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Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker

Primare A35.8 Mehrkanal-Endverstärker

Leistung nach Maß

Primare A35.8 – Leistung nach Maß

Was hat die Achtkanal-Endstufe von Primare in unserem Hörraum verloren? Keine Sorge – es geht nach wie vor um Stereo. Mit diesem schwarzen Kasten kann man die Leistungsversorgung für die Kette fast völlig frei konfigurieren. Geht die Rechnung auf?

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker

In aller Kürze

Die Primare A35.8 macht nahezu alle erdenklichen HiFi-Setups möglich. Vor allem aber liefert sie zu einem erschwinglichen Kurs üppige Leistungsreserven, Laststabilität und nicht zuletzt hervorragenden Klang.

Primare A 35.8 Navigator


Welche Art Highender sind Sie eigentlich? Da gibt es ja im Prinzip zwei Sorten: Die einen wollen einfach ohne großes Brimborium einige wenige, aber erlesene Komponenten unauffällig ins Wohnzimmer integrieren und anschließend unbeschwert Musik genießen. Und dann gibt es diejenigen, die partout leiden wollen, Verzeihung, ich meine natürlich: die vom Perfektionismus getrieben sind und sich von ihrer Passion für hochwertige Musikwiedergabe ein involvierendes Erlebnis versprechen. Zur Liebe für Musik gesellt sich bei ihnen eine gewisse Experimentierfreude, ein Drang, immer Neues auszuprobieren auf der Suche nach der nächsten kleinen Klangverbesserung. Der Weg ist das Ziel.

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker
Unauffälliger kann man bis zu 1500 Watt Gesamtleistung kaum verpacken: Der schwedische Hersteller Primare kleidet seinen Achtender in ein ebenso schnörkelloses wie elegantes Blechkleid. Können Sie den Power-Knopf finden? Tipp: Er versteckt sich im Primare-Logo.

Das audiophile Spielkind schlummert auch in mir, und Bi-Amping ist ein Experiment, das mich schon seit langem reizt, das ich jedoch angesichts des Aufwandes seit ebenso langer Zeit konsequent aufschiebe, obwohl doch der Vorteil auf der Hand liegt: Bei gleichem Schalldruck ist die Signalamplitude im Tiefton um ein Vielfaches höher als im Hochton – insofern macht es absolut Sinn, Hoch- und Tieftonzweig soweit es geht zu trennen, damit Ersterer vom Letzteren unbehelligt zum Tweeter gelangen kann. Dennoch schien mir die Anschaffung einer ganzen zusätzlichen Endstufe nur zu diesem Zweck immer irgendwie verschwenderisch, ich hatte stets den Eindruck, dass es bei gleichem Budget für eine Vor- und Endstufenkombi besser ist, das Geld in nur zwei statt in drei Komponenten zu investieren.

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker
Formatfüllend: Eine Armada an Anschlüssen füllt das Backpanel im 43-cm-Gardemaß voll aus. Zwei Kippschalter für jedes Kanalpaar ermöglichen fast jede beliebige Kombination aus RCA- oder XLR-Ansteuerung sowie Einzelkanal- und Brückenbetrieb.

Audiophile Rechenspiele der Primare

An genau dieser Stelle kommt die Primare A35.8 ins Spiel, eine brückbare Achtkanal-Endstufe, die mich meine Rechnung von eben von Grund auf überdenken lässt: Mit rund 5000 Euro liegt ihr Listenpreis lediglich 1800 Euro über dem ihres Zweikanal-Pendants A35.2. Wenn ich also statt zweier Kanäle acht kaufe, werden für jeden von ihnen statt 1600 Euro nur gut 600 Euro fällig, freut sich mein innerer Heinrich Lohse. Doch so verlockend dieses Zahlenspielchen auch ist, stellt sich natürlich die Frage, wieso in aller Welt ich acht Kanäle brauchen sollte, um zwei Lautsprecher anzutreiben. Die Antwort erschließt sich beim Blick auf das Anschlussfeld, das die bemerkenswerte Flexibilität der Endstufe erkennen lässt. Je zwei der acht Lautsprecherklemmenpaare lassen sich brücken, wodurch die ohnehin ordentliche Leistung von 150 Watt an 8 Ohm auf satte 375 Watt steigt – an 4 Ohm verdoppeln sich die Werte jeweils. Steuert man Hoch- und Tieftonzweig jeweils einzeln mit einem Paar Endstufen an, haben also tatsächlich alle acht Ausgänge eine Beschäftigung.

