Alu-Gewand mit typischer Acryl-Topplatte selbstverständlich. Das kommt von DNM, besser bekannt als Denon Marantz Group, ist ein echtes Trumm und hat mit Computer-Peripherie so viel zu tun wie ein gesampelter Flügel mit einem echten Shigeru Kawai. Das Laufwerk allein ist aber im Fall der PS-Audio-CD/SACD-Geräte nur die halbe Miete. Denn das Prinzip des optischen Abtasters haben die Amerikaner längst hinter sich gelassen. Das Stichwort heißt „Digital Lens“, also „digitale Laserlinse“, und bedeutet, dass der Datenträger mehrfach und somit vollständig ausgelesen und die Daten dann in einen 64 Megabit großen Zwischenspeicher zur anschließenden Optimierung geladen werden. Die Daten durchlaufen ein „Jitter-Reinigungsprogramm“, das Artefakte aufgrund von Takt-Zittern eliminiert. Ein rasend schneller A-B-Vergleich zwischen Datenträger-Inhalt und den gespeicherten Daten findet dort statt, um einen optimalen Digitaldatenstrom zu garantieren. Das ist zugegebenermaßen nicht neu. Highender kennen das Prinzip der „Digital Lens“ bereits. PS Audio darf sich aber rühmen, dieses eigenwillige Verfahren optimiert zu haben. Kleiner Gag dabei: Auch ohne CD/SACD im Laufwerk kann der PST weiter Daten an den Wandler senden – er spielt eben aus dem eigenen Speicher.
So weit, so gut. Neu beim PST – und der Hersteller betont die Weltexklusivität der Konstruktion – ist die galvanisch getrennte Ausgangsstufe. Das Board mit den digitalen Ausgängen – dazu gleich noch mehr – ist von den anderen Komponenten „galvanisch getrennt“. Im Klartext heißt das, dass Ladungsträger aus anderen Stromkreisen nicht in die Ausgangsstufe hinüberwechseln und dort das Ausgangssignal verschmutzen können. In einem launigen Präsentationsvideo bringt es Paul McGowan auf den Punkt: Faktisch könnte die Ausgangsstufe auch weit weg außerhalb des Gehäuses werkeln. Wir wollen uns nicht in Konstruktionsdetails verlieren, sondern halten die Herstelleraussage fest, wonach der PST einen bitperfekten, einstreuungsresistenten Datenstrom ausgibt.
An Digitalausgängen hat der PST einiges zu bieten. Es gibt eine RCA-Buchse für die S/PDIF-Ausgabe, hinzu kommen paarweise angeordnete BNC- und XLR-Buchsen. Sie können die S/PDIF- oder AES/EBU-Daten im Tandem/Double-Rate-DoP-Betrieb an entsprechend ausgestattete Wandler ausgeben. Ist ein solcher nicht vorhanden, kann Linear PCM und DoP („Digital over PCM“) an einer Buchse nach Wahl ausgegeben werden.
Damit ist aber noch lange nicht Schluss. Eine Spezialität bei PS Audio ist der HDMI-Ausgang, über den mittels des proprietären I2S-Protokolls digitale Rohdaten ausgegeben werden. Das an und für sich praktische Modulationsverfahren wird auf diese Weise umgangen, was der Signalqualität gut bekommen soll. Im Falle des Testgeräts ist das besonders spannend, wenn SACDs abgespielt werden sollen. Mit dieser Technologie ist der Master Layer der SACD, also der eigentliche 1-Bit-DSD-Stream, unverfälscht auslesbar und hörbar. Auch CDs sollen dank des I2S-Protokolls besser klingen. Allerdings bedarf es zwingend eines passenden Wandlers. Für den Test stellte uns der deutsche PS-Audio-Vertrieb daher den DirectStream DAC zur Verfügung, der seinerseits mit rund 7500 Euro zu Buche schlägt, dafür aber auch das wahre Klangerlebnis verheißt.
