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Pink Floyd - Interstellar Overdrive

Pink Floyd – Interstellar Overdrive

Longtrack, 1967

Pink Floyd – Interstellar Overdrive

Eigentlich waren sie Architektur- und Kunststudenten und verstanden ihre Auftritte als eine Form von „Art Performance“.

Die Lightshow war bei den frühen Pink Floyd daher oft wichtiger als das instrumentale Können. Weil die Musiker den Songs, die sie coverten, ohnehin nicht viel Substanzielles hinzuzufügen hatten, flüchteten sie sich lieber in instrumentale Sound-Experimente. Genau diese freien Improvisationen aber waren es, die 1966/67 den psychedelischen, drogenaffinen Zeitgeist trafen und von der Band daher immer mehr ausgedehnt wurden. Im Londoner UFO Club wurden Pink Floyd zu den Vorreitern des „Space Rock“. Die Struktur der langen Live-Improvisationen beschrieb ihr Drummer Nick Mason einmal mit der Formel „leise, laut, leise, wieder laut“. Von Auftritt zu Auftritt entwickelten die Improvisationen aber eine gewisse Ideenabfolge, eine Grobstruktur.

Als das erste Pink-Floyd-Album entstand, The Piper At The Gates Of Dawn, unterband der Produzent im Studio erst einmal die ausufernden Instrumentalpassagen. Denn ihm war wichtig, dass handliche, leicht konsumierbare Drei-Minuten-Songs entstanden. Fast alle dieser ziemlich bizarren kleinen Songs („Lucifer Sam“, „The Gnome“, „The Scarecrow“, „Bike“ usw.) schrieb und sang Syd Barrett, der legendäre Gründer und Ur-Gitarrist der Band.

Zum Ausgleich aber erlaubte der Produzent dem Quartett dann einen einzigen großen, „freien“ Trip, eben diesen typischen „weird shit“ der Band – daraus wurde „Interstellar Overdrive“. Dieses Stück gibt eine Vorstellung davon, wie die frühen Pink Floyd bei ihren berüchtigten Clubauftritten geklungen haben. Im Plattenstudio nahm die Band im Februar und März 1967 sechs verschiedene Versionen auf (eine Demoversion entstand schon 1966) – das waren unterschiedliche Versuche, für die Schallplatte eine überzeugende „Kurzfassung“ der Livepraxis zu schaffen. Die Reihenfolge der einzelnen Improvisationsideen im Stück blieb aber immer weitgehend gleich.

Mit fast zehn Minuten Länge ist „Interstellar Overdrive“ der erste Instrumental-Trip dieses Umfangs, den eine Rockgruppe auf einer Studioplatte veröffentlicht hat. Die Band soll dabei von Frank Zappa und den Byrds inspiriert gewesen sein, vor allem aber vom britischen Freejazz-Trio AMM.

Pink Floyd - Interstellar Overdrive

Alle vier Musiker erzeugen auf ihren Instrumenten auch „innovative“, aber von ihnen schon erprobte Sounds. Deutlich gegliedert ist die Aufnahme durch das zweimalige Aussetzen des Schlagzeugbeats (2:20 bis 3:20, 6:10 bis 7:50) – in der zweiten Trommelpause unterstützt Mason aber mit den Becken die freien (unrhythmischen) Akkordwechsel der Orgel. Eröffnet wird der Longtrack durch eine sechstaktige Motivfigur (bis 0:50). Bei der Wiederkehr dieses Motivs am Ende (ab 8:40) wird es durch extreme Stereo- und Delay-Effekte noch psychedelisch verfremdet.

„Interstellar Overdrive“ ist der Hauptgrund, dass das Album The Piper At The Gates Of Dawn zur berühmtesten Platte des Psychedelic Rock wurde. Das Stück stand im Ruf, die ideale Begleitmusik für LSD-Trips zu sein. Von 1966 bis 1970 gehörte „Interstellar Overdrive“ zum Konzertprogramm von Pink Floyd, oftmals als Opener. Auf der Bühne konnte das Stück mehr als 20 Minuten dauern und besaß noch weitere Improvisationsepisoden. Es wurde auch von vielen renommierten Bands gecovert (z. B. T. Rex, Hawkwind, Pearl Jam) und wird gerne als „Tribute“ an den verstorbenen Syd Barrett gespielt.

Pink Floyd – Piper at the Gates of Dawn auf jpc.de

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