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker
Sieht unscheinbar aus, hat es aber in sich: Das Schaltnetzteil des A35.8 mobilisiert bis zu 1500 Watt. Üppig bemessene Siebkondensatoren sorgen dafür, dass die Verstärkermodule nie verhungern.

Das ist aber noch nicht alles. Grundsätzlich addieren sich im Brückenbetrieb die Amplituden der beiden Kanäle auf den doppelten Wert, was gegenüber dem Zweikanalmodus, in dem jedes Klemmenpaar konventionell für sich arbeitet, effektiv einen Pegelanstieg von 6 Dezibel bedeutet. Deshalb verfügt jedes Paar Kanäle über einen Dreiwege-Kippschalter, der dem Nutzer nicht nur die Wahl gibt, ob, sondern auch wie gebrückt werden soll: Neben der Möglichkeit, die Kanäle separat laufen zu lassen und dem Bridged-Modus mit +6 dB ermöglicht die dritte Position des Kippschalters, zwei Kanäle ohne Pegelanstieg zusammenzulegen. Das eröffnet eine ganze Reihe an Möglichkeiten. In einem Heimkino-Setup etwa könnte man jeweils ein Endstufenpaar für die LCR-Lautsprecher nutzen und es blieben dann noch zwei einzelne Endstufen für die Rear-Kanäle. In einer Stereo-Konfiguration eröffnet die Option, je zwei Kanäle pegelneutral zu addieren, noch exotischere Konstellationen: Hat man einen Tri-Amping-fähigen Lautsprecher in der Kette, kann man die Tweeter und Mitteltöner an je eine einzelne Endstufe hängen, während die leistungshungrigen Tieftöner an je zwei Paar Lautsprecherklemmen nuckeln dürfen, ohne dass sich an der tonalen Balance irgendetwas ändert. Und all das geht mit nur diesem einen, skandinavisch-sachlich gestalteten 43-Zentimeter-Kästchen – ziemlich beeindruckend.

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker
Ein bisschen Glanz traut sich der Primare dann doch: Die drei massiven Stellfüße mit gummierten Auflagen sorgen jederzeit für absolut wackelfreien Stand.

Ein (nicht ganz) kleines Caveat Emptor kann ich bei all diesen Überlegungen allerdings nicht verschweigen: Die Endstufe bietet alle genannten Möglichkeiten an sich ohne Einschränkung, die Verkabelung kann sich allerdings durchaus heikel gestalten: Für unseren Test hat uns in-akustik ein Paar Y-XLR-Kabel zur Verfügung gestellt, wodurch sich eine Bi-Amping-Konfiguration realisieren lässt, indem die linken und rechten Vorstufenausgänge mit je zwei Endstufenpaaren verbunden werden. Kompliziert wird es allerdings spätestens beim Tri-Amping-Szenario: Hier werden Dreiwege-Adapter benötigt, die auf Bestellung angefertigt werden müssen.

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker
Der Einschaltknopf befindet sich mitten im Primare Logo.