Bevor wir uns mit dem Klang befassen, soll noch erwähnt sein, dass der PST auch über eine USB-Schnittstelle verfügt, was das Abspielen von Digitalmusik bis maximal 24-bit/192-kHz-Auflösung aller gängigen Formate ermöglicht. Als CD/SACD-Laufwerk ist der silbergraue Riese, den es auch in Mattschwarz gibt, vorbildlich intuitiv bedienbar. Einen großen Touchscreen gibt es diesmal nicht, dafür einen informativen LCD nebst Taster-Kreuz, der niemanden vor Rätsel stellt. Noch besser bedient sich der PST mit der mitgelieferten Fernbedienung, die übrigens auch den DAC anspricht. Dann wollen wir uns nun dem Wesentlichen widmen – dem Klang des PST.
Der Klarheit letzter Schluss
Zunächst darf der PST mit meinen eigenen Wandlern ran und gibt via AES/EBU an die bewährte Kombination Mutec MC-3+USB/Mytek Digital Stereo192-DSD aus, die zwei Referenz-SACDs enthalten. Das sind die Living-Stereo-Aufnahme des Dritten Klavierkonzertes von Rachmaninow mit Solist Van Cliburn – eine unfassbar gute Liveaufnahme – sowie die nach wie vor überragende Klaviersoloproduktion My Favorite Instrument von Oscar Peterson. Gewohnt gut klingt es beidesmal aus den Lautsprechern, allein der Aha-Effekt mag sich nicht einstellen. Deswegen setze ich kurzerhand alles auf die PS-Audio-Karte und verbinde den PST mit dem Direct Stream DAC – ein eigenes HDMI-Kabel befindet sich freundlicherweise im Paket –, stelle beglückt fest, dass auch der Wandler kinderleicht zu bedienen ist – und werde direkt zum überglücklichen Musikgenießer.
Denn so fulminant ist Peterson noch nie in „Someone To Watch Over Me“ eingestiegen. Der Steinway perlt und singt, Petersons frappierende Oktav-Licks in beiden Händen donnern aus den Lautsprechern, die subtile Pedalarbeit wird auf einmal nachhörbar, und mir ist wieder einmal klar, warum dieses Album eines meiner Insel-Mitnehmsel bleiben wird. Auch Van Cliburns perfekte Interpretation tönt im besten Sinne analog und belegt das Schlagwort „DSD ist das neue Analog“ auf ohrenfällige Weise. Wenn ich ohnehin schon ganz auf Klaviermusik eingestellt bin, soll doch mal die Horowitz-CD mit des Pianisten gesammelten Scrjabin-Einspielungen in den PST. Es ist irre: Die Klaviersonate Nr. 9 „Schwarze Messe“ erreicht in nie zuvor gehörter Klarheit meine Ohren, die Stielaugen machen und erhören, dass der PST tatsächlich der Zauberschlüssel zur Entschlüsselung von CDs und SACDs ist, den wir Musikverrückten wollen.
Wir meinen
Der PerfectWave-SACD-Spieler ist ein Topgerät, das dank proprietärer Lösungen alles an Musik aus CDs und SACDs rausholt.
Info
CD/SACD-Laufwerk PS Audio PerfectWave SACD Transport
Konzept: CD/SACD-Laufwerk ohne eigenen D/A-Wandler
Digitale Schnittstellen: 1 x USB, Ethernet, WiFi
Ausgänge analog: keine
Ausgänge digital: 1 x koaxial S/PDIF, 2 x BNC für S/PDIF, 2 x AES/EBU (jeweils für Tandem-Double-Rate-DoP-Betrieb, 1 x I2S
Maximale Auflösung: PCM bis maximal 192 kHz, DSD 5,6 MHz
Formate: alle gängigen Formate
Besonderheiten: digitale Rohdatenausgabe via HDMI-Ausgang, Digital Lens System, galvanisch getrenntes Ausgangs-Board
Lieferumfang: Netzkabel, Fernbedienung
Maße(B/H/T):36/10/43 cm
Gewicht: 10 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 7500 € (PerfectWave SACD Transport), um 7150 € (Direct Stream DAC)
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