Klangliche Baseline

Bevor es ans Eingemachte geht, fühle ich der Primare A35.8 aber erstmal ganz bodenständig im Single-Wiring-Betrieb klanglich auf den Zahn. Als Spielpartner nutze ich die DALI Epicon 6, die sich in unserem Hörraum mit ihrer ausgewogenen Abstimmung und ungekünstelt-natürlichen Spielfreude als Eichmaß bestens bewährt hat. Gleich bei den ersten Takten wird klar, dass sich die Däninnen mit dem schwedischen Kraftpaket ganz hervorragend verstehen. Dianne Reeves’ Stimme hat bei „Old Country“ (The Grand Encounter) exakt das richtige Maß an Körper, das skandinavische Gespann schält dabei die Oberflächentextur gekonnt heraus – die Präsentation wirkt enorm organisch und natürlich. Ein muskulös-knorriges Bassfundament trägt das Geschehen, ohne jemals wirklich die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Primare zeichnet den Bass mit unangestrengtem Durchsetzungsvermögen und stets tadelloser Kontrolle durch. Auf Youn Sun Nahs Tom-Waits-Cover „Jockey Full Of Bourbon“ (Voyage) zeigt sich zudem die beeindruckende Bühnentiefe, die die Kombi in den Hörraum werfen kann: Stimme und Kontrabass wirken lebensnah platziert, während die Bongos im Hintergrund richtig schön weit nach hinten versetzt sind.

Bildergalerie
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Ist mehr wirklich mehr?

Die Messlatte sitzt also schon recht hoch – also lautsprecherseitige Kabelbrücken raus, zweites Paar Lautsprecherkabel verlegt und zurück zu „Old Country“. Als ich zunächst so ziemlich genau dasselbe höre wie zuvor, bin ich nicht weiter erstaunt – einen Unterschied wie Tag und Nacht hatte ich nicht erwartet, außerdem ist mein akustisches Gedächtnis durch Youn Sun Nahs Intermezzo verdorben. Also wieder in den Single-Wiring-Modus, und schon schälen sich die Unterschiede heraus: Auch ohne die Doppelbeschickung klingt es bereits klasse, doch die getrennte Ansteuerung des Hoch- und Tieftonzweigs bringt einige subtile, aber entscheidende Veränderungen: Mit zwei gebrückten Kanalpaaren gewinnt der Bass ein weiteres Quäntchen Impact und Definition, ist zugleich aber nochmals durchlässiger für die Mitten, die nun noch freier atmen können. Außerdem macht sich gerade beim gestrichenen Bass am Beginn des Stückes bemerkbar, wie das An- und Ausklingen der Töne noch feiner nachgezeichnet wird. Die Bühne verändert sich in ihrer Ausdehnung nicht wesentlich, doch scheinen die einzelnen Schallereignisse nun noch besser separiert. Weltbewegend? Nicht wirklich, aber nach zwei, drei Wechseln kann ich Single-und Bi-Amping blind auseinanderhalten – an kleinen, aber klar nachvollziehbaren Unterschieden, die ich im Nachhinein nicht mehr missen will, weil sie einfach für das entscheidende Mehr an Spaß beim Musikhören sorgen.

Primare A 35.8 Mehrkanal-Endverstärker
Das Wichtigste … trotz enormer Leistungsdichte benötigt die Primare A 35.8 keinen Lüfter und kann somit problemlos in’s Wohnzimmer gestellt werden.

Das Experiment auf der Suche nach dem nächsten bisschen Klangqualität darf also als absolut geglückt gelten – vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Mehrkosten in einem sehr vertretbaren Rahmen halten und das Achtkanal-Kraftwerk im Rack nicht mehr Platz einnimmt als eine Stereo-Endstufe.

Info

Mehrkanal-Endverstärker Primare A 35.8
Konzept: Class-D-Achtkanal-Endstufe
Eingänge: 8 x RCA, 8 x XLR
Ausgänge: 8 Paar Lautsprecherterminals, schaltbar: einzeln, gebrückt, gebrückt +6 dB
Ausstattung: 2 x 3,5-mm-Trigger-Input/Output 12 V, RS232-Schnittstelle
Ausführungen: Black, Titanium
Leistung pro Kanal: 150 W (8 Ω), 300 W (4 Ω)
Leistung je zwei Kanäle, gebrückt: 375 W (8 Ω), 750 W (4 Ω)
Maße (B/H/T): 43/15/40 cm
Gewicht: 15 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 5000 €

Kontakt

in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12–14
79282 Ballrechten-Dottingen
Telefon +49 7634 56100

www.in-akustik.de

www.primare.net

